Kommentar
10:20 Uhr, 27.01.2004

Deka erwartet keine Zinsänderung der Fed

1. Diesen Mittwoch wird sich der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank zu seiner turnusmäßigen Sitzung zusammenfinden. Die Fed behielt bei ihrem letzten Zinsentscheid im Dezember die Federal Funds Target Rate auf dem Niveau von 1 % konstant. Das FOMC sollte daher die Gelegenheit eines zweitägigen Meetings am 27. und 28. Januar nutzen, um intensiv über essenzielle Fragen nachzudenken: (1) Ist der Arbeitsmarkt in einem so schlechten Zustand, wie es der letzte Arbeitsmarkt suggeriert, und wenn ja, ist die Nachhaltigkeit der Aufschwungsdynamik dadurch gefährdet? (2) Ist die Verlangsamung des Lohnwachstums in den letzten Monaten Grund, sich Sorgen entweder um die Nachhaltigkeit der Aufschwungsdynamik oder einen weiteren Rückgang der Inflationsraten zu machen? (3) Legt der Rückgang der Arbeitslosenquote im Dezember auf 5,7 % nahe, dass sich der Arbeitsmarkt doch schneller verbessert als erwartet und wäre dies dann mit der derzeitigen geldpolitischen Strategie kompatibel? (4) Ist eine Fortsetzung des Disinflationsprozesses vor dem Hintergrund des letzten Inflationsberichts zu erwarten? (5) Welche Bedeutung sollen Gold, den Erzeugerpreisen, den Spreads zwischen den Renditen nominaler und inflationsindexierter Anleihen (Tips), dem US-Dollar und den Ölpreisen bei der Inflationsprognose gegeben werden? (6) Wie soll die Kommunikationspolitik in Zukunft gestaltet werden?

2. Auch wenn aller Wahrscheinlichkeit nach jede Menge Vorschläge auf dem Tisch liegen, wie die Kommunikation mit den Rentenmärkten verbessert werden kann, so ist doch für den 28. Januar keine Änderung in der Struktur des Statements zum Zinsentscheid zu erwarten. Zwar wird das FOMC in den nächsten Monaten diesbezüglich Änderungen vornehmen. Momentan scheint es sich aber mit der Substanz des Dezember- Statements recht gut zu fühlen. Wir erwarten, dass das FOMC weiter ein hohes Vertrauen in die Nachhaltigkeit eines BIP-Wachstum über Potenzial hat, gleichzeitig aber die Wachstumserwartungen mit der Strategie einer nachhaltig expansiven Geldpolitik "for a considerable period" als konsistent ansieht. Zwar hat sich in den vergangenen Monaten die Outputlücke immer mehr geschlossen, die aber gleichzeitig weiterhin sehr niedrigen Inflationsraten implizieren weiter eine 1 %-Zinspolitik der Fed auf absehbare Zeit. Das Vertrauen in diese Strategie wurde durch den Rückgang der für das FOMC entscheidenden Kerninflationsrate PCE (Personal Consumption Expenditures), der sich seit dem letzten FOMC-Meeting im Dezember vollzogen hatte, und durch den unerwartet schlechten Arbeitsmarktbericht vom Dezember gestärkt: Die Kerninflationsraten gingen wieder auf 0,8 % yoy zurück und die Beschäftigung konnte nur um 1000 neue Stellen zulegen.

3. Wahrscheinlich bereut das FOMC nach dem Rückgang der Inflationsraten im Dezember, dass es die Risiken zwischen Inflation und Disinflation wieder als fast ausgeglichen angesehen hat. Der Paragraph im Statement über die aktuelle Konjunktursituation sollte daher leicht modifiziert werden, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass die Inflationsraten wieder zurückgegangen sind und die Geschwindigkeit der Verbesserung des Arbeitsmarktes nicht klar ist. Nennenswert sollten diese Änderungen allerdings nicht sein, da die Bondmärkte sonst verunsichert werden könnten. Der wahrscheinlichste Zeitpunkt für eine Änderung in der Struktur des Statements ist dann gegeben, wenn das FOMC die Strategie der "considerable period" als nicht mehr als adäquat ansehen sollte. Dies wäre der Fall, wenn sich die Lage am Arbeitsmarkt spürbar verbessert hat und sich die Inflationsaussichten zu verschlechtern drohen.

4. Die letzten Inflations- und Arbeitsmarktberichte haben die Aussichten verbessert, dass die Zinswende frühestens im zweiten Halbjahr 2004 zu erwarten ist. Wir erwarten wie die Terminmärkte für Fed Funds die erste Zinserhöhung im September 2004. Es besteht vor dem Hintergrund des günstigen Inflationsausblicks allerdings ein nicht unerhebliches Risiko, dass die Zinswende erst zu Beginn des Jahres 2005 beginnt.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 122 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.

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