Kommentar
12:25 Uhr, 09.01.2003

Deka - Bericht zum deutschen Arbeitsmarkt

Die Anzahl der Arbeitslosen in Deutschland stieg im Dezember gegenüber dem Vormonat nicht saisonbereinigt um 199 Tausend auf 4,225 Millionen an. Dies ist die höchste Zunahme in einem Dezember seit fünf Jahren. Ein Anstieg der unbereinigten Arbeitslosenanzahl im Dezember ist aufgrund der Witterungsbedingungen die Regel, doch für das Ausmaß der jüngsten Zunahme können diese nicht allein verantwortlich gemacht werden: gemessen an der durchschnittlichen Lufttemperatur, die geringfügig über dem Durchschnitt seit 1991 lag, war die Witterung nicht unüblich belastend. Saisonbereinigt stieg die Anzahl der Arbeitslosen um 28 Tausend auf 4,197 Millionen an, den höchsten Stand seit Juli 1998.

Der Bestand an Arbeitslosen wird nicht nur von den Zugängen in die Arbeitslosigkeit, sondern auch von den Abgängen aus der Arbeitslosigkeit bestimmt. Saisonbereinigt haben sich die Zugänge in die Arbeitslosigkeit verstärkt. Dabei nahmen sowohl die Zugänge aus der Nichterwerbstätigkeit (einschließlich schulischer Ausbildung) zu, aber auch Zugänge aus der Erwerbstätigkeit. Letzteres ist ein deutliches Zeichen der konjunkturellen Schwäche. Die Abgänge aus der Arbeitslosigkeit haben sich zwar ebenfalls erhöht, doch nicht in gleichem Umfang und vor allem nicht aufgrund einer Belebung am Arbeitsmarkt. Stattdessen nahmen die Abgänge vor allem in die Nichterwerbstätigkeit zu, d.h. diese Menschen sind aus der Statistik ausgeschieden ohne Arbeit zu finden. Der Stellenbestand bei den Arbeitsämtern hat sich saisonbereinigt deutlich verringert. Dies ist ebenfalls ein Zeichen der schwachen Verfassung der Gesamtwirtschaft und dämpft die Perspektiven auf eine baldige Besserung.

Entsprechend dieser schlechten Entwicklung stieg die Arbeitslosenquote im Dezember sowohl unbereinigt als auch saisonbereinigt auf 10,1 % an.

Alles in allem bietet sich dem Betrachter ein tristes Bild des Arbeitsmarktes. Die Schwäche der wirtschaftlichen Entwicklung hat den Arbeitsmarkt fest im Griff und gleichzeitig ist die schwache Arbeitsmarktentwicklung für die konjunkturelle Schwäche mit verantwortlich. Denn neben der Diskussion um die Steuer- und Abgabenerhöhungen und um den Irakkrieg sind es insbesondere auch die Sorge um den Arbeitsplatz oder die fehlenden Arbeitseinkommen, die Haushalte zur Konsumzurückhaltung veranlassen. Aus eigener Kraft wird die deutsche Volkswirtschaft unter den herrschenden Rahmenbedingungen diesen Teufelskreislauf nicht durchbrechen können. Wir warten daher wieder einmal auf die Lokomotive Weltwirtschaft, die die deutsche Volkswirtschaft aus dem Sumpf zieht. Bis sich aber dieser Anstoß von außen in einer Belebung am Arbeitsmarkt niederschlägt, wird noch einige Zeit vergehen. Bis dahin müssen wir uns auf weitere schlechte Nachrichten aus Nürnberg einstellen.

Quelle: Deka

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