Kommentar
16:02 Uhr, 01.12.2004

Deka-EZB-Kompass sinkt im November

1. Gesamtergebnis: Der EZB-Kompass lag im November bei 59,3 Punkten. Der Vormonat wurde von 63,9 auf 61,8 nach unten revidiert, da die Produktionslücke erneut revidiert werden musste und nun niedriger liegt als im Vormonat geschätzt.

2. Wirtschaftliche Analyse: Der Score der wirtschaftlichen Analyse lag im November mit 56,0 Punkten niedriger als im Oktober mit 59,2. Dazu tragen ausschließlich die niedrigeren Inflationsraten bei.

3. Monetäre Analyse: Der Score der monetären Analyse stieg von 72,0 auf 72,3 leicht an. Die monetären Aggregate haben diesen Monat erneut überrascht. Sowohl das M3-Wachstum als auch die Kreditvergabe lagen nun zum zweiten Mal in Folge über unseren Erwartungen. Die annualisierten Sechsmonatswerte von 7,2 % bzw. 8,0 % machen die aktuelle Dynamik der beiden Zeitreihen noch deutlicher als es die Jahresveränderungsraten tun. Die Kreditvergabe lag im Oktober das erste Mal seit November 2001 über dem Wert von 6,5 % ggü. Vj., den wir als langfristigen Durchschnitt ansehen. Damit senden beide Indikatoren auch erstmals seit November 2001 wieder gleichgerichtete Signale aus, nämlich die, dass von den monetären Indikatoren tendenziell Inflationsgefahren ausgehen. Allerdings liegt die Kreditvergabe immer noch so nah an ihrem neutralen Wert, dass wir die hierdurch implizierten Inflationsgefahren als sehr gering erachten würden. Die wieder anziehende Kreditvergabe zeigt aber auch, dass sich die EZB nicht vorwerfen zu lassen braucht, mit einem zu hohen Zinsniveau die wirtschaftliche Erholung nicht zu unterstützen.

4. Gesamtaussage des Kompass: Der EZB-Kompass liegt in einem Bereich, in dem die reine Datenlage zu Zinserhöhungen aufruft. Dieser Eindruck wird sich in den nächsten drei Monaten noch verstärken, da wir bis Februar noch steigende Kompasswerte erwarten. Aktuell sprechen für Zinserhöhungen das Geldmengenwachstum, die HVPI-Gesamtrate, die Erzeugerpreise, die Consensus-Inflationserwartungen und die Finanzpolitik. Für Zinssenkungen sprechen dagegen die Produktionslücke und die Lohnpolitik. Tendenziell neutrale Signale senden die Kernrate des HVPI, die Industrieproduktion, das Economic Sentiment und die Importpreise aus.

5. Revision der Leitzinsprognose: Mittelfristig erwarten wir, dass die EZB-Kompasswerte wieder sinken werden. Die EZB kann sich daher mit Zinserhöhungen Zeit lassen. Sie wird dies u.E. nach auch mit Blick auf den Devisenmarkt tun. Hier ist von Bedeutung, dass wir in den nächsten Monaten von einer stärkeren Euro- Aufwertung ausgehen als bislang. Damit sich dies aber nicht noch zusätzlich verstärkt, sollte die EZB in der ersten Jahreshälfte keine Zinserhöhung vornehmen. Aufgrund der mit unserer höheren Euro-US-Dollar- Prognose einhergehenden disinflationären Effekte wäre dies nun auch nicht mehr notwendig. Denn schaut man über die aktuellen Daten auf die voraussichtliche Entwicklung in sechs bis zwölf Monaten, so ergeben sich EZB-Kompasswerte, die wieder näher an dem neutralen Wert von 50 liegen. Schließt das Zinserhöhungen für diesen Konjunkturzyklus dann ganz aus? Nein, die EZB wird versuchen, das Leitzinsniveau, das real betrachtet um die Null Prozent liegt, etwas zu erhöhen, um Verwerfungen in der Wirtschaft zu vermeiden und ihrer monetären Analyse gerecht zu werden. Sie kann dies tun, wenn absehbar wird, dass die Euroaufwertung oder die hohen Ölpreise die Euroland-Konjunkturerholung nicht in die Knie zwingen. Im dritten Quartal 2005 sollte dies soweit sein - angenommen die EZB blickt ähnlich optimistisch auf 2006 wie beispielsweise die OECD in ihrem neuen Economic Outlook. Fazit: Wir revidieren unsere Leitzinsprognose von bislang +50 Basispunkten (Bp) im Juni 2005 und +25 Bp im Dezember auf +25 Bp im September 2005 und +25 Bp im Dezember 2005 auf ein Niveau von dann 2,5 %.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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