Kommentar
12:33 Uhr, 28.02.2003

Deka - Rentenmarktbericht uSA

Der US-Rentenmarkt hat sich seit dem schwächeren Start am Jahresanfang wieder gefangen. Ein Grund hierfür war sicher der sich zuspitzende Irakkonflikt, der Investitions- und Konsumklima und Aktienkurse drückt. Ein klarer Richtungstrend ist aktuell am Markt aber nicht auszumachen. Die geopolitisch getriebene hohe Unsicherheit ist positiv für US-Renten zu bewerten. Das Argument ist sicher strapaziert, aber die US-Rentenmärkte dienen immer noch als "sicherer Hafen". Die schwindende Haushaltsdisziplin wird dagegen immer mehr zu einem Problem.

Tendenzielle Belastungen durch Budgetdefizite

Erinnert sich noch jemand daran: Vor nicht allzu langer Zeit sorgte sich die US-Notenbank, dass ihr die Offenmarktpolitik als geldpolitisches Instrument durch die steigenden staatlichen Budgetüberschüsse genommen werden könnte. Die Bush- Administration hat diesem Szenario einen Riegel vorgeschoben: Steuersenkungen und höhere Staatsausgaben haben den Budgetsaldo wieder tief in die roten Zahlen getrieben. Welche realwirtschaftlichen Wirkungen hat dies? Die expansiven Effekte des Steuersenkungspakets für die Konjunktur in diesem Jahr sind begrenzt. Langfristig wird es über die negativen Wirkungen höherer Realzinsen auf die Investitionen das Wachstum behindern. Im Zusammenhang mit Budgetdefiziten ist das Zusammenspiel von Geld- und Fiskalpolitik entscheidend. Langfristig muss eine der anderen untergeordnet werden, soll es nicht zu inflationärem Druck kommen. Die entscheidende Frage hierbei ist: Wer? In den 80er Jahren zwang die expansive Fiskalpolitik der Reagan-Administration die Fed zu Zinserhöhungen; umgekehrt verhielt es sich in den 90er Jahren, als die Budgetüberschüsse der Clinton-Administration der Fed Spielraum gab, die Zinsen niedrig zu halten. Die Bush-Administration hat bislang keine Pläne in der Schublade, wie die Budgetdefizite wieder abgebaut werden können. Es ist daher wahrscheinlich, dass die Geldpolitik die Zinsen langfristig höher halten muss als es ohne den fiskalpolitischen Impuls notwendig gewesen wäre.

Geldpolitik der "ruhigen Hand"

In der kurzen Frist wird die Geldpolitik weiter eine Politik der ruhigen Hand fahren. Gegen die Belastungen durch die geopolitischen Risiken und die Ölpreise kann die Geldpolitik nur wenig tun. Gegeben die Risiken und die positiven Inflationsaussichten, signalisiert die ausgeglichene Risikoeinschätzung des Offenmarktausschusses, dass die Fed die Zinsen nicht senken wird, solange keine Rezessionsszenarien drohen, was momentan auszuschließen ist. Der "soft spot" der US-Konjunktur bleibt der Arbeitsmarkt. Die hohe Produktivität ist aus der langfristigen Perspektive zwar positiv zu bewerten, in der kurzen Frist erhöht sie aber die Wahrscheinlichkeit einer "jobless recovery". Vor diesem Hintergrund wird die Fed die Zinsen nicht allzu bald erhöhen. Für das Gesamtjahr 2003 erwarten wir leicht steigende Renditen. Denn eine Lösung des Irakkonflikts sollte die USKonjunktur an Fahrt gewinnen lassen. Der Anstieg wird sich aber, gegeben die weiter hohen Bewertungen am US-Aktienmarkt und die anhaltenden Probleme in der US-Wirtschaft - Stichworte sind hier: Finanzaufsicht, "jobless recovery" und Budgetdefizit - in Grenzen halten.

Quelle: Deka

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