DEKA: Japan - Tankan-Umfrage macht Hoffnung
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Die Ergebnisse der Tankan-Umfrage der japanischen Notenbank für das zweite Quartal 2003 haben eine positive Überraschung ergeben: Bei den großen Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes verbesserte sich der Saldo von -10 Punkten auf -5 Punkte (Bloomberg-Umfrage: -10 Punkte). Vor drei Monaten war von den Unternehmen ein Wert von -8 für das vierte Quartal erwartet worden. Die spürbare Stimmungsaufhellung bei den großen Industrieunternehmen ist mit der Hoffnung auf eine Belebung der Auslandsnachfrage verbunden. Das Ende des Irakkrieges, die weitgehend überwundenen Gefahren aus der Lungenkrankheit SARS sowie die zuletzt positive Entwicklung an den Aktienmärkten haben zu der positiven Überraschung in der Tankan-Umfrage beigetragen. Für den eher binnenmarktorientierten Dienstleistungssektor ergab sich allerdings keine vergleichbare Belebung, denn der Saldo verbesserte sich nur um einen Punkt auf -13. Nimmt man alle befragten 8.343 Unternehmen in den Blick, hat sich die Stimmung nicht verändert und liegt mit -26 wie fast immer in den letzten zehn Jahren unterhalb der Befragungsergebnisse für die großen Industrieunternehmen. Dies dokumentiert die strukturell ungünstigere Entwicklung der japanischen Binnenwirtschaft.
Die Aktienmärkte haben die Tankan-Umfrage positiv aufgenommen. Der Nikkei-Index konnte um 2,2 % zulegen. Der Blick auf die großen Industrieunternehmen scheint hierfür den Ausschlag gegeben zu haben. Zwar teilen wir den Optimismus für die weltwirtschaftliche Erholung grundsätzlich, aber die konjunkturelle Dynamik in Japan im zweiten Halbjahr dürfte begrenzt sein. Auch die Unternehmen selbst sind nicht euphorisch: Für die nächste Tankan-Umfrage in drei Monate wird von den großen Industrieunternehmen keine weitere Stimmungsaufhellung erwartet. Der Saldo bliebe demnach bei -5, also wären die Pessimisten bei den befragten Unternehmen weiterhin in der Überzahl, wie seit dem ersten Quartal 2001.
Die umfassende Befragung der japanischen Notenbank enthält weitere wichtige Detailfragen. So sind die Unternehmen aufgefordert, quantitative Angaben zu ihrer geplanten Investitionstätigkeit zu machen. Die großen Industrieunternehmen gaben an, im laufenden Fiskaljahr (bis März 2004) die Investitionen um 11,5 % aufstocken zu wollen. Das ist deutlich mehr als vor drei Monaten (+2,9 %). Über alle Industrien wird im Durchschnitt mit nahezu unveränderten Investitionen gerechnet, was immerhin günstiger wäre als die vor drei Monaten geplante Kürzung um 3,1 %. Im Fiskaljahr 2002 gab es einen Rückgang der Investitionen um 7,7 %. Vor allem bei kleinen Unternehmen steht der Abbau von Kapazitäten aber nach wie vor auf der Agenda.
Erstaunlich positiv fällt immerhin der Blick auf die Unternehmensgewinne aus. Die fortgesetzten Kostensenkungsbemühungen zeigen ihre Wirkungen. Alle Unternehmen gehen von einem Gewinnanstieg im Fiskaljahr 2003 um durchschnittlich 9,5 % aus. Dies ist unbestritten eine erfreuliche Komponente, auch wenn sich die Gewinnsteigerungen nicht unmittelbar in eine höhere Investitionstätigkeit ummünzen werden, da sie nicht das Resultat von hoher Nachfrage und Preisüberwälzungsspielräumen sind.
Aus unserer Sicht ergibt sich aus der Tankan-Umfrage kein unmittelbarer Anpassungsbedarf für unsere Konjunkturprognose. Die Frage wird sein, ob der relative Optimismus der großen Industrieunternehmen trägt und auf die lahmende Binnenwirtschaft überspringt. Unsere Prognose für den Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr liegt bei 0,9 %. Seit Dezember 2002 lagen wir damit oberhalb des Consensus- Forecast, der sich in der jüngsten Umfrage für Juni unserer Prognose von unten angeglichen hat. Wir waren in den vergangenen Monaten für Japan also nicht pessimistischer als die Marktmeinung.
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