Kommentar
11:54 Uhr, 14.08.2003

Deka - Rezession in Deutschland

1. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist im zweiten Quartal 2003 um 0,1% (ssb) gegenüber dem Vorquartal gesunken. Mit diesem zweiten Rückgang in Folge befand sich Deutschland - angesichts der gesamtwirtschaftlichen Unterauslastung - im ersten Halbjahr 2003 zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren in einer Rezession. Gleichzeitig gab es Revisionen für die vorangegangenen Quartale, die den statistischen Überhang - das ist der Schwung mit dem die deutsche Wirtschaft in dieses Jahr ging - verringert haben. Dies führt dazu, dass in diesem Jahr mehr als Nullwachstum nicht zu erreichen ist.

2. Da die heute veröffentlichten Daten nur eine Schnellschätzung sind, beinhalten sie keine Informationen zu den Ursachen dieser Entwicklung - Details folgen in einer Woche. Anhand der vorliegenden Konjunkturindikatoren kann aber auf diese Details geschlossen werden. Die Exporte haben der deutschen Volkswirtschaft keine Impulse verleihen können. Angesichts der Euroaufwertung kam es zu einem Rückgang der Auslandsorders und der Exporte. Dies wurde etwas aufgefangen durch einen Rückgang der Importe (gegenüber dem Vorquartal). Nach dem unerwartet kräftigen Anstieg im ersten Quartal - in Folge einer Ausdehnung der Ölimporte wegen des drohenden Irakkriegs - folgte nun eine entsprechende Gegenbewegung. Diese wäre noch stärker ausgefallen, hätte die Euroaufwertung nicht Importe im Vergleich zu heimischen Produkten attraktiver gemacht. Unter dem Strich blieb daher ein Bremseffekt vom Außenbeitrag. Ein Teil der Ölimporte im ersten Quartal trug sicherlich auch zu einer Ausdehnung der Lagerinvestitionen bei; im zweiten Quartal sollte diese Entwicklung korrigiert worden sein. Die Wirren um den Irakkrieg und die steigende Arbeitslosigkeit dämpften die Konsumlust der deutschen Haushalte im zweiten Quartal wieder etwas. Der für die letzten Quartale ungewöhnlich hohe Anstieg der Privaten Konsumausgaben zu Jahresbeginn blieb damit eine Eintagsfliege. Leicht stützende Impulse kamen von den Bauinvestitionen. Dies ist aber allein auf einen Nachholeffekt nach den Bauausfällen im ungewöhnlich kalten ersten Quartal zu werten. Die Ausrüstungsinvestitionen entwickelten sich schließlich wieder schwächer. Eine schwache Auftragslage im zweiten Quartal in Verbindung mit einer geringeren Auslastung der Produktionskapazitäten hat dazu geführt, dass Investitionsprojekte weiter in die Zukunft geschoben wurden. In der Summe war der Wachstumsbeitrag der Binnennachfrage aber positiv - nicht zuletzt wegen der Lagerinvestitionen -, konnte aber die Bremseffekte vom Außenbeitrag nicht kompensieren.

3. Nach gerade einmal drei Quartalen mit geringen positiven Wachstumsraten befindet sich die deutsche Volkswirtschaft erneut in einer leichten Rezession - das zweite Rezessiönchen. Nun mag man angesichts des jeweils nur leichten Rückgangs des Bruttoinlandsprodukts geneigt sein, diese als weniger problematisch einzustufen. Der Blick auf eine - synthetische - lange Zeitreihe des deutschen Bruttoinlandsprodukts zeigt aber, dass seit 1960 nur einmal eine vergleichbar lange Phase der Stagnation zu verzeichnen war, nämlich Anfang der achtziger Jahre. Zwei Rezessiönchen verursachen also nicht minder gravierende Probleme als ein kräftiger Einbruch, offensichtlich sogar mehr, da ein längerer Zeitraum zur Bereinigung nötig ist.

Quelle: DekaBank

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