Kommentar
09:39 Uhr, 04.03.2003

Deka erwartet EZB-Zinssenkung

Die monetäre Teilsäule des EZB-Kompass kommt im Februar auf einen Score von 73,1 nach 72,1 im Januar. Die Prognose für den Januar lag noch bei 67,3. Die Signale, die von M3 ausgehen, führen dennoch nicht zu einer Revision unserer Zinsprognose. Zu unbeständig oder ungenau sind in Zeiten stark volatiler Finanzmarktpreise die geldmarktnahen M3-Bestandteile. Die Kreditvergabe ist unserer Ansicht nach derzeit die wichtigere Information. Jedoch ist auch hier im Januar ein starker Monatsanstieg von saisonbereinigt 0,7 % zu verzeichnen gewesen. Gleichwohl erwarten wir in den nächsten Monaten noch ein eher schwaches Kreditwachstum. Grund für den höher als erwarteten Februar-Wert ist der unerwartet starke Anstieg der Geldmenge im Januar auf 7,4 % ggü. Vj. gewesen. Dies führt zum einen zu einem höheren Wert des 3-Monatsdurchschnitts von M3, der in den Kompass direkt eingeht, und auch zu einer höheren realen Geldlücke. Hier geht die Geldmengenentwicklung also mittelbar in den Kompass ein.

Die Inflationsteilsäule steht im Februar bei 51,4 nach 50,5 im Januar. Dies ist unterhalb der im Vormonat erwarteten Werte. Insbesondere die Kernrate, aber auch die realwirtschaftlichen Daten wie der Outputgap, die Industrieproduktion und das Economic Sentiment tragen dazu bei.

Wir erwarten im März eine Zinssenkung um 25 Basispunkte gefolgt von einer weiteren Zinssenkung um 25 Bp im Mai. Einen größeren Zinsschritt erwarten wir im März nicht, da die verbale Vorbereitung verhaltener war als im Dezember, der "Ozean der Unsicherheit" weiterhin hohen Wellengang zu verzeichnen hat und es daher einer weiteren Zinssenkung zu einem späteren Zeitpunkt zur Beruhigung durchaus bedarf, die Inflationsraten aktuell noch zu hoch liegen und die Lohnpolitik immer noch keine Enthaltsamkeit signalisiert hat, die Signale der monetären Säule trotz Sondereffekten dennoch nicht ignoriert werden sollten. Gegen eine kräftigere Zinssenkung sprechen die gesunkenen Zinsen am langen Ende der Zinsstrukturkurve.

Warum dann überhaupt Zinssenkungen? Trotz obiger Gegenargumente sprechen eine Reihe von gewichtigen Gründen dafür: (1) Wir halten für fraglich, ob sich die für die Unternehmen relevanten Zinsen genauso stark wie die Zinssätze der Staatsanleihen reduziert haben. Im Gegenteil bekommt man den Eindruck, dass sich die Lage insbesondere im dt. Bankensektor eher verschlechtert hat. Eine Zinssenkung würde zu einer stabileren Lage der Banken oder zu niedrigeren Zinskosten für die Unternehmen beitragen. (2) Seit Dezember hat sich die konjunkturelle Lage klar verschlechtert. Präsident Duisenberg hat bereits zugegeben, dass die Wirtschaftsentwicklung sich schlechter entwickelt als von der EZB erwartet. (3) Auch der Anstieg des Außenwertes des Euros hat sich nicht als kurzfristige Marktbewegung erwiesen. Er bremst mittelfristig den Anstieg der Exporte und der Importpreise. (4) Die geopolitische Unsicherheit und der Ölpreis belasten zusätzlich, sodass unabhängig davon, ob es zu einem Krieg kommt, die Wirtschaftsaussichten schlechter sind als erwartet. Die ölpreisbedingt höheren Inflationsraten sollten daher weniger Beachtung finden. (5) Auch sollte die EZB eine Zinssenkung nicht vom Kriegsausbruch abhängig machen, obwohl eine Zinssenkung später vielleicht stärker wirken würde. Politisch und kommunikationstechnisch würde eine spätere Zinssenkung nicht gelungener wirken. Eine zweite Zinssenkung wäre dann angebrachter. Schließlich weiß die EZB über den weiteren Verlauf des Irakkonfliktes auch nicht mehr als der Markt. Sie täte daher gut, daran auf die fundamentalen Daten zu schauen. Diese erlauben unserer Ansicht nach eine graduelle Lockerung des Zinsniveaus - mehr jedoch nicht.

Quelle: Deka

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