Kommentar
10:48 Uhr, 01.10.2003

Deka: Keine weiteren Zinssenkung zu erwarten

1. Gesamtergebnis: Der EZB-Kompass lag im September mit 49,8 Punkten genau auf dem Niveau des Vormonats. Dies ist auf nur geringfügige und sich ausgleichende Entwicklungen der Scores beider Analysebereiche zurückzuführen, bei denen von einer Seitwärtstendenz gesprochen werden kann. Die Sechsmonatsprognose zeigt einen weiteren Rückgang der Scores in beiden Analysebereichen an, sodass der gesamte EZB-Kompass bis März auf einen Stand von 44,5 Punkten sinken sollte. Dies dürfte nach heutigen Erkenntnissen aber auch den Tiefpunkt des EZB-Kompasses für das Jahr 2004 darstellen.

2. Komponenten:

A) Wirtschaftliche Analyse: Überraschungen bei der wirtschaftlichen Analyse ergaben sich vor allem bei der schwächer als erwarteten Industrieproduktion. Aufgrund der im September beobachteten Wechselkurs- und Ölpreisentwicklung fallen auch die Werte für die Erzeugerpreise und die deutschen Importpreise niedriger aus. Dies gilt auch für das weitere Prognoseprofil, welches damit für die wirtschaftliche Analyse etwas geringer ist als bislang. Gestiegen ist dagegen der Score der Consensusinflationserwartung, da die Consensusschätzung des HVPI für 2003 und 2004 um jeweils 0,1 Prozentpunkte auf 2,0 % und 1,5 % kletterte. Auch der September HVPI lag etwas über unseren Erwartungen. Die dem Economic Sentiment zugrunde liegenden BIP-Gewichte der einzelnen Mitgliedsländer wurden revidiert, sodass das Niveau des Economic Sentiments drei Indexpunkte niedriger ausfiel als erwartet. Da jedoch auch der Zehnjahresdurchschnitt 1993-2002, der als Referenzwert verwendet wird, um gut drei Punkte gesunken ist, hat dies für die Berechnung des Kompass und seine Historie nur geringfügige Auswirkungen gehabt.

B) Monetäre Analyse: Die Daten der monetären Analyse haben sich insgesamt so entwickelt wie erwartet. Der Score dieses Analysebereiches steigt aufgrund eines kräftigeren Kreditwachstums leicht an.

3. Cross-Checking: Eine Überprüfung der Signale der monetären Analyse ergibt keine konsistente Aussage, da die Geldmengenentwicklung weit über und die Kreditvergabe weit unter ihren jeweiligen Referenzwerten liegt. Das Gewicht der monetären Analyse am EZB-Kompass wurde daher auf die Mindestgröße von 15 % gesetzt. Auch das Gewicht im Vormonat wurde auf 15 % herunterrevidiert. Eine gegenseitige Überprüfung der Signale der beiden Säule ergibt ebenfalls kein konsistentes Bild, da die monetäre Analyse klar die Notwendigkeit einer restriktiven Geldpolitik anzeigt, während die wirtschaftliche Analyse weiter eine expansive Geldpolitik notwendig erscheinen lässt. Die weiteren Prognosen der Komponenten der monetären Analyse unterstellen ein kräftigeres Kreditwachstum. Geldmengenentwicklung und Kreditvergabe geben dann zwar weiterhin kein konsistentes Bild ab, die Ausprägung ihrer Signale ist jedoch nicht mehr so stark entgegengesetzt. Dies sollte dazu führen, dass ab Oktober das Gewicht der monetären Analyse wieder auf einen neutralen Wert von 20 % ansteigt.

4. Prognose des Refisatzes: Der EZB-Kompass ist insgesamt mit knapp unter 50 Punkten in einem eher neutralen Bereich. Die für den Refisatz prognosestarke wirtschaftliche Analyse liegt etwas niedriger und die Aussichten für ein weiteres Sinken des EZB-Kompass sind gut. Allerdings ist die Geldpolitik der EZB bereits als klar expansiv einzustufen, liegen doch die realen Refinanzierungssätze schon im Bereich um Null Prozent. Die Sechsmonatsprognose der EZB-Kompass-Werte lässt weitere Zinssenkungen zu. Die (zwangsläufig ungenauere) 12-Monatsprognose warnt aber, dass diese eventuell zu spät kommen könnten und damit nicht mehr notwendig sind. Schließlich kann die EZB das Ausmaß der konjunkturellen Erholung einfach abwarten, da ihre aktuelle Geldpolitik klar als expansiv eingestuft werden kann. Wir erwarten daher in diesem Monat keine Zinssenkung. Wir gehen inzwischen auch davon aus, dass die EZB den Zinssenkungszyklus beendet hat. Die nächste Zinsänderung sollte eine Erhöhung sein. Da derzeit nichts auf eine rasante Konjunkturerholung oder akute Inflationsgefahren hindeutet, erwarten wir die erste Zinserhöhung um 50 Basispunkte auf 2,5 % im September und eine zweite Zinserhöhung auf 3,0 % im Dezember 2004. Diese sollten als Normalisierung der Geldpolitik und nicht als restriktiv gewertet werden.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 122 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen