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10:00 Uhr, 16.05.2024

Deka: Postbank-Rückstellung zerstört Vertrauen bei Deutscher Bank

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FRANKFURT (Dow Jones) - Deka Investment hat das Management der Deutschen Bank für die unerwartete Milliardenrückstellung im Prozess um die Postbank kritisiert. "Diese Nachricht traf uns wie ein Donnerschlag. Damit ist wieder Vertrauen zerstört worden, was sich die Deutsche Bank nicht leisten kann", sagte Andreas Thomae, Spezialist Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank laut vorab verbreitetem Redetext.

Die Deutsche Bank hatte einen Tag nach Veröffentlichung der guten Erstquartalszahlen im April mitgeteilt, dass sie 1,3 Milliarden Euro für eine juristische Auseinandersetzung zurückstellen wird, die auf das Übernahmeangebot für die Postbank im Jahr 2010 zurückgeht. Das Oberlandesgericht Köln habe in einer mündlichen Verhandlung über Klagen früherer Postbank-Aktionäre angedeutet, dass Teile der Ansprüche der Kläger möglicherweise begründet sein könnten, teilte die Bank seinerzeit mit.

"Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: 1,3 Milliarden Euro. Quasi aus dem Nichts", sagte Thomae. "Wie konnte es zu solch einer Fehleinschätzung von Ihrer Seite kommen, Herr Sewing?", fragte er in Richtung Vorstandschef Christian Sewing.

Dieser sagte in seiner vorab veröffentlichten Rede, die Bank sei zur Bildung der Rückstellung verpflichtet. "Die Rückstellung wird natürlich unser Ergebnis im laufenden Jahr belasten. Aber dies ändert nichts an unserer Strategie", so Sewing.

Auch das IT-Chaos in der Postbank thematisierte Thomae. "In der Privatkundenbank hat es im vergangenen Jahr lichterloh gebrannt", so Thomae. "Die vielen Kundenbeschwerden im Zuge der Postbank-Integration haben Sie nicht nur Geld, sondern auch Reputation gekostet."

Sewing wiederholte in seiner Rede, die Bank sei "dem Anspruch nicht gerecht geworden, den unsere Kunden und wir selbst an uns haben". Die Bank habe den Rückstand bis Ende März bewältigt. "Und wir arbeiten weiter an Verbesserungen."

Von einer "Blamage" sprach Alexandra Annecke, Fondsmanagerin bei Union Investment in ihrer Rede. "Eine Bank darf ihre Kunden nicht so im Regen stehen lassen, wie das bei der Postbank geschehen ist." Sie warf die Frage auf, ob die Deutsche Bank angesichts der IT-Probleme "die prozessualen Fähigkeiten hat, um sich bietende M&A-Opportunitäten nutzen zu können". Die Bank habe sich immer wieder als aktiver Konsolidierer ins Spiel gebracht. "Das Integrationschaos der Postbank und der Sonderbeauftragte der Bafin sind da kein Aushängeschild."

Annecke hatte bereits vergangene Woche per Zeitungsinterview angekündigt, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten. Sie begründete dies mit eingeschränkten Fragemöglichkeiten bei der virtuellen Hauptversammlung, weil Fragen vorab eingereicht werden müssten und bei dem Aktionärstreffen selbst nur noch Nachfragen erlaubt seien.

Deka kündigte an, in allem Punkten "im Sinne der Verwaltung" zu stimmen. Thomae sagte aber auch, dass Deka den gesamten Vorstand nicht entlasten wolle, sollte er seine Ziele 2025 nicht erreichen. Es sei denn, dies sei auf gesamtwirtschaftliche Gründe zurückzuführen, die das Management nicht zu verantworten habe, schränkte er ein.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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