Kommentar
14:11 Uhr, 12.06.2003

Deka - EZB senkt BIP-Prognose

1. Die EZB kommt in ihren neuen Staffprojektionen zu einer deutlich pessimistischeren Einschätzung der konjunkturellen Entwicklung als bislang. Einer der Hauptunterschiede bei den Annahmen für die Projektionen liegt in dem (handelsgewichteten) Außenwert des Euros, der seit November 2002 um 11 % angestiegen ist. Infolge der aktuellen Marktentwicklungen mussten auch die Annahmen für die Kapitalmarktzinsniveaus gesenkt werden. Eine weitere Annahme fußt auf einer neuen ökonomischen Einschätzung des weltwirtschaftlichen Umfeldes: Die Erwartung bezüglich des Wachstums in den Exportmärkten von Euroland wurde für 2003 und 2004 um 1,0 bzw. 0,5 Prozentpunkte gesenkt. Zusätzlich unterstellt die EZB ein weniger dynamisches Wachstum der Investitionen.

2. Die Intervallmittelwerte der EZB-Prognosen stimmen mit unseren aktuellen Prognosen punktgenau überein. Allein unsere Wachstumsprognose für 2004 ist etwas optimistischer. Dies liegt vermutlich u.a. daran, dass die EZB mit der Annahme konstanter Leitzinsen arbeitet. Das der Prognose zugrunde liegende Leitzinsniveau lag demnach noch bei 2,5 %, während wir für 2004 von einem Zinsniveau von 1,5 % ausgehen.

3. Wir haben unsere Inflationsprognosen für Euroland und die einzelnen Länder überprüft und teilweise revidiert. Für Euroland erwarten wir für 2003 weiterhin eine jahresdurchschnittliche Teuerungsrate von 2,0 %. Wir haben unsere Prognose für 2004 aber von 1,6 % auf 1,3 % revidiert. Dabei spielte die Wechselkursentwicklung, aber auch die weiterhin schwache Weltwirtschaft und die damit einhergehenden Produktionslücke eine entscheidende Rolle. Größere Anpassungen bei den einzelnen Länder gab es bei Italien, Spanien und den Niederlanden. Auch für Deutschland haben wir unsere bereits unterhalb des Consensus liegende Prognose für 2003 von 1,1 % auf 0,7 % kräftig gesenkt, während wir an unserer Prognose für 2004 von 0,6 % festhalten. Trotz dieser niedrigen Werte erwarten wir jedoch in keinem einzigen Monat in 2003 oder 2004 negative Preisveränderungsraten im 12-Monatsvergleich (yoy). Eine Deflation ist in Deutschland - und in Euroland erst recht - daher weiterhin nicht unser Basisszenario. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Risiken dafür nicht existent sind. Es würde unserer Ansicht nach aber eines externen Schocks bedürfen, damit sie eine akute Gefahr darstellen würden.

Zusammenfassung:

In Übereinstimmung mit gestrigen Gerüchten hat die EZB für 2003 ihre Prognosenfür das BIP auf 0,4 bis 1,0 % gesenkt und für die Inflation auf 1,8 bis 2,2 % erhöht. Für 2004 ergeben sich Senkungen auf 1,1 bis 2,1 % beim BIP bzw. 0,7 bis 1,9 % bei der Inflation.

Die neuen Projektionen stimmen weitestgehend mit unseren Einschätzungen überein. Sie eröffnen der EZB weiteren Zinssenkungsspielraum in der zweiten Jahreshälfte.

Wir haben unsere Inflationsprognosen für Euroland überarbeitet und erwarten weiterhin für 2003 einen Jahresdurchschnittswert von 2,0 %. Allerdings haben sich bei einzelnen Ländern Verschiebungen ergeben. Für 2004 haben wir unsere Prognose für Euroland von 1,6 % auf 1,3 % gesenkt.

Quelle: Deka

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