Kommentar
17:45 Uhr, 23.03.2020

Aktienmärkte geben weiter nach - Regierungen und Notenbanken beschließen neue Maßnahmen

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  • EU-Verbrauchervertrauen knickt im März ein
  • Freifahrtschein der US-Fed
  • Bundesbank: Ausgeprägte Rezession nicht zu vermeiden
  • ifo Institut erwartet Wirtschaftseinbruch von bis zu 21 %
  • Bundeskabinett schnürt Hilfspaket
  • Kommen nun Übernahme-Angriffe auf deutsche Firmen?
  • Keine bundesweiten Ausgangssperren in Deutschland
  • US-Konjunkturpaket: Kongress-Verhandlungen vorerst gescheitert
  • Olympische Spiele in Tokio: Premier Abe erwägt Verschiebung
  • Innogy setzt Dividende aus
  • MTU setzt Produktion aus
  • Airbus streicht Dividende

DAX

  • Regierungen und Notenbanken versuchen mit aller Kraft, die Coronavirus-Krise nicht auch zu einer wirtschaftlichen Katastrophe werden zu lassen. Die US-Notenbank hat heute u.a. angekündigt, Wertpapiere in unbegrenzter Höhe aufkaufen zu wollen. Das konnte den Markt aber nur zeitweise nach oben treiben. In Washington verhandeln die Parlamentarier unterdessen über ein Konjunkturpaket, das ein Volumen von insgesamt 1,6 bis 2,0 Billionen Dollar haben könnte. In Deutschland hat die Bundesregierung neue Hilfsmaßnahmen für Unternehmen, Beschäftigte und Kliniken in großem Stil beschlossen. Zur Finanzierung der Maßnahmen gibt es einen Nachtragshaushalt mit einer Neuverschuldung von 156 Mrd. Euro. Die Hilfe ist dringend geboten: Das ifo Institut hat berechnet, dass die deutsche Wirtschaft aufgrund der Coronavirus-Krise je nach Szenario um 7,2 bis 20,6 Prozentpunkte schrumpfen könnte. Auch die Bundesbank erwartet, dass ein Abgleiten in eine ausgeprägte Rezession nicht mehr zu verhindern ist. Die Nothilfen von Notenbanken und Regierungen können die Aktienmärkte bisher nicht nachhaltig stützen. Der DAX ging mit einem Minus von 2,10 Prozent bei 8.741,15 Punkten aus dem Handel.

Chartanalysen & Artikel des Tages

Unternehmensnachrichgen

  • Der Flugzeugbauer Boeing stellt wegen des Coronavirus vorübergehend die Produktion in seinem Werk Puget Sound ein.
  • Der Modehändler Hennes & Mauritz (H&M) will angesichts der Coronavirus-Pandemie die Dividendenzahlung für 2019 aussetzen. Demnach soll der Hauptversammlung vorgeschlagen werden, die Zahlung von 9,75 Kronen je Aktie nicht zu veranlassen, teilte H&M am Montag mit.
  • Der Autobauer Daimler hat trotz Corona-Krise seine Dividendenpläne bekräftigt. „Unser Vorschlag für eine Dividende steht, und es gibt keinen Anlass, zu diesem Zeitpunkt etwas zu ändern", sagte Daimler-Vorstandschef Ola Källenius dem „Handelsblatt. Daimler hatte im Februar vorgeschlagen, für das vergangene Jahr eine Dividende von 90 Cent je Aktie zu zahlen - ein Jahr zuvor waren es jedoch noch 3,25 Euro gewesen. „Der Fokus liegt in den kommenden Wochen nun darauf, die aktuelle Situation zu managen und Liquidität zu sichern." Staatshilfen erwägt der Konzern derzeit nicht. „Über einen solchen Schritt haben wir nicht diskutiert", sagte der Manager. „Daimler benötigt derzeit keine Staatshilfe."
  • 3M stellt seine Produktion während der Coronavirus-Krise um. So will der Mischkonzern die Erzeugung hochwertiger Atemschutzmasken vom Typ N95 innerhalb eines Jahres auf eine Stückzahl von zwei Mrd. verdoppeln. Seit dem Beginn der Coronavirus-Pandemie sei die Produktion bereits auf 1,1 Mrd. Masken pro Jahr ausgeweitet worden, sagte CEO Mike Roman.
  • Boeing-Vorstandschef Dave Calhoun und Verwaltungsratsvorsitzender Larry Kellner erhalten bis zum Jahresende keine Bezahlung mehr. Zudem setzt der Flugzeugbauer seine Dividendenzahlung bis auf Weiteres aus und lässt sein bereits seit April 2019 ruhendes Aktienrückkaufprogramm noch länger pausieren.
  • Auch der Autobauer Fiat Chrysler will zum Schutz vor der Corona-Pandemie in großem Stil Atemschutzmasken herstellen. CEO Mike Manley hat angekündigt, eines der Werke in Asien auf die Produktion von Gesichtsmasken für Beschäftigte im Gesundheitswesen umzustellen, sagte ein Gewerkschaftsvertreter. In den kommenden Wochen solle das Ziel von einer Mio. produzierten Masken pro Monat erreicht werden.
  • Der französische Luxuskonzern LVMH will die Aktien des Übernahmeziels Tiffany nicht am freien Markt aufkaufen. Gemäß der Vereinbarung mit dem US-Juwelier aus dem November werde man auf solche Käufe verzichten, so das Unternehmen. Bloomberg hatte berichtet, wegen des am Markt gesunkenen Aktienkurses erwäge LVMH einen solchen Schritt, anstatt sich die Papiere nur andienen zu lassen.
  • Aufgrund stark angestiegener Bestellungen hat der Online-Händler Amazon Lieferschwierigkeiten bei Haushaltswaren und anderen lebensnotwendigen Artikel. Als Folge nimmt Amazon nur noch besonders nachgefragte Produkte in seinen Lagern an, wie der Konzern mitteilte.
  • Der japanische Technologieinvestor Softbank wird zur Finanzierung eines 17 Mrd. Euro schweren Aktienrückkaufs Firmenbeteiligungen im Wert von bis zu 38 Mrd. Euro verkaufen, kündigte das Unternehmen am Montag an. Zudem will Softbank-CEO Masayoshi Son Schulden abbauen und Geldreserven auffüllen. Bei Aktionären sorgte die Nachricht für einen Kaufrausch.
  • Die Lufthansa parkt in der Corona-Krise nicht benötigte Flugzeuge nun am Frankfurter Flughafen auf der Landebahn Nordwest, die seit Montag gesperrt ist. Zunächst seien acht Flugzeuge geparkt worden, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Ziel sei es, möglichst viele Jets platzsparend quer zu Fahrtrichtung auf der Landebahn unterzubringen. Rund 700 der 763 Flugzeuge der Lufthansa-Flotte sollen nun über mehrere Flughäfen verteilt am Boden stehen. Laut dem Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport haben auf der Nordwest-Landebahn maximal 40 kleinere Jets Platz. Das Stilllegen der teuren Jets ist für Lufthansa ist aufwendig: Bei einer Airbus A320 fielen dafür 60 Stunden Arbeit an, hieß es.
  • Der Medizintechnikkonzern Philips hat sein laufendes Aktienrückkaufprogramm über 1,5 Milliarden Euro noch einmal bekräftigt. 50,3 Prozent des angestrebten Volumens seien bereits zurückgekauft worden, teilte das Unternehmen am Montag mit. Der Rest solle im Rahmen eines einzigen oder auch mehrerer Termingeschäfte im laufenden Jahr angegangen werden.
  • Der angeschlagene Kabel- und Bordnetzspezialist Leoni rechnet aufgrund der Coronavirus-Pandemie mit Belastungen für Umsatz, Ergebnis und Liquidität. Allerdings sei die Höhe der Einbußen noch nicht vorhersehbar, teilte das Unternehmen am Montag mit. Der fränkische Zulieferer verweist auf Absatzrückgänge bei vielen Kunden und Produkten. Daher werde die Produktion an europäischen, nordamerikanischen und afrikanischen Bordnetz-Standorten vorübergehend stark eingeschränkt. Neben vorübergehenden Werksschließungen in Europa, Nordafrika und Amerika ist auch die Einführung von Kurzarbeit in Deutschland geplant. Außerdem will Leoni Staatshilfen beantragen, um den finanziellen Spielraum zu erhöhen.
  • Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus kann wegen der Coronavirus-Pandemie seine Prognose für das laufende Jahr nicht mehr aufrechterhalten. Dies teilte das Unternehmen am Montagmorgen mit. Angesichts der unübersichtlichen Lage habe Airbus den Ausblick für das laufende Jahr zurückgezogen, sagte Airbus-Chef Guillaume Faury laut Mitteilung. Außerdem will der Konzern seine Liquidität sichern. Das gelang mit einer neuen Kreditlinie über 15 Mrd. Euro. Zudem streicht Airbus die Dividende (1,4 Mrd. Euro) und setzt die freiwillige Erhöhung beim Pensionsfonds aus.
  • Der Triebwerksbauer MTU setzt aufgrund der Coronavirus-Pandemie die Produktion an mehreren europäischen Standorten aus. Zunächst sollen die Standorte in München und im polnischen Rzeszow, wo Triebwerke montiert und Triebwerkskomponenten hergestellt werden, pausieren. Zudem soll auch der Betrieb an Standorten, die sich nur mit der Instandhaltung von Triebwerken befassen, mit einer Woche Versatz ausgesetzt werden, teilte MTU weiter mit. Hintergrund seien beginnende Unterbrechungen in der Materialversorgung und der Schutz der Mitarbeiter.
  • Der Energiekonzern Innogy wird keine Dividende ausschütten. Das Geschäftsjahr 2019 sei erwartungsgemäß unter dem Vorjahr abgeschlossen worden, teilte das Unternehmen am Montag mit. So reduzierte sich das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um fast ein Viertel auf 1,62 Mrd. Euro. Der bereinigte Nettogewinn ging sogar um rund 39 Prozent auf 427 Mio. Euro zurück. Den Umsatz steigerte Innogy um 0,7 Prozent auf 35,4 Mrd. Euro. E.ON ist bereits im Besitz von mehr als 90 Prozent der Innogy-Aktien. Die verbliebenen Aktionäre sollen nun mit einer Barabfindung von 42,82 Euro je Aktie aus dem Unternehmen gedrängt werden.
  • Der Lkw- und Busbauer Traton hat angesichts der Coronakrise im laufenden Jahr einen schweren Stand. Aufgrund der weltweit rasant voranschreitenden Ausbreitung der Covid-19-Pandemie und wegen der staatlichen Krisenmaßnahmen sei derzeit eine gesicherte Abschätzung über den Verlauf der Geschäftsentwicklung im Jahr 2020 nicht möglich, teilte die VW-Tochter am Montag mit. Die im neuen Geschäftsbericht enthaltene Prognose sei daher nicht länger gültig.
  • Volkswagen stellt wegen der Coronavirus-Krise seine Produktion in Argentinien, Brasilien und Mexiko vorübergehend ein. An den beiden argentinischen Standorten in Buenos Aires und in Córdoba werde bis zum 31. März nicht mehr gearbeitet, teilte das Unternehmen am Freitag mit. In Brasilien wird Volkswagen alle Aktivitäten in seinen Fabriken für drei Wochen einstellen.

Konjunktur & Politik

  • Die EU hat sich auf eine Aussetzung der Verschuldungsregeln geeinigt. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, ist Deutschland zudem zu einem Hilfsprogramm für Italien bereit.
  • Bayern beginnt mit der Auslieferung von 800.000 Atemschutzmasken an Krankenhäuser und andere Einrichtungen. Weitere Lieferungen werden folgen, sagte Ministerpräsident Söder.
  • Der von der EU-Kommission ermittelte Index für das Verbrauchervertauen im Euroraum verringerte sich im März um 5,0 auf minus 11,6 Punkte. Volkswirte hatten einen Stand von minus 13,0 prognostiziert. Für die EU ging der Wert um 4,5 Punkte zurück auf minus 10,4.
  • Beim ersten Test von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf das neuartige Coronavirus ist keine Infektion festgestellt worden. Dies sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Weitere Tests werden in den nächsten Tagen durchgeführt."
  • Die US-Notenbank will noch deutlich mehr Geld in den Markt pumpen, um die finanziellen Turbulenzen der Coronavirus-Krise abzumildern. Künftig sollen Staatsanleihen und Hypothekenpapiere "in den benötigten Mengen" aufgekauft werden, wie die Fed am Montag mitteilte. Damit gibt es künftig de facto keine Volumenbegrenzung der Käufe mehr. Zuvor hatte die Fed ein Volumen von 500 Mrd. Dollar für die Käufe von Staatsanleihen und 200 Mrd. Dollar für die Käufe von Hypothekenpapieren genannt.
  • Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) räumt ein, dass die Konjunktur aufgrund der Corona-Krise deutlich einbrechen kann. Altmaier sagte am Montag nach einer Kabinettssitzung, der Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) werde mindestens so hoch sein wie in der Finanz- und Bankenkrise 2009. Damals ging das BIP um 5,7 Prozent zurück.
  • Die Zahl der Erkrankungen in den USA ist in den vergangenen zehn Tagen etwa um den Faktor 20 in die Höhe geschnellt. Von New York bis nach Los Angeles an der Westküste unterliegt mittlerweile fast ein Drittel der 330 Mio. Amerikaner Ausgangsbeschränkungen. Mehr als 400 Menschen sind landesweit bisher an Covid-19 gestorben. Insgesamt liegen die USA mit mehr als 32.000 Infektionen mittlerweile weltweit auf Platz drei, hinter China und Italien. Viele Gouverneure klagen, dass die Regierung von US-Präsident Trump nicht genug tue und dass es an Masken und Schutzkleidung fehle.
  • Fünf Prozent aller Coronavirus-Fälle der Welt in New York. Der Bundesstaat ist bislang mit mehr als 16.000 Sars-CoV-2 Infektionen in den USA am schlimmsten betroffen. In der Metropole sind die meisten Geschäfte und viele Restaurants geschlossen, die Krankenhäuser sagen alle nicht-notwendigen Eingriffe ab. Der New Yorker Bürgermeister de Blasio sieht die wichtigsten Vorräte der Krankenhäuser seiner Stadt schwinden. In zehn Tagen sei die Grundversorgung am Ende, sagte de Blasio zu CNN. Wenn die Kliniken keine Ausstattung erhielten, werde buchstäblich Leben verloren.
  • Die Wirtschaftsaktivität in den USA hat sich im Februar verstärkt. Der Chicago Fed National Activity Index (CFNAI) stieg auf plus 0,16, wie die Fed of Chicago mitteilte. Für den Januar wurde der Indexstand auf minus 0,33 revidiert. Die Chicago-Fed wies jedoch darauf hin, dass die Daten bis Februar durch den Ausbruch von Covid-19 kaum beeinträchtigt worden seien. Dies dürfte im März anders sein. Goldman Sachs rechnet mit einem Einbruch der US-Wirtschaftsleistung um 30 Prozent im zweiten Quartal. US-Notenbank-Mitglied James Bullard schließt eine US-Arbeitslosenquote von 30 Prozent nicht aus.
  • Die Bundesbank erwartet durch die Corona-Pandemie massive wirtschaftliche Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Das Abgleiten in eine „ausgeprägte Rezession“ sei nicht zu verhindern, schreibt die Bundesbank in ihrem heute veröffentlichten Monatsbericht. Eine wirtschaftliche Erholung wird laut Bundesbank erst einsetzen, wenn die Pandemiegefahr wirksam eingedämmt ist.
  • Die Bundesregierung unterstützt mit einem großen Hilfspaket in der Corona-Krise Familien, Mieter, Beschäftigte, Selbstständige und Unternehmen. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Regierungskreisen erfuhr, beschloss das Kabinett am Montag mittels eines Nachtragshaushalts mit einer Neuverschuldung von rund 156 Mrd. Euro mehrere große Schutzschirme und umfangreiche Rechtsänderungen. Kleine Firmen und Solo-Selbstständige sollen über drei Monate direkte Zuschüsse von bis zu 15.000 Euro bekommen. Über einen Stabilisierungsfonds sollen Großunternehmen mit Kapital gestärkt werden können, der Staat soll sich notfalls auch an den Firmen beteiligen können. Zugleich startete am Montag ein unbegrenztes Sonder-Kreditprogramm der Förderbank KfW. Außerdem sollen Vermieter ihren Mietern nicht mehr kündigen dürfen, wenn diese wegen der Corona-Krise ihre Miete nicht zahlen können. Familien mit Einkommenseinbrüchen sollen leichter Kinderzuschlag bekommen.
  • Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) befürchtet infolge der Corona-Krise eine Welle von Übernahmeversuchen bei deutschen Infrastruktur- und Mobilitätsfirmen. „Wir haben nicht nur einen viralen Angriff. Wir könnten auch einen Wirtschaftsangriff danach erleben", sagte Scheuer der "Süddeutschen Zeitung". Finanziell geschwächte Firmen könnten ins Visier internationaler Investoren geraten. Es gebe weltweites Interesse an erfolgreichen deutschen Unternehmen auch in der Mobilität und der Infrastruktur. Er sei bereits in Gesprächen mit anderen Ministern und Ministerien, sagte Scheuer und betonte: „Wir wollen dafür sorgen, dass wir diese Pläne von außen abwehren. Es geht darum, Wirtschaftskraft in Deutschland nach der Krise zu sichern."
  • Das Coronavirus wird Deutschlands Wirtschaft Hunderte von Mrd. Euro Produktionsausfälle bescheren, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit in die Höhe schießen lassen und den Staatshaushalt erheblich belasten. Das haben aktuelle Berechnungen des ifo Instituts ergeben. „Die Kosten werden voraussichtlich alles übersteigen, was aus Wirtschaftskrisen oder Naturkatastrophen der letzten Jahrzehnte in Deutschland bekannt ist“, sagt ifo-Präsident Clemens Fuest. „Je nach Szenario schrumpft die Wirtschaft um 7,2 bis 20,6 Prozentpunkte. Das entspricht Kosten von 255 bis 729 Milliarden Euro.“ Unterstellt ist dabei im besten Szenario, dass die Wirtschaftsleistung für zwei Monate auf 59,6 Prozent zurückgeht, sich im dritten Monat wieder auf 79,8 Prozent erholt und schließlich im vierten Monat wieder 100 Prozent erreicht. „Bei drei Monaten Teilschließung erreichen die Kosten bereits 354 bis 729 Milliarden Euro, das sind 10,0 bis 20,6 Prozentpunkte Wachstumsverlust“, sagt Fuest. Eine einzige Woche Verlängerung der Teilschließung verursacht den ifo-Berechnungen zufolge zusätzliche Kosten von 25 bis 57 Mrd. Euro und damit einen Rückgang des Wachstums um 0,7 bis 1,6 Prozentpunkte. Eine Verlängerung von einem auf zwei Monate erhöht die Kosten bis zu 230 Milliarden Euro oder 6,5 Prozentpunkte Wachstum.
  • Zur Eindämmung der Corona-Krise werden Ansammlungen von mehr als zwei Personen in ganz Deutschland verboten. Ausgenommen werden Angehörige, die im eigenen Haushalt leben. In Bayern, im Saarland und in Sachsen gibt es schärfere Regeln. Dort darf die eigene Wohnung nur noch wegen triftiger Gründe verlassen werden darf. Bundesweit sollen über das Kontaktverbot hinaus Restaurants und Gaststätten sowie Dienstleistungsbetriebe im Bereich der Körperpflege wie Frisöre, Kosmetikstudios und Massagesalons schließen. Darauf verständigten sich Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder in einer Telefonkonferenz am Sonntag. Die Regeln gelten für zunächst zwei Wochen.
  • In den USA ist ein Hilfspaket im Umfang von fast zwei Bio. Dollar zur Abmilderung von Folgen der Corona-Krise im US-Senat vorerst gescheitert. Bei einer ersten Abstimmung über Verfahrensfragen verweigerten die oppositionellen Demokraten ihre Zustimmung. Der führende Demokrat im Senat, Chuck Schumer, kritisierte, die Vorlage der Republikaner sehe zu viele Hilfen für bestimmte Industrien vor und zu wenig Unterstützung für Arbeiter, Krankenhäuser und Bundesstaaten. Er sei aber zuversichtlich, dass man einen Kompromiss finden werde.
  • Eine Reihe prominenter Volkswirte aus Deutschland und anderen Ländern möchte den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) jetzt nutzen für Corona-Kreditlinien an die EU-Staaten. Alle Mitgliedstaaten hätten die Möglichkeit, die Kreditlinie bei Bedarf schnell einzusetzen. In dem Papier heißt es, die Summen sollten auf die Mitgliedstaaten verteilt werden im Verhältnis der Schwere der Probleme im Gesundheitswesen und in der Wirtschaft. Die Forscher ergänzen, der ESM verfüge derzeit über eine Kreditvergabe-Kapazität von 410 Mrd. Euro, das seien 3,4 Prozent der Wirtschaftsleistung des Euro-Gebietes. Diese Summe könne der Gouverneursrat des ESM auch noch erhöhen. Jeder Mitgliedstaat bleibe allein für seine Schulden gegenüber dem ESM verantwortlich. Die Covid-Kreditlinie würde auch den Finanzsektor stabilisieren und den Handlungsspielraum der Europäischen Zentralbank erweitern. Unterzeichnet haben den Aufruf u. a. DIW-Chef Marcel Fratzscher und ifo Präsident Clemens Fuest. Der ESM mit Sitz in Luxemburg war in der Eurokrise geschaffen worden.
  • Für die 54 Länder auf dem afrikanischen Kontinent ist das Coronavirus eine enorme Herausforderung: Die Welthungerhilfe warnt vor massiven Folgen und glaubt, dass „wir in den nächsten Wochen und Monaten dort viele Tote beklagen müssen“, wie die Präsidentin der Welthungerhilfe, Marlehn Thieme, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte. Dort seien die Zahlen der Infizierten gering, weil die Zahl der Tests gering seien. Die Gesundheitssysteme seien genauso wie vor wenigen Jahren wenig auf eine solche Pandemie vorbereitet.
  • Umsatzeinbrüche durch wirtschaftliche Krisensituationen wie aktuell in der Corona-Pandemie können Selbstständige besonders hart treffen, denn sie tragen das volle Risiko für ihr unternehmerisches Handeln. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, waren im Jahr 2018 von den 41,9 Mio. Erwerbstätigen in Deutschland 4,0 Mio. (9,6 %) selbstständig tätig. 1,8 Mio. von ihnen führten ein Unternehmen mit mindestens einer oder einem Beschäftigten, 2,2 Mio. waren als sogenannte Solo­-Selbstständige ohne Beschäftigte unternehmerisch tätig.
  • Die EU-Finanzminister befassen sich heute in einer Video-Konferenz mit den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise. Die EU-Kommission wird dabei ihre Pläne für die Lockerung der Vorgaben für Staatsbeihilfen vorstellen. Wegen der Krise soll laut Vorschlag der EU-Kommission erstmals überhaupt die Regeln für Haushaltsdefizite im EU-Stabilitätspakt ausgesetzt werden.
  • Die Corona-Krise befindet sich auf dem besten Weg, zur größten Wirtschaftskrise aller Zeiten zu erwachsen. Nach Einschätzung von Goldman Sachs dürfte die US-Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal wegen der verhängten Ausgangssperren stärker einbrechen als jemals zuvor. Nach einer am Freitag veröffentlichten Prognose dürfte das Bruttoinlandsprodukt in den USA im zweiten Quartal um annualisiert 24 Prozent einbrechen. Es würde sich um die schlimmste jemals verzeichnete Kontraktion in einem Quartal handeln, seit entsprechende Daten aufgezeichnet werden. Der frühere CEO von Goldman Sachs, Lloyd Blankfein, hat sich dafür ausgesprochen, Menschen mit geringerem Ansteckungsrisiko zur Arbeit gehen zu lassen. Die Ansteckungsquote müsse zwar gesenkt werden, um das Gesundheitssystem zu entlasten. Wirtschaft, Arbeitsplätze und Moral zu zerstören, sei jedoch ebenfalls ein Gesundheitsrisiko, so Blankfein.
  • Der japanische Premierminister Shinzo Abe hält nun doch eine Verschiebung der Olympischen Sommerspiele wegen der Corona-Krise für notwendig. Vor dem Parlament in Tokio sagte er, dass damit gerechnet werden müsse. „Es ist schwierig, Spiele unter diesen Umständen abzuhalten, wir müssen über eine Verschiebung entscheiden", so Abe. Von einer Absage könne aber keine Rede sein. Kanada hat angekündigt, wegen der Ausbreitung des Coronavirus keine Sportler zu den Olympischen und Paralympischen Spielen, sollten sie im Sommer in Tokio stattfinden, zu entsenden. Es sei für die Athleten und ihre Familien nicht sicher, wenn sie weiter für die Wettkämpfe trainierten, erklärte das Kanadische Olympische Komitee. Man fordere das IOC auf, die Spiele um ein Jahr zu verschieben. Auch vom Australischen Olympischen Komitee hieß es, eine Austragung in diesem Sommer könne es nicht geben.
  • Bundeskanzlerin Angela Merkel ist in häuslicher Quarantäne. „Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde heute davon unterrichtet, dass ein Arzt, der am Freitagnachmittag eine prophylaktische Impfung bei ihr vorgenommen hatte, inzwischen positiv auf das Coronavirus getestet wurde", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am gestrigen Sonntag.
  • Die Zahl der bestätigten Corona-Fälle in der Schweiz stieg bis Sonntagmittag auf 7‚014 an. 60 Personen sind verstorben. Der Bundesrat hatte am Freitag ein gut 40 Mrd. Franken schweres Hilfspaket für die Wirtschaft geschnürt und entschieden, auch Selbstständigerwerbende sowie Eltern, welche wegen der Kinderbetreuung Zuhause bleiben müssen, zu unterstützen.

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