Deka - Der ifo-Index fällt erneut
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Trotz des schnellen und erfolgreichen Irakkriegs hat sich das westdeutsche ifo-Geschäftsklima im April erneut verschlechtert: Es sank spürbar von 88,1 auf 86,6 Indexpunkte. Die von Bloomberg befragten Volkswirte wie auch wir waren von einem Anstieg auf 88,6 beziehungsweise auf 89,2 Indexpunkte ausgegangen. Dies ist eine bittere Enttäuschung.
Die Stimmungseintrübung war mit Blick sowohl auf die Gegenwart als auch auf die Zukunft zu verzeichnen. So sank die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage von 79,2 auf 78,6 Indexpunkte, die Geschäftserwartungen verschlechterten sich von 97,2 auf 94,9. Aufgrund der weltpolitischen Entwicklungen war eigentlich mit dem Gegenteil zu rechnen: Der Wegfall der Unsicherheit, sinkende Rohstoffpreise und steigende Aktienmärkte hätten normalerweise eine Stimmungsverbesserung mit sich bringen müssen.
Vermutlich sind es nicht so sehr die weltpolitischen Ereignisse, die die Unternehmen pessimistisch stimmen, sondern vielmehr die Politik vor der eigenen Haustüre. Selbst zaghafte - zu zaghafte - Reformvorschläge werden im politischen Prozess zerredet oder so zurecht gestutzt, dass von diesen kaum mehr positive Effekte zu erwarten sind, so sie denn überhaupt jemals umgesetzt werden. Statt mutige Reformschritte zu wagen, gehen die einen in Trippelschritten voran, und statt konstruktiv die notwendigen Reformvorhaben zu unterstützen, blockieren oder lamentieren die anderen. Was wir jetzt und nicht erst in irgendeiner kommenden Legislaturperiode brauchen, ist eine Reform der sozialen Sicherungssysteme, die auch den Mut aufbringt an den Systemen oder wenigstens an einigen ihrer Komponenten zu rütteln. Wir brauchen die Erkenntnis, dass nichts unsozialer ist als die Arbeitslosigkeit, und dass diese nur beseitigt werden kann, wenn von Unternehmen neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Doch je länger Reformen aufgeschoben werden, desto höher türmen sich die Probleme auf und desto weniger glauben Haushalte, Unternehmen und Investoren an deren Lösung. Die Folge liegt auf der Hand: Investitionen werden im Ausland getätigt, Arbeitsplätze exportiert oder von Anfang an nicht geschaffen.
Diese Probleme treten derzeit besonders stark in den Vordergrund, weil die Unterstützung von der Weltwirtschaft ohnehin schon gering ist und die Exporterwartungen seit einigen Monaten sogar wieder rückläufig sind. Die Konjunkturperspektiven bleiben damit trotz des Endes des Irakkriegs sehr gedämpft. Ein erstes Quartal, das wohl besser als erwartet ausfallen wird, stützt zwar das Jahresergebnis, doch muss man nun für den weiteren Verlauf mit einer mühsamen, schleppenden Erholung rechnen.
Zwischen dem guten Ergebnis der ZEW-Konjunkturerwartungen und dem ifo-Geschäftsklima scheint sich eine Kluft aufzutun. Dieser Widerspruch der Zukunftseinschätzungen löst sich jedoch auf, wenn man die Auswahl der Befragten berücksichtigt. Die vom ZEW befragten Finanzmarktanalysten waren nach dem Kriegsende recht optimistisch, weil ein wichtiger Belastungsfaktor weggefallen war. Doch die konjunkturrelevanten Entscheidungen über Investitionen und Arbeitsplätze werden in Unternehmen getroffen, und die Stimmungslage deren Entscheidungsträger wird vom ifo abgefragt. Von da her müssen die aktuellen ifo-Ergebnisse stärker gewichtet werden.
Quelle: Deka
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