Deka-EZB-Kompass: 16. Rückgang in Folge
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1. Nach 15. Rückgängen in Folge und einem Vormonatsniveau von 3,4 auf eine Skala von 0 bis 100, haben wir für den Juni nicht unbedingt mit einer weiteren Verschlechterung der Indikatorenlage gerechnet. Der EZBKompass, der die wichtigsten makroökonomischen Einflussgrößen auf die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank zusammengefasst darstellt, ist im Juni dennoch leicht von 3,4 auf 3,2 Punkte gesunken. Wie in den beiden Vormonaten sind die beiden realwirtschaftlichen Frühindikatoren – das Economic Sentiment und der Einkaufsmanagerindex – angestiegen. Dies schlägt sich aber immer noch nicht in der Industrieproduktion nieder, deren Sechsmonatsveränderung bei nun annualisiert -25,3 % liegt und einen neuen Tiefstand markiert. Rückläufig sind auch die Import- und Erzeugerpreise, sodass das neue Rekordtief bei den Preiserwartungen der Konsumenten ebenfalls nicht verwundert. Bemerkenswert ist auch der starke Rückgang der Wachstumsrate der Buchkredite. Die Teilkomponente „Kredite an Haushalte“ rutschte in dem am Dienstag für Mai veröffentlichten Daten sogar erstmals in den negativen Bereich im Jahresvergleich.
2. Auf Sechsmonatssicht sollten sich fast alle Indikatoren, die in den EZB-Kompass eingehen, wieder etwas erhöhen. Eine Ausnahme stellen unserer Prognose nach allerdings die Lohnkosten dar. Sie liegen derzeit noch bei 0,6 % yoy und dürften bis zum Jahresende auf -0,7 % yoy fallen. Zum Vergleich: Vor einem Jahr betrugen sie noch 4,6 % yoy. Das aktuell niedrige Niveau sowie der zukünftige Rückgang gehen sowohl auf fallende Arbeitnehmerentgelte, eine steigende Arbeitslosigkeit als auch niedrigere Arbeitszeiten zurück. Die Entwicklung der Lohnkosten zeigt, dass der Disinflationsdruck auch dann anhalten wird, wenn die Importpreise nicht mehr so stark fallen wie aktuell. Die Eurozone wird folglich auch im Jahr 2010 eher zu niedrige (Kern-)inflationsraten aufweisen. Die am Geldmarkt eingepreisten Leitzinsniveaus spiegeln daher zu Recht bis auf weiteres konstante Refisätze.
3. Wir erwarten am Donnerstag keine Zinsänderung und auch keine Signale, dass damit in den nächsten Monaten zu rechnen ist. Dies sollte diejenigen enttäuschen, die damit rechnen, dass der nächste oder übernächste 12-Monatstender bereits mit einem positiven Spread auf den Refisatz ausgeschrieben wird. Die starke Inanspruchnahme des ersten 12-Monatstenders in der letzten Woche zeigt, dass diese Erwartungen von einigen Marktteilnehmern durchaus geteilt werden. Wir sehen auch keine Notwendigkeit, dass die EZB die letzten Konjunkturdaten zum Anlass nehmen müsste, ihr makroökonomisches Szenario zu verändern.
4. Der Hauptfokus der Pressekonferenz sollte folglich erneut auf der Ausgestaltung des Covered Bond Programms liegen. Die EZB scheint die Fülle an Detailfragen und operativen Stellschrauben bei diesem „Neuproduktprozess“ bei der Erstankündigung etwas unterschätzt zu haben. Sie wird auf dem morgigen „Rendez Vous“ nun etwas konkreter als bislang ihre Absichten darlegen müssen. Von besonderem Interesse ist weiterhin, ob sie tatsächlich Laufzeiten von über 5 Jahren ankaufen wird.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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