Deka - Prognosen zur Volkswirtschaft
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USA: Die Konjunkturdaten erfüllen zusehends die Erwartungen der Aktienmärkte, die diese mit kräftigen Kursanstiegen seit Ende März in die gesamtwirtschaftliche Belebung gesteckt haben. Nicht nur die weichen Indikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes deuten klar auf Expansion, sondern vor allem die harten realwirtschaftlichen Daten weisen Zuwächse auf (vor allem Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze). Die Steuersenkungen nähren den privaten Konsum in den kommenden Monaten. Bemerkenswert ist das Produktivitätswachstum, das den Unternehmen Kostenentlastungen beschert. Gleichzeitig dämpft dies aber die Perspektiven für den nahenden Beschäftigungsaufbau, da die zunehmende Nachfrage mit bestehendem Personal weitgehend abgedeckt werden kann. Die Arbeitslosenquote wird dieses Jahr nicht mehr nennenswert zurückgehen.
Die Sorgen der US-Notenbank über eine zu starke Disinflation sind vor dem Hintergrund der offenen Outputlücke immer noch vorhanden. Die Fed hat daher signalisiert, die Zinsen auf absehbare Zeit niedrig zu halten. Ziel ist es, die langfristigen Renditen nach oben hin zu deckeln, um hierdurch das Investitionsklima positiv zu beeinflussen. Die Outputlücke und die unbefriedigende Situation auf dem Arbeitsmarkt werden die Inflationsentwicklung weiterhin gedämpft verlaufen lassen (Inflationsprognose für 2003: 2,2 %, Kerninflation: 1,5 %). Die Zinswende der Fed erwarten wir frühestens für Mitte 2004.
Revisionen: Aufgrund des stärkeren Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal und günstigerer aktueller Konjunkturdaten haben wir unsere Prognose nach oben revidiert, und zwar auf ein Plus von 2,2 % in 2003 (vorher 2,0 %) und auf 3,2 % im kommenden Jahr (vorher 3,0 %).
Euroland: Es gibt weiterhin nur wenige Zeichen dafür, dass die konjunkturelle Schwächephase in Euroland schnell ihrem Ende naht. Hoffnung für die etwas fernere Zukunft bringen die Stimmungsindikatoren. Gegen Jahresende dürften die Veränderungsraten des Bruttoinlandsprodukts wieder langsam ansteigen, wobei sie aber auch in 2004 nur mäßige Werte erreichen. Denn die starke Aufwertung des Euro auf 6-Monats-Sicht wird die konjunkturelle Erholung bremsen. Das Vorziehen der dritten Stufe der Steuerreform wird für unsere Deutschlandprognose eine Aufwärtskorrektur des Wachstums in 2004 um einen viertel bis halben Prozentpunkt erforderlich machen. Nach der Bekanntgabe der Detaildaten für das zweite Quartal 2003 am 21.8. werden wir diesen Effekt in unsere Prognose mit einbeziehen, nachdem sich nun auch schon klarer das Finanzierungskonzept abzeichnet.
Die Inflationsraten werden bis September um die 2 %-Marke pendeln und erst im Dezember auf 1,5 % fallen. Basiseffektbedingt wird das Inflationstief von etwa 1,0 % voraussichtlich im März 2004 erreicht werden. Mittelfristig wird der Inflationsdruck auch dank des von uns prognostizierten Anstiegs des Außenwertes des Euros gering bleiben. Dies eröffnet der EZB die Möglichkeit, im Dezember die Konjunktur mit einer weiteren Zinssenkung um 25 Basispunkte zu unterstützen.
Revisionen: Wir haben die BIP-Prognose für Euroland im Zusammenhang mit den Abwärtsrevisionen für Italien und die Niederlande leicht nach unten genommen und erwarten 0,5 % für 2003 statt bisher 0,7 % und 1,5 % für 2004 (bisher: 1,6 %).
UK: Das Wirtschaftswachstum in UK scheint weiterhin deutlich stabiler zu sein als das in Euroland. Die CIPS-Indizes aller drei Sektoren, verarbeitendes Gewerbe, Bau und Dienstleistungen, haben sich im Juli erneut deutlich verbessert und liegen jetzt allesamt im expansiven Bereich. Die weiterhin gute Arbeitsmarktentwicklung stützt den privaten Konsum. Auch die gebeutelte Industrie scheint so langsam aus ihrem tiefen Tal herauszukommen. Wir bleiben weiterhin bei unserer Sicht einer moderaten Beschleunigung des BIP-Wachstums in den kommenden Quartalen.
Die Bank of England wird die Leitzinsen unserer Ansicht nach bis auf weiteres konstant halten. Die relativ optimistischen Prognosen des Inflationsberichtes lassen das Risiko einer Abwärtsrevision der Prognosen im nächsten Bericht etwas höher erscheinen. Auf die bevorstehende Neuformulierung des Inflationsziels wird die Bank pragmatisch reagieren und ihren Leitzins je nach Höhe des Ziels anpassen, falls dies notwendig sein sollte.
Japan: Die Veröffentlichung des Bruttoinlandsprodukts für das zweite Quartal hat es an den Tag gebracht: Die Volkswirtschaft hat in realer Rechnung im ersten Halbjahr sehr ordentlich expandiert. Zusammen mit den positiven Auftragseingängen, dem gestiegenen Konsumklima und den Perspektiven für die weltwirtschaftliche Belebung sollte sich die Aufwärtsentwicklung in Japan fortsetzen. Vor allem die Industrieunternehmen haben sich mit Restrukturierungen fit gemacht und bieten bessere Gewinnaussichten. Damit sollte die Investitionstätigkeit weiter zulegen. Insgesamt liegt unsere neue Prognose sowohl für dieses als auch für nächstes Jahr klar über dem Consensus-Forecast, der die neuen BIP-Daten erst noch einarbeiten muss.
Nachdem sich die Verbraucherpreise in den vergangenen Monaten stabilisiert hatten, sind sie im Juni wieder stärker gefallen. Auch der BIP-Deflator als ein breiteres Maß für die gesamtwirtschaftliche Preisentwicklung war im zweiten Quartal weiterhin rückläufig, sodass auch in den kommenden Monaten nicht mit einer Rückkehr zu positiven Inflationsraten gerechnet werden kann. Denn das Kreditvolumen ist nach wie vor rückläufig, und Fortschritte bei der Bereinigung des maroden Bankensystems sind kaum erkennbar. Die verheißungsvollen realwirtschaftlichen Zahlen sollten jedoch nicht zu der Hoffnung verleiten, dass die Wirtschaft ohne Reformen aus der Deflationsspirale herauswachsen wird.
Revisionen: Aufgrund des stärkeren Zuwachses des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal und Aufwärtsrevisionen der Vorquartale hat sich die Basis für unsere Prognose deutlich erhöht, sodass wir nun einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 1,9 % in diesem Jahr (vorher 0,9 %) und auf 1,5 % in 2004 (vorher 0,9 %) erwarten.
Emerging Markets: So unterschiedlich sich die Leitzinsniveaus in Polen, der Tschechischen Republik und Ungarn mit 5,25 %, 2,0 % und 9,5 % darstellen, so unterschiedlich sind die Zinssenkungsspielräume, denen sich die Notenbanken dieser drei Länder gegenübersehen. Angesichts von Inflationsraten von zuletzt unter zwei bzw. null Prozent rechnen wir in Polen und in der Tschechischen Republik auf Sicht von drei Monaten mit Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte. In Ungarn hingegen sehen wir trotz des hohen Leitzinses in der kurzen Frist vor dem Hintergrund kräftiger Inflation und ungünstiger Leistungsbilanzzahlen keinen Spielraum.
In Argentinien laufen die Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds über eine Verlängerung der Finanzhilfe auf Hochtouren. Dies setzt die Regierung als Vorbedingung für Vorschläge zur Schuldenrestrukturierung. Währenddessen hat in Brasilien die Reform der Sozialversicherung erfolgreich die erste Abstimmung im Parlament überstanden, was Finanzmärkte und Realwirtschaft positiv beeinflusst. In Ostasien gehen die Devisenmarktinterventionen zugunsten des US-Dollar unvermindert weiter. Gleichzeitig bleibt China wegen seiner Wechselkurspolitik unter Druck, verweigert aber bisher kurzfristige Anpassungen.
Märkte
Renten: Die Rentenmärkte stehen weiterhin im Spannungsfeld zwischen den positiven US-Konjunkturdaten und dem Versprechen der Notenbanken, die Zinsen niedrig zu halten. Die US-Notenbank versucht, den Anstieg der langfristigen Zinsen durch eine anhaltende Niedrigzinspolitik zu begrenzen. Langfristige Risiken für die Bondmärkte stellen die steigenden Budgetdefizite der Regierungen und der Willen der US-Notenbank, eher einen Inflationsanstieg als einen weiteren Fall der Inflationsrate zuzulassen dar. Eine Zinswende der Notenbanken erwarten wir erst für das 2. Halbjahr 2004.
Revisionen: Wir haben unsere 12-Monatsprognosen für die meisten Währungsräume leicht nach oben angepasst. Für die kürzere Frist erwarten wir dagegen einen Renditerückgang, da die Kapitalmärkte dem Konjunkturaufschwung sehr weit vorgelaufen sind. Die bereits in inflationsindexierten Anleihen eingepreisten Inflationserwartungen halten wir für ausreichend hoch, sodass die Auspreisung der Deflationsbefürchtungen an den Märkten abgeschlossen sein sollte.
Währungen: Nach der zwischenzeitlichen Aufwertung des US-Dollar gegenüber dem Euro hat sich die europäische Gemeinschaftswährung wieder stabilisiert. Auch wenn kurzfristig andere Faktoren für die Entwicklung des Wechselkurses maßgeblicher waren, so glauben wir nicht, dass die Phase der Euro-Stärke ihr Ende gefunden hat. Im Gegenteil, das größte wirtschaftliche Ungleichgewicht, das die Wechselkurse bewegt, ist weiterhin vorhanden: das riesige und nach wie vor wachsende USLeistungsbilanzdefizit. Wir gehen davon aus, dass wir uns auch derzeit bereits in seiner Korrekturphase befinden und diese in der nächsten Zeit fortschreiten dürfte. Anhaltende Interventionen der Bank von Japan haben zu einer Stabilisierung des Yen in einem relativ engen Band beigetragen. Eine Abweichung von dieser Politik ist nicht in Sicht.
Rohstoffe: Der Ölpreis bewegt sich weiterhin auf hohem Niveau. Eine Produktionsausweitung der OPEC, welche wir allerdings erst für September erwarten, könnte für eine leichte Entspannung sorgen. Vorübergehende Preisanstiege aufgrund der verstärkten Hurrikane-Tätigkeit an der US-Golfküste, welche die lokale Ölproduktion und die Importtätigkeit beeinträchtigen könnten, sind auch in den nächsten Monaten nicht auszuschließen.
Quelle: DekaBank
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