Kommentar
09:40 Uhr, 28.07.2003

Deka erwartet keine Zinssenkung

1. Der EZB-Kompass geht im Juli auf einen Stand von 52,4 Punkten zurück, nachdem er im Juni erstmals wieder leicht angestiegen war. Insgesamt kann jedoch von einer Seitwärtstendenz seit Mai diesen Jahres gesprochen werden. Diese wird in den nächsten Monaten jedoch nicht weiter anhalten. Statt dessen erwarten wir schon im August ein Sinken des Kompass-Wertes auf 50,5. Ab Oktober dürfte der Kompass sogar Werte von unter 50 aufweisen, d.h. Werte bei denen eine expansive Geldpolitik empfohlen wird. Diese haben wir in Euroland jedoch schon seit einiger Zeit, sodass dies nicht notwendiger Weise Zinssenkungen zur Folge haben dürfte.

2. Insgesamt bietet der Kompass in diesem Monat keine großen Überraschungen. Dies mag auch der kurzen Zeitspanne seit der letzten EZB-Sitzung geschuldet sein, die dazu führte, dass nicht alle Zeitreihen neu veröffentlichte Werte aufweisen. Überraschend dürften die Daten der vergangenen Wochen auch für die EZB nicht gewesen sein. Insgesamt passen die veröffentlichten Indikatorenwerte zu den Staffprojektionen der EZB. So halten wir es aufgrund der bisherigen konjunkturellen und Finanzmarktentwicklungen für am wahrscheinlichsten, dass die Inflationsentwicklung in 2003 und 2004 tatsächlich genau die Mittelwerte der Staffprojektionen von 2,0 % und 1,3 % trifft. Für 2003 wird eine Inflationsrate von 2,0 % auch aufgrund der Hitzewelle wahrscheinlich, die das von vielen Marktbeobachtern erwartete rasche Absinken der HVPIRate auf deutlich unter 2 % nach hinten verschiebt. Wir erwarten beispielsweise erst im Oktober HVPI-Raten von unter 2,0 %. Damit dürfte auch der Druck auf die EZB nicht zu groß werden, in den nächsten Monaten die Zinsen zu senken.

3. Eine Leitzinssenkung von 25 Basispunkten halten wir dennoch für den Dezembertermin für wahrscheinlich. Angesichts unserer Prognose eines nur mäßigen Aufschwungs und sinkender Inflationsraten mit weiterhin günstigen Inflationsperspektiven, dürfte der öffentliche Druck auf die EZB zunehmen, mit erneuten Zinssenkungen der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen. Die EZB kann sich u.E. nicht unbegrenzt auf den Standpunkt zurückziehen, dass sie ihren Beitrag für eine Konjunkturerholung bereits geliefert hat. Im Dezember wird sie erstmals ihre Wachstums- und Inflationsprojektionen für 2005 veröffentlichen. Abgesehen von dem Fall, dass sie der auch dann noch sehr hohen realen Geldlücke bei der Inflationsprognose eine entscheidende Bedeutung beimisst, wird sie zu dem Schluss kommen, dass die Inflationsraten auch 2005 unter 2 % liegen werden. Dies sollte ihr im Dezember eine Zinssenkung ermöglichen.

4. Der Wert der wirtschaftlichen Analyse liegt im Juli mit 46,5 unter dem Vormonatswert von 47,6. Die Kernrate des HVPI war der Hauptgrund für diesen leichten Rückgang, der von dem ölpreisbedingten Anstieg der Importpreise nur leicht gebremst wurde. Der Wert der monetären Analyse steigt dagegen von 75,9 auf 76,0 minimal an. Dies ist aber allein darauf zurückzuführen, dass nun Juli statt Juni-Prognosen in den Kompass eingehen. Neue Geldmengendaten hat es seit der letzten Veröffentlichung des EZB-Kompass nicht gegeben.

5. Die gegenseitige Prüfung der beiden Analysebereiche zeigt weiterhin unterschiedliche Signale. Weder in diesem noch in den nächsten Monaten wird es unserer Einschätzung nach Zinsänderungen geben. Die EZB hat im Juni ihre Leitzinsen vorausschauend gesenkt. Das heißt, dass sie die zu erwartenden niedrigeren Kompass-Wert in ihrer Geldpolitik bereits berücksichtigt hat. Erst wenn die Daten in die eine oder andere Richtung überraschen, sich Gründe für Prognoserevisionen ergeben oder wenn die Inflationsraten tatsächlich ein optisch wesentlich niedrigeres Niveau erreicht haben und die weiteren Prognosen auch keine Inflationsgefahren anzeigen, werden die Zinsen erneut gesenkt.

Quelle: Deka

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