Deka erwartet keine Zinssenkung in USA
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Diesen Dienstag wird sich der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank zu seiner turnusmäßigen Sitzung zusammenfinden. Was den Aufschwung angeht, so ist die Fed offiziell optimistisch. Aus den Reden einzelner Fed-Repräsentanten sind aber durchaus auch pessimistische Töne zu hören. So hat der für die Investitionsentwicklung alles in allem optimistisch gestimmte Fed-Governor Bernanke bemerkt, dass zumindest theoretisch die Gefahr besteht, dass sich ein unterschwelliger Pessimismus bei den Unternehmen verfestigt und selbsterfüllt. Auch wenn im FOMC momentan die Pessimisten die Mehrheit haben sollten, da Notenbankchef Greenspan zu den Optimisten zählt - er hatte in der jüngsten Vergangenheit immer wieder betont, dass die kriegsbedingte Unsicherheit der Hauptgrund für den zögerlichen Aufschwung sei - wird sich das FOMC nicht gegen ihn stellen.
Der Optimismus Greenspans wird von den Finanzmärkten geteilt: Seit letzten Herbst ist die Risikoaversion, gemessen durch den "Vix" der Optionsbörse, der eine Markteinschätzung der zukünftigen Volatilität liefert, gesunken und die Unternehmensgewinne sind im ersten Quartal 2003 höher ausgefallen als erwartet, was sich in steigenden Aktienkursen widerspiegelte. Die Terminmärkte für Fed Funds zeigen für den morgigen Zinsentscheid die Erwartung einer konstanten Fed Funds Target Rate an. Denn im wesentlichen hat sich nicht viel geändert seit dem letzten Zinsentscheid im März, wie auch das Beige Book der Fed in der vorletzten Woche aufzeigte.
Greenspan hat sich aber bei seiner Anhörung vor dem Kongress letzte Woche ein Hintertürchen für Zinssenkungen offen gelassen, indem er darauf hinwies, dass das zögerliche Investitionsverhalten der Unternehmen ein Hindernis für eine Verbesserung der ökonomischen Entwicklung sein könnte, und die Möglichkeit besteht, dass die grassierende Lungenkrankheit SARS die "just-in-time"-Lieferprozesse aus Ostasien in die USA beeinträchtigen könnte. Noch wichtiger ist, dass Greenspan zum ersten Mal anmerkte, dass ein "zu niedriges" Niveau der Inflation nicht wünschenswert sei. Momentan liegt die Kerninflationsrate, die den mittelfristigen Trend der Inflation aufzeigt, bei lediglich 1,7 %.
Die Inflation ist momentan niedrig, erstens weil die aggregierte Nachfrage schwach ist, zweitens weil die US-Behörden die Inflationsrate anders messen als früher, und drittens weil das Produktivitätswachstum stärker ist als früher. Der erste Grund ist als etwas Schlechtes, der zweite als nicht wesentlich, der dritte als etwas Gutes zu interpretieren. Solange die Outputlücke bestehen bleibt, so lange hat dies tendenziell abnehmende Inflationsraten zur Folge. Ausgehend von einer niedrigen Inflationsrate bedarf es daher nur eines größeren adversen Schocks, der die US-Wirtschaft zurück in eine Rezession treibt, um die USA in eine zumindest theoretisch mögliche Deflation zu versetzen. Um auf diese Möglichkeit vorbereitet zu sein, hat die Fed mit der Erstellung von Notfallplänen reagiert. Diese sind aber eher als ein Austesten von Optionen als eine reale Möglichkeit anzusehen. Denn die starken Nachfrageimpulse seitens der Geld- und Fiskalpolitik, die sich noch in der "Pipeline" befinden, sollten in Zukunft inflationäre Impulse erzeugen.
Die Fed-Repräsentanten haben mit ihrer Wortwahl in diversen Reden angedeutet, dass sie weiterhin genauestens die Daten beobachten werden, bevor sie eine Zinsänderung vornehmen. Hierfür spricht nicht zuletzt, dass der Ankauf von langfristigen Staatspapieren, der als eine mögliche Option zur Bekämpfung von Rezessions- und Deflationsrisiken erwogen wird, mit massiven Kommunikationsproblemen einhergehen würde. Denn welche Rate für die 10-jährigen Treasuries wollte die Fed anvisieren, und wie wollte sie den Märkten das Ausmaß und den Zeitpunkt ihrer Interventionen kommunizieren, so dass der Markt zwar stabil bleibt, aber gleichzeitig sicher gestellt ist, dass die Interventionen auch ihre gewünschte Wirkung zeigen? Derartige Probleme sind zwar nicht unlösbar, die Fed würde sie aber verständlicherweise gerne vermeiden, so dass sie auch aus diesem Grund die bisherige "wait-and-see"-Strategie präferieren wird. Die Fed wird daher aller Voraussicht nach die Zinsen konstant halten. Spannend wird die Frage sein, ob sie erneut darauf verzichtet, eine Risikoeinschätzung abzugeben.
Quelle: Deka
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