Deka erwartet keine Zinsänderung der Fed
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1. Diesen Dienstag wird sich der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank zu seiner turnusmäßigen Sitzung zusammenfinden. Die Fed behielt bei ihrem letzten Zinsentscheid im Oktober die Federal Funds Target Rate auf dem Niveau von 1 % konstant. Wir erwarten, dass dies auch am Dienstag der Fall sein wird. Sehr wahrscheinlich wird die Fed dieselbe Risikoeinschätzung wie im Oktober liefern: Die Risiken für das Wachstum sind ausgeglichen, die Risiken einer Disinflation überwiegen die Risiken einer Inflation. Dass die Fed ihr Statement ändert und ihre verbale Selbstverpflichtung aufgibt, die Zinsen für eine "considerable period" niedrig zu halten, halten wir aufgrund der hierdurch möglichen adversen Effekte auf die Rentenmärkte und damit für die Dynamik des Aufschwungs derzeit für wenig wahrscheinlich.
2. Die Fed hat in den letzten Wochen in einer Vielzahl von Reden klar gemacht, dass sie keine Absicht hat, am Dienstag die Zinsen zu erhöhen. Die Märkte suchen derweil nach Hinweisen, ob die Fed angesichts der überaus starken Konjunkturdaten der letzten Zeit die Zinsen bereits im Frühjahr erhöht oder nicht. Die Reden, die niedrigen Inflationsraten und die relativ hohe Arbeitslosigkeit sprechen gegen Zinserhöhungen in den nächsten Monaten. So hatte der einflussreiche Fed of St. Louis-Präsident Poole vor einigen Wochen angedeutet, dass zumindest bis März keine Änderung der Zinsen zu erwarten sei. Hatte Notenbankchef Greenspan doch erst vor kurzem betont, dass sich selbst bei beschleunigender realwirtschaftlicher Aktivität die Inflation nicht spürbar beschleunigen werde, so dass die Geldpolitik "geduldiger" sein könne als in vergangenen Phasen starken BIP-Wachstums.
3. Ein Grund für die geringen Inflationssorgen der Fed ist, dass sie momentan niedrig ist. Empirisch wird die zukünftige Inflation zu einem sehr großen Teil durch ihre eigene Vergangenheit determiniert. Ein zweiter Grund ist, dass die Lohnstückkosten durch den rasanten Produktivitätsfortschritt in der US-Wirtschaft sinken und nicht steigen. Das starke Produktivitätswachstum sorgt dafür, dass die US-Wirtschaft stärker wachsen kann, ohne hierdurch Inflationsdruck zu generieren, als in der Vergangenheit. Dies spiegelt sich in der Outputlücke wider, die unserer Erwartung nach erst Mitte des nächsten Jahres geschlossen sein wird. Die Outputlücke ist ein Haupttreiber der Inflationsrate. Drittens, auch wenn alle Voraussetzungen für einen langen und starken Aufschwung endlich gegeben sind, so will die Fed sicher weiter dem Umstand Rechnung tragen, dass adverse Schocks der Dynamik des Aufschwungs eine merkliche Verlangsamung antun könnten. Viertens, nach einer lang anhaltenden Phase niedriger Inflationsraten, tendieren die Preise weniger stark bei einem Rückgang der Arbeitslosenquote zu steigen als nach Phasen hoher Inflationsraten. Damit hat die Outputlücke aber auch nicht mehr einen so starken Einfluss auf die Inflationsrate wie in der Vergangenheit. Für das nächste Jahr erwarten wir eine Inflationsrate von lediglich 1,7 %, für 2005 von 2,0 %. So verkündete der Fed of Kansas City-Präsident Hoenig, dass Inflation für 2004 nur dann ein Problem werde, wenn das Outputwachstum nachhaltig bei 7 % liege, was wir nicht erwarten. Die Notenbank hat angesichts dieser Prognosen jede Menge Zeit mit Zinserhöhungen auf ein neutrales Niveau, das bei ungefähr 4,5-5 % liegt, zu warten. Kurz gesagt: Der Aufschwung ist anders als in der Vergangenheit und damit ist auch die Geldpolitik anders. Nichts deutet darauf hin, dass die Fed die Leitzinsen so schnell ändern will.
4. Das Interesse wird sich am Dienstag daher in erster Linie auf die Frage fokussieren, ob die Fed den Wortlaut ihres Statements dahingehend ändert, dass sie sich keine Sorgen mehr über einen weiteren Fall der Inflationsrate macht und die Risiken wieder verstärkt bei einer Beschleunigung der Inflation sieht. Zwar ist es möglich, dass die Fed die Worte "considerable period" aus dem Statement herausnimmt, wir halten das aber für wenig wahrscheinlich. Denn eine "zu frühe" Aufgabe der verbalen Selbstverpflichtung, die Zinsen nachhaltig niedrig zu halten, hätte kurzfristig destabilisierende Effekte über einen Zinsanstieg am langen Ende. Aus den Sitzungsprotokollen der Notenbank werden die Sorgen der Mitglieder des FOMC ersichtlich, dass die Aufgabe der Worte "considerable period" den Märkten suggerieren könnte, dass die Fed ihre Sicht über den Aufschwung radikal geändert hätte. Ein möglicher Kompromiss wäre angesichts der starken Konjunkturdaten, dass die Worte "considerable period" durch die Worte eine "geduldigere Geldpolitik" ersetzt werden könnten, wie es Greenspan vor ein paar Wochen getan hat. Die Märkte würden mit diesem Schritt sanft auf den Zinserhöhungszyklus vorbereitet. Angesichts der Tragweite der Aufgabe der Worte "considerable period" aus dem Statement erwarten wir eine diesbezügliche Änderung aber erst für Anfang des Jahres 2004: Entweder Ende Januar, wenn die Fed ihr zweitägiges Zinsmeeting abhält oder im Februar, wenn Greenspan turnusmäßig vor dem US-Kongress gehört wird. Allein um glaubwürdig zu bleiben, muss die Fed zwischen der Aufgabe der Worte "considerable period" und der ersten Zinserhöhung einige Monate ins Land gehen lassen. Die Zinswende erwarten wir daher erst für September 2004.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 122 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.
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