Deka erwartet Zinssenkung um 50 Basispunkte
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Die EZB dürfte am Donnerstag ihren Leitzinssatz um 50 Basispunkte senken. Auch in den kommenden Monaten sind weitere Zinssenkungen nicht auszuschließen. Das Niveau des EZB-Kompass bleibt für das bereits erreichte Zinsniveau zwar weiterhin relativ hoch, die Inflationsgefahren insgesamt aber recht niedrig. Dazu tragen momentan, und in den kommenden Monaten noch verstärkt, die niedrigeren Importpreise bei, die sich aus dem Anstieg des Außenwertes des Euros und dem Ölpreisrückgang ergeben. Auch in den nächsten Quartalen bleibt der Outputgap negativ, sodass sich konjunktureller Preisdruck nicht entwickeln wird.
Die monetäre Analyse liefert auch weiterhin keine eindeutigen Signale. Die Kreditvergabe, hier die Buchkredite, ist erneut gesunken, während die Geldmenge M3 wieder extrem stark gestiegen ist und damit, genau wie die reale Geldlücke, deutlich über ihrem angestrebten Referenzwert liegt. Auch kommt die gegenseitige Prüfung der Signale beider Analysebereiche, monetär als auch ökonomisch, zu keinem eindeutigen Ergebnis. Dies legt nahe, dass die EZB bei möglichen weiteren Zinssenkungen keine Eile zeigen wird.
Methodische Änderungen beim EZB-Kompass: Die Geldpolitik beim Wort zu nehmen, das ist der Ansatz des Deka-EZB-Kompass für die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank. Aufbauend auf den Aussagen der EZB zu ihrer geldpolitischen Strategie nimmt der Kompass in Form eines Scoring-Modells regelmäßig eine Bewertung der für die Geldpolitik relevanten makroökonomischen Variablen vor. Den insgesamt 13 Variablen wird ein Punktwert zwischen 0 und 100 zugeordnet. Werte bei 50 Punkten bedeuten, dass die Geldpolitik eine neutrale Haltung einnehmen kann. Niedrige Werte zeigen die Notwendigkeit einer expansiven Geldpolitik an, hohe Werte deuten dagegen auf geldpolitische Restriktion hin. Jedoch sollte nicht allein der aktuelle Wert des Kompass zur Bewertung der Politik der EZB herangezogen werden. Da Geldpolitik in hohem Maße vorausschauend agieren muss, sind die Prognosewerte des EZB-Kompass von großer Bedeutung. Zukünftige Ausprägungen unterhalb von 50 Punkten rechtfertigen auch dann eine expansivere Geldpolitik, wenn das aktuelle Kompassniveau noch oberhalb der 50 Punktelinie eine restriktive Politik vorschlägt. Dementsprechend sind Prognoseveränderungen, vor allem Richtungsänderungen, ein deutlicher Hinweis auf eine mögliche Reaktion der Zentralbank. Analog zum Analyseschema des Zentralbankrates sind die makroökonomischen Variablen in die beiden Gruppen der monetären Analyse und der breiten konjunkturellen Analyse getrennt. Diese ergeben jeweils unterschiedlich gewichtete Teilscores, die zu einem Gesamtscore, eben dem Wert des EZB-Kompass, zusammengefasst werden. Die EZB betont, dass die im Mai vorgelegten Ergebnisse der Strategie-Evaluierung keine Veränderungen ihrer Geldpolitik nach sich ziehen, sondern eher eine Präzisierung in der Formulierung ihrer bislang verfolgten Geldpolitik darstellen. Dementsprechend bleibt der Deka-EZB-Kompass in seinen wesentlichen Komponenten unverändert. Allerdings ergeben sich in zwei Punkten doch Änderungen, die durch die Neuformulierungen der Strategie notwendig erscheinen. Aus der bisherigen Formulierung ihrer Inflationsnorm von "unter zwei Prozent" war nicht eindeutig genug zu entnehmen, welche Inflationsrate im Bereich von Null bis zwei Prozent die EZB anstrebt. Nun hat sich die EZB dazu bekannt, in diesem Korridor eher eine Rate von "nahe zwei Prozent" anzuvisieren, präziser sogar eine Rate von 1,7 % bis 1,9 %. Für die Berechnung der Kompasswerte bedeutet dies eine leichte Erhöhung der als neutral anzusehenden Inflationswerte auf 1,8 %. Lediglich bei der Berechnung der im monetären Teilscore verwendeten Geldlücke bleibt die Inflationskomponente analog zum Vorgehen der EZB bei 1,5 %. Der zweite Punkt bezieht sich auf das Verhältnis der beiden bisherigen Analysesäulen. Indem die EZB der monetären Analyse nun eher einen langfristigen Charakter zugeordnet hat, wird die Bedeutung für die jeweils aktuelle Zinsentscheidung heruntergestuft. Darüber hinaus kann die Aussagefähigkeit der monetären Variablen über eine längere Zeitspanne hinweg verzerrt sein. Eine gleich hohe Gewichtung der monetären Variablen gegenüber den Variablen der breiten Wirtschaftsanalyse im Scoring Modell ist daher nicht mehr gerechtfertigt. So errechnet sich der Gesamtwert des Kompass nun aus einer unterschiedlichen Gewichtung von monetärem und gesamtwirtschaftlichem Teilscore. Der monetäre Teilscore geht mit einem Gewicht von 10 % bis 40 % in den Gesamtscore ein, je nach dem, ob die Teilkomponenten Kreditvergabe und Geldmengenentwicklung gleiche Signale aussenden (höhere Gewichtung) oder in unterschiedliche Richtungen zeigen (niedrigere Gewichtung).
Quelle: Deka
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