Deka - Die Stimmung hellt sich auf
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Das (west-)deutsche ifo-Geschäftsklima ist im Mai unerwartet von 86,6 auf 87,6 Indexpunkte gestiegen. Von Bloomberg befragte Volkswirte (Median: 86,5 Punkte) gingen wie auch wir (86,4 Punkte) von einer leichten Verringerung aus. Erneut haben die Unternehmen ihre gegenwärtige Geschäftslage schlechter beurteilt. Dieser Teilindex sank von 78,6 auf 78,3 Indexpunkte (DekaBank: 78,3 Indexpunkte). Dagegen blicken die Unternehmen überraschend zuversichtlicher in die Zukunft: Die Geschäftserwartungen stiegen von 94,9 wieder auf das Märzniveau von 97,2 Indexpunkten an (Dekabank: 94,7 Indexpunkte). Zur Stimmungsaufhellung in der gewerblichen Wirtschaft trug insbesondere der Einzelhandel bei, während in der Industrie und im Großhandel nur eine leichte Verbesserung, in der Bauwirtschaft sogar eine weitere Stimmungseintrübung zu verzeichnen war.
Die schlechtere Beurteilung der gegenwärtigen Lage erscheint durchaus plausibel, insbesondere für die Industrie. Das vergleichsweise ordentliche erste Quartal endete mit einem kräftigen Rückgang der Auftragseingänge, gleichzeitig ist die Beurteilung der Auftragsbestände derzeit (letzter Stand April) wieder relativ schwach bei gleichzeitig steigendem Druck von den Fertigwarenlagern.
Überraschend und bislang nur schwer zu erklären ist die Verbesserung der Geschäftserwartungen. Positiv mag sich die Verringerung der geopolitischen Unsicherheit mit dem Ende des Irakkriegs ausgewirkt haben. Dies könnte auch Hoffnungen auf eine Belebung der Weltwirtschaft - gerechtfertigt oder nicht - begründet haben. Nur durch solche Hoffnungen lassen sich trotz der weiteren Euroaufwertung die - laut ifo - nicht verschlechterten Exporterwartungen erklären. Die Binnenperspektiven bleiben unserer Ansicht nach gedrückt. Noch immer steht die Agenda 2010 unter dem Vorbehalt der innerparteilichen Auseinandersetzungen der größten Regierungspartei, aber auch unter massivem Beschuss durch den DGB. Eigentlich notwendige weiterreichende Schritte stehen nicht einmal zur Diskussion. Gleichzeitig stehen in Ostdeutschland die Zeichen auf Streik (sinkende Geschäftserwartungen im Mai) und im gesamtdeutschen Einzelhandel zeichnet sich bislang ebenfalls noch keine Lösung bei den Tarifverhandlungen ab. Die Nachfrage der privaten Haushalte befindet sich immer noch im Würgegriff der Arbeitslosigkeit und der Steuer- und Abgabenbelastungen, sodass sich auch auf dem heimischen Markt nur geringe Absatzperspektiven für die Unternehmen auftun. Ob also die gestiegenen Geschäftserwartungen durch harte Unternehmensdaten untermauert werden oder nur vom Prinzip Hoffnung geleitet sind, muss sich erst noch herausstellen.
Alles in allem sehen wir keine Notwendigkeit, unsere verhaltene Prognose eines jahresdurchschnittlichen Wachstums von 0,2 % zu korrigieren. Die Erholung, die wir für die zweite Jahreshälfte erwarten, wird schwach ausfallen und basiert vornehmlich auf der Erwartung einer leichten Belebung der Weltwirtschaft, deren Auswirkungen aber angesichts der Euroaufwertung gedämpft bleiben. Vor diesem Hintergrund erwarten wir, dass die Europäische Zentralbank den durch den starken Euro geschaffenen Spielraum nutzt und den Refinanzierungssatz im Juni um 50 Basispunkte zurücknehmen wird.
Quelle: Deka
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