Deka - Das dt. BIP sinkt im Quartalsvergleich
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Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist im ersten Quartal 2003 um 0,2 % gegenüber dem Vormonat (qoq) gesunken. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (0,2 % qoq) wie auch unsere (0,1 % qoq) nicht nur bezüglich des Ausmaßes, sondern auch bezüglich der Richtung überrascht. Das Vorjahresniveau wird damit nur noch um 0,5 % überschritten.
Die heutige Veröffentlichung des Statistischen Bundesamts beinhaltete nur eine erste Schätzung der Veränderungsrate des Bruttoinlandsprodukts, eine Aufschlüsselung nach der Entstehung, Verwendung oder Verteilung erfolgt erst am 22. Mai. Eine Informationen haben wir schon jetzt: Nach offiziellen Angaben kamen vom Außenbeitrag aufgrund eines starken Importanstiegs bremsende Effekte. Hierfür sind zwei Faktoren ausschlaggebend: Zum einen die langsame Gangart der Weltwirtschaft und die damit verbundene schwache weltwirtschaftliche Nachfrage - so sanken beispielsweise die US-Importe im ersten Quartal spürbar; zum anderen die Aufwertung des Euro, die wir mit der üblichen Verzögerung nun allmählich zu spüren bekommen: Exporte verteuern sich und Importe werden billiger. Dabei ist zu beachten, dass der negative Außenbeitrag auf diese besondere Kombination von Aufwertung und schwacher Exportnachfrage zurückzuführen ist.
Die Binnennachfrage nahm nach offiziellen Angaben zu. Hier dürften die Investitionen in Ausrüstungen und Sonstige Anlagen einen positiven Wachstumsbeitrag geleistet haben. Daraus sollte man aber keine Rückkehr zur Normalität ableiten, denn steigende Arbeitgeberbeiträge zu den Sozialversicherungen und hohe Tarifabschlüsse im Vorjahr belasten die Unternehmen weiterhin - sofern sie keine entsprechende Ausweichreaktion, sprich Entlassungen vorgenommen haben. Hinzu kommen nur sehr schwache Ertragsperspektiven angesichts der Binnenkonjunkturschwäche und der lediglich verhaltenen Exportperspektiven. Die Bauinvestitionen werden kräftig zurückgegangen sein, was neben der chronischen Strukturschwäche vor allem auf die schlechten klimatischen Bedingungen zurückzuführen ist. Angesichts einer hohen und im ersten Quartal beschleunigt ansteigenden Arbeitslosigkeit, angesichts der Belastungen mit steigenden Energiepreisen und zusätzlichen Steuern und Abgaben sowie angesichts der Verunsicherung im Zusammenhang mit dem Irakkrieg muss es schon als Erfolg gewertet werden, dass die Privaten Konsumausgaben dem Wachstum wohl nicht geschadet haben.
Mit den heutigen Daten hat sich die Prognose der Bundesregierung eines Wirtschaftswachstums von 0,75 % in diesem Jahr vermutlich überlebt. Geht man davon aus, dass die deutsche Wirtschaft auch im zweiten Quartal mit hoher Wahrscheinlichkeit stagnieren wird, so müsste das Bruttoinlandsprodukt im dritten und vierten Quartal jeweils um 1 % gegenüber dem Vorquartal wachsen, damit dieser Wert noch erreicht würde - eine aus derzeitiger Sicht utopische Erwartung.
Die weiteren Aussichten sind bestenfalls verhalten: Die Auftragseingänge haben sich in den letzten Monaten schlecht entwickelt, entsprechend dünn sind die Auftragspolster der Industrie. In den schlechten Auftragseingängen spiegelt sich nicht nur die schwache Binnenkonjunktur, sondern zuletzt auch eine schwache Auslandsnachfrage wider. Letztere ist auf eine langsamere Gangart der Weltwirtschaft und in zunehmendem Maße auf die Eurostärke zurückzuführen. Die rückläufigen Exporterwartungen geben hiervon ein beredtes Zeugnis. Dies und die in letzter Zeit so stark wie schon lange nicht mehr offensichtlich werdende Unfähigkeit der Politik, zukunftsweisende Reformen umzusetzen, lasten auf der Stimmung der Unternehmen: Die zurechtgestutzten Hartz-Vorschläge zeigen - erwartungsgemäß - keine Wirkung, die Haushaltspolitik steht vor einem Scherbenhaufen und die Sozialen Sicherungssysteme drohen aus dem Ruder zu laufen. Was bleibt, ist - wieder einmal - die Hoffnung auf den Rückenwind einer allmählichen Erholung der Weltwirtschaft. Doch die Eurostärke droht, daraus nur ein laues Lüftchen werden zu lassen. Wir sind daher für den weiteren Jahresverlauf sehr zurückhaltend. Mit dem negativen ersten Quartal stehen wir schon wieder mit einem Bein in der Rezession, denn das zweite Quartal wird sich nur etwas besser als das erste darstellen. Sollten sich die Stimmungsindikatoren nicht bald und deutlich verbessern, dann wird auch das zweite Halbjahr nur eine schwache Erholung bringen. Da mit der Schrumpfung im ersten Quartal der geringe statistische Überhang aus dem Vorjahr aufgezehrt wurde, ist für das Gesamtjahr nun bestenfalls - rein rechnerisch - von einem Wachstum in Höhe von rund 0,2 % auszugehen - ein weiteres verlorenes Jahr. Wir werden unsere Prognose nach der Veröffentlichung der Detaildaten in einer Woche aktualisieren.
Quelle: Deka
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