Kommentar
11:20 Uhr, 04.08.2009

Deka-EZB-Kompasses: 1. Anstieg seit Februar 2008

1. Nach 16 Rückgängen in Folge ist der EZB-Kompass im Juli erstmals wieder leicht von 3,1 auf 3,5 Punkte angestiegen. Erneut führen der Einkaufsmanagerindex und das Economic Sentiment die Liste der positiv überraschenden Indikatoren an. Die Industrieproduktion hat ebenfalls eine Trendwende hinter sich. Trotz eines sehr niedrigen Wertes scheinen die stärksten Produktionseinbrüche hinter uns zu liegen, sodass sie in den nächsten Monaten zu höheren Kompasswerten beitragen wird. Trotz der allgemein hoffnungsvollen Konjunkturentwicklung und den gesunkenen Systemrisiken haben die Preiserwartungen der Konsumenten ein erneutes Allzeittief erreicht. Die Importpreise, die Erzeugerpreise und vor allem die niedrige Lohnkostenentwicklung zeigen, dass Inflationsgefahren kein Thema sein sollten. Daran wird sich in den nächsten Monaten auch nichts ändern. Der EZB-Rat kann immer noch nicht sicher sein, dass er auf Sicht von 18 Monaten Inflationsraten generiert, die die gewünschte Höhe nicht unterschreiten. Er sollte sich damit Zeit lassen, eine Zinswende zu prognostizieren. Es wird eine gewisse Zeit brauchen, um beurteilen zu können, ob die aktuell bessere Konjunkturentwicklung nur ein Rückprall auf die extrem starken Produktionseinbrüche oder nachhaltig ist.

2. Die am Geldmarkt eingepreisten Leitzinsniveaus haben sich im Monatsvergleich nur wenig verändert. Sie spiegeln unserer Einschätzung nach zu Recht bis auf weiteres konstante Refisätze wider.

3. Präsident Trichet dürfte das Covered Bonds Ankaufprogramm der EZB als Erfolg darstellen. Bis Anfang August konnte die EZB Ankäufe im Volumen von 4,23 Mrd. Euro realisieren. Dies entspricht 7% des insgesamt vorgesehenen Betrages von 60 Mrd. Euro. Das Ziel, die Risikoprämien am Pfandbriefmarkt zu reduzieren, wurde klar erreicht. Die unten dargestellten Grafiken zeigen, dass sich die Spreads von deutschen Pfandbriefen ggü. Bundesanleihen im Vergleich zum Jahresbeginn deutlich eingeengt haben. Sie befinden sich allerdings noch nicht auf dem Niveau des letzten Jahres. Zudem scheint sich nicht nur der Pfandbriefmarkt wieder zu beleben. Die inzwischen wieder sehr niedrigen Zinsaufschläge für Pfandbriefe haben dazu beigetragen, dass auch die Nachfrage nach Unternehmensanleihen und anderen risikobehafteten Anleihen sowie die Liquidität in diesen Segmenten angestiegen ist. Die niedrigen Spreads bergen allerdings ein Problem, auf das sich die EZB und andere Halter von Pfandbriefen mittelfristig vorbereiten müssen: Die derzeit am Markt gezahlten Preise sind keine „Marktpreise im engeren Sinne“. Wenn das Ankaufprogramm der EZB ausläuft, wird ein Käufer am Markt ausfallen, von dem bekannt ist, dass er zu fast jedem Preis kaufen muss, um die politische Vorgabe von 60 Mrd. Euro Ankaufsvolumen zu erfüllen. Dies birgt die Gefahr eines deutlichen Rückschlags am Pfandbriefmarkt, wenn die EZB in der 1. Jahreshälfte 2010 nicht von selbst dazu übergeht, nur noch Preise zu zahlen, die sie selbst für nachhaltig hält.

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4. Wir erwarten am Donnerstag keine Zinsänderung und auch keine Signale, dass damit in den nächsten Monaten zu rechnen ist. Trichet wird zwar feststellen, dass sich die Konjunktur erholt und viele Indikatoren zuletzt positiv überraschten. Eine Korrektur des pessimistischen Grundszenarios der EZB erwarten wir auf dieser „Sommersitzung“ aber nicht. Zum einen wäre es für die meist vorsichtig agierende EZB wohl zu früh, zum anderen passte das besser zu der Septembersitzung. Dann werden auch die neuen Mitarbeiterprojektionen der EZB veröffentlicht. Damit sollten diejenigen enttäuscht werden, die mit einer verbalen Vorbereitung rechnen, dass der 12-Monatstender im September bereits mit einem Aufschlag auf den Refisatz ausgeschrieben wird.

5. Aufgrund der zuletzt positiven Konjunktursignale wird auch vermehrt diskutiert, wann die EZB den Ausstieg aus der extrem expansiven Geldpolitik vornimmt. Die Tabelle 1 auf Seite 1 beinhaltet unsere Prognosen des EZB-Kompass auf 18-Monatssicht. Es zeigt sich ein deutlicher Anstieg des Indikators auf über 30 Punkte. Zinserhöhungen hat es in der Vergangenheit allerdings bisher erst ab Kompasswerten von über 50 Punkten gegeben. Das ultraniedrige Zinsniveau von 1 % mag Grund für eine Ausnahme sein. Nach der inzwischen als Fehlentscheidung angesehenen Zinserhöhung vom Juli 2008 und den japanischen Erfahrungen der 90er Jahre, dürfte die EZB sich mit dem Beginn eines Erhöhungszyklus soviel Zeit lassen, bis sich auch der Ausblick nachhaltig verbessert. Wir beabsichtigen daher derzeit nicht unsere Prognose einer ersten Zinserhöhung im 4. Quartal 2010 vorzuziehen oder zu erhöhen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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