Kommentar
15:26 Uhr, 17.06.2003

Deka - EU-Industrieproduktion nimmt zu

1. Die Industrieproduktion (ohne Bau) in Euroland stieg im April um 0,4 % gegenüber dem nach oben revidierten Vormonat (-0,7 % mom statt -1,2 % mom). Damit wurden die von Bloomberg befragten Analysten wie auch wir positiv überrascht (Bloomberg-Median: -0,5 % mom, DekaBank: -0,1 % mom). Das Vorjahresniveau wird nunmehr arbeitstäglich bereinigt um 0,8 % überschritten.

2. Zwar schrumpfte die Industrieproduktion in Deutschland (-1,1 % mom) und Frankreich (-0,8 %) vergleichsweise kräftig, jedoch konnten die anderen Großen Italien (+0,6 %), Spanien (+0,9 %) und Niederlande (+1,7 %) mit ihren Zuwächsen diese Verluste wieder ausgleichen. Auch in einigen der kleineren Länder machte die Industrieproduktion einen kräftigen Sprung nach oben (Belgien +2,9 %, Griechenland +2,9 %, Portugal +4,2 % und Finnland +0,8 %). Dagegen schrumpfte die Ausbringung in Irland (- 8,2 %) und in Luxemburg (-1,4 %).

3. Die Energieproduktion schwankt immer noch kräftig und beeinflusst damit die Industrieproduktionszahlen wesentlich. Auf den Einbruch vom März um 4,2 % folgte nun im April ein Anstieg um 1,7 %. Auch die anderen Hauptgruppen zeigten durchweg Zuwächse. Dabei wurden bei den Investitionsgütern (+0,8 %), den Gebrauchsgütern (+0,9 %) und den Verbrauchsgütern (+1,1 %) deutliche Steigerungsraten erzielt, die Vorleistungsgüter stiegen dagegen nur geringfügig um 0,2 %.

4. Wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) heute bekannt gab, sind die Konjunkturerwartungen in Deutschland und in Euroland angestiegen. Der Indikator stieg im Juni für Deutschland um 2,6 Punkte auf nunmehr 21,3 Punkte an, für Euroland um 2,5 Punkte auf 38 Punkte. Dies übertraf geringfügig die Markterwartungen wie auch die unsrigen (für Deutschland: Bloomberg-Median: 19,7 Punkte; Deka- Bank: 18,4 Punkte). Laut ZEW hatte insbesondere die Zinssenkung der EZB am 5. Juni großen Einfluss auf die Entwicklung. Die schon vor der Zinssenkung abgegebenen Antworten hätten zu einem starken Rückgang des Indikators auf 5,2 Punkte geführt, die nach der Zinssenkung abgegebenen Antworten dagegen zu einem starken Anstieg auf 31,7 Punkte - wohl in der Hoffnung auf einen deutlichen Wachstumsimpuls durch die niedrigeren Leitzinsen. Letztendlich ist der Junianstieg jedoch immer noch als Seitwärtsbewegung zu interpretieren, wenn man bedenkt, dass dieser Indikator Werte zwischen -100 und +100 annehmen kann. Zumindest geht die Tendenz jedoch nach oben und nicht nach unten.

5. Immerhin verbleibt der Industrie nach der Revision ein Produktionsplus von 0,2 % im ersten Quartal, und im April ist bereits ein weiter leichter Anstieg gegenüber dem Durchschnitt des ersten Quartals erreicht. Das sind zumindest Zeichen, dass das Wachstum in der Industrie derzeit nicht ganz erlahmt ist. Dennoch lassen die Stimmungsindikatoren wenig Hoffnung für eine schnelle Erholung in den nächsten Monaten. Das Business Climate lag im Mai zum dritten Mal in Folge unterhalb der Linie von -0,5 Punkten, die die Grenze zum Nullwachstum der Industrieproduktion im Vorjahresvergleich markiert. Da auch aktuell noch nicht viel von einer Stimmungsverbesserung zu sehen ist, dürfte es Spätsommer werden, bis die Industrie wieder etwas stärker wächst. Die heutigen Zahlen bestätigen unser Bild eines schwachen zweiten Quartals für das Wirtschaftswachstum in Euroland und einer dann langsam anziehenden konjunkturellen Erholung in der zweiten Jahreshälfte, die aber in ihrer Stärke nicht als wirklich dynamisch bezeichnet werden kann.

Quelle: Deka

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