Kommentar
15:15 Uhr, 25.07.2007

Deja vue…Sehen wir eine Topbildung bei EUR/YEN?

Parallel mit einer sich anbahnenden Korrektur an den Aktien-Märkten scheint sich im – durchaus beeindruckenden - Chart der europäischen Währung gegen japanischen Yen ebenfalls eine drastische Gegenbewegung anzudeuten. Die Synchronizität der Bewegung von Aktien weltweit und der Entwicklung des Yen ist schon erstaunlich – fällt der Yen, steigen die Aktien und umgekehrt.

„Der Yen finanziert die Welt“ sagen Analysten dazu – und meinen die so viel diskutierten Carry-Trades. Dabei verschulden sich Investoren in einer Niedrigzinswährung (neben Yen z.B. Schweizer Franken) und investieren in Aktien oder Anleihen anderen Staaten, in denen ein höheres Zinsniveau herrscht. Bei einem Investment in Anleihen müssen die Anleger dabei hoffen, dass die Währungsentwicklung den Zinsunterschied nicht auffrisst (bei Aktien entsprechend die Performance). Bisher war das Gegenteil der Fall – neben dem Zinsunterschied konnte man auch noch den weiteren Verfall des Yen ausnutzen. Denn die Rückzahlung des Kredits erfolgt ja in der gleichen Währung wie die Aufnahme – s ohat man doppelt verdient. Ein schönes Perpetuum Mobile der modernen Spekulation – solange es funktioniert.

Dass es mit der japanischen Währung nicht ewig bergab gehen kann, liegt schon an den ökonomischen Realitäten vor Ort. Japan ist einfach am asiatischen Boom (v.a. China und Indien) noch viel näher dran als Europa und die, USA und profitiert immens – sowohl über den Export als auch als verlängerte Werkbank für die produzierende Industrie. Wenn China 11% p.a. wächst, dann geht das eben auch an Japan nicht vorüber – historische Vorbelastungen hin oder her (Japan hatte China während des Zweiten Weltkriegs besetzt und zahlreiche Greueltaten verübt). Da siegt bei der aktuellen Generation dann doch die nackte Geilheit nach Wohlstand und Reichtum.

Da der Wachstumsmotor im Land der aufgehenden Sonne also, unbeschadet eines momentan noch relativ schwachen Binnenkonsums, weiter ins Laufen kommt werden unweigerlich auch die Zinsen weiter steigen. Aufgrund der deutlich niedrigeren Basis im Vergleich zum Euro-Raum ist das Potenzial für Zinssteigerungen wesentlich höher, auch wenn die EZB durchaus noch einige Zinsschritte parat haben könnte. Von den drei großen Weltwährungen scheint der Yen die meist unterschätzte zu sein.

Daniel Kühn – www.forex-report.de

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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