Kommentar
15:05 Uhr, 08.07.2003

Deka - Eine Rezession wird wahrscheinlicher

1. Die deutsche Produktion im Produzierenden Gewerbe nahm im Mai für viele Analysten unerwartet um 0,7 % mom ab: Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten im Mittel mit einem Anstieg um 0,2 % mom gerechnet (Spannweite +0,8 % bis -1,0 %), wir hingegen waren von einem Rückgang um 1,0 % mom ausgegangen. Das Vorjahresniveau wird zwar saison- und kalenderbereinigt um 0,2 % überschritten, doch die konjunkturelle Entwicklung wird damit überzeichnet, da der Mai 2002 durch streikbedingte Produktionsausfälle geprägt war.

2. Einen spürbaren Einbruch erlebte das Bauhauptgewerbe (-3,9 % mom), dem aber ein Plus in der Energieproduktion (1,5 % mom) gegenüberstand. Die Industrieproduktion (ohne Energie und ohne Bau) schließlich sank um 0,7 % gegenüber dem Vormonat. In den Hauptgruppen konnten allein die Investitionsgüterproduzenten einen Anstieg der Produktion (1,0 % mom) verzeichnen. Angesichts der Tatsache, dass die Investitionsgüterproduktion in den beiden Monaten zuvor um jeweils 3,1 % mom gesunken war, ist der Maianstieg nur ein äußerst bescheidener Rückpralleffekt. Die Vorleistungsgüterproduktion nahm zum zweiten Mal in Folge ab, im Mai sogar beschleunigt um 1,5 % mom. Die Konsumgüterproduktion machte ihr Plus vom Vormonat mit einem Rückgang um 2,0 % mom mehr als wett, leider nur im negativen Sinne.

3. Die Auftragsschwäche in der deutschen Industrie - die Auftragseingänge sanken im Mai um 2,2 % mom - ist sicherlich der wesentliche Bestimmungsfaktor für die schlechten Produktionszahlen. Daneben hat als Sonderfaktor ein zusätzlicher Brückentag die Produktionsdaten negativ beeinflusst. Dieser Sondereffekt ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass der Ausblick für das zweite Quartal äußerst verhalten ist. Die Produktion im Produzierenden Gewerbe dürfte kräftig gesunken sein: Selbst wenn das Minus vom Mai im Juni wieder kompensiert würde, bliebe unter dem Strich ein Rückgang der Produktion um 1½ % qoq, oder anders gewendet: Um noch eine Stagnation der Produktion im zweiten Quartal zu erreichen, müsste der Juni einen - unrealistischen - Anstieg um 5,3 % mom mit sich bringen. Ob es im Juni aber überhaupt ein Plus gegeben hat, muss angesichts der Auftragslage und der Auftragsbestände, aber auch angesichts des Streiks in Ostdeutschland und der Produktionserwartungen bezweifelt werden. Die Dienstleister werden sich schwer tun, diese negativen Vorgaben zu kompensieren. Auch wenn vom Handel im zweiten Quartal leichte Impulse kommen können, für die anderen Dienstleister mahnt der Einkaufsmanagerindex zur Vorsicht, denn er befand sich auch im zweiten Quartal deutlich im kontraktiven Bereich. Unter dem Strich kann damit für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung leicht eine Schrumpfung im zweiten Quartal herauskommen. So wird eine Rezession im ersten Halbjahr 2003 wahrscheinlicher. Für das Gesamtjahr wäre dann kaum mehr als Stagnation zu erwarten.

Quelle: Deka

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