Kommentar
11:57 Uhr, 08.04.2008

Deka-EZB-Kompass bleibt für Zinssenkungen auf zu hohem Niveau

1. EZB-Kompass: Der Score des EZB-Kompass ist im März von 64,1 auf 61,8 Punkte gesunken. Er bleibt aber damit über der Marke von 50 Punkten, unter der erst Zinssenkungen erwartet werden können. Die EZB hat in den vergangenen Monaten Zinssenkungen häufig als Wunschdenken der Finanzmärkte bezeichnet. Die Daten zeigen tatsächlich, dass weder der hohe Außenwert des Euro noch die Kreditkrise zu einer so schnellen und starken Konjunkturabschwächung führen wie in den USA. Die Frage, ob sich Euroland in einer Rezession befindet, stellt sich auf Basis der Märzdaten nicht. In vergangenen Monat haben sogar einige nationale Konjunkturindikatoren und die Industrieproduktion positiv überraschen können. Vor allem erstaunt aber die Kreditvergabe, die weiter mit Jahresraten über 10 % wächst.

2. Die Nachrichten bezüglich der Inflationsgefahren haben sich im letzten Monat erneut verschlechtert. Dazu trugen weiterhin hauptsächlich Rohstoff- und Lebensmittelpreise bei. Die Inflationsraten in den anderen Güter- und Dienstleistungsbereichen können das aber leider nicht kompensieren, da sie meist nur leicht unterhalb von 2 % liegen. Zudem hat sich die Gefahr von Zweitrundeneffekten in Deutschland mit dem Tarifabschluss im öffentlichen Dienst klar verschlechtert. Diese können von der Nachfrage und von der Kostenseite herrühren. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass die administrierten Preise in vielen Kommunen 2009 nun stärker angehoben werden müssen als bislang geplant. Sollten sich die Lohnabschlüsse in anderen Ländern statt an der eigenen Wettbewerbsfähigkeit an dem „Ankerland“ Deutschland orientieren, wären auch steigende Kerninflationsraten vorprogrammiert.

3. Insgesamt gehen wir weiter von einem Rückgang des EZB-Kompass in den nächsten Monaten aus. Er bietet allerdings erst zum Jahreswechsel das Potenzial für sinkende Leitzinsen. Entsprechend haben wir unsere Prognose verändert und erwarten nun erst im Dezember 2008 und Februar 2009 Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte auf dann 3,5 %. Einen darüber hinausgehenden Rückgang der Leitzinsen können wir uns aufgrund der Inflationsentwicklung nicht vorstellen.

4. EZB-Kommunikation: Auf der Sitzung am Donnerstag wird die EZB ihre Leitzinsen konstant halten und keine Absicht einer Zinsänderung signalisieren. Sie kann im Gegenteil darauf verweisen, dass die Datenlage der letzten Wochen ihre früheren Einschätzungen bezüglich Wachstum und Inflation bekräftigt hätten. Wir erwarten daher, dass die Falken im EZB-Rat auch in Zukunft den Ton angeben. Auf der Pressekonferenz dürfte Präsident Trichet erneut die Entschlossenheit der EZB zum Ausdruck bringen, Verfehlungen der Inflationsnorm zu verhindern. Dies könnte alles auch für Zinserhöhungen sprechen. Angesichts von Dreimonatssätzen, die beim Euribor wieder über 4,7 % liegen, wird das aber wohl kaum notwendig sein. Zusammen mit dem Wechselkurs tragen die Geldmärkte dazu bei, dass das monetäre Umfeld durchaus als restriktiv bezeichnet werden kann. An den Geldmärkten sind die Zinssenkungserwartungen kurzfristig deutlich gesunken. Der Verlauf der Geldmarktkurve zeigt aber auch, dass sie mittelfristig von den Marktakteuren weiterhin erwartet werden.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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