Zinsängste führen zu Kursverlusten - Lagarde: Ukraine-Krieg wird Weltwirtschaft grundlegend verändern
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- Stimmung in US-Wirtschaft trübt sich ein
- Bundesbank: Gas-Importstopp könnte BIP um 2 % sinken lassen -
- American Express verbucht kräftiges Umsatzplus
- Bayer beantragt Medikamentenzulassung in China
- SAP verdient weniger als erwartet
- Einkaufsmanagerindizes fallen gemischt aus
- Snap: Ukraine-Krieg belastet
- Metro hebt Prognose an
- Sorgen wegen schneller Zinswende belasten Börsen
Markt
- Nach Hinweisen auf eine schnellere Zinswende in den USA hat der deutsche Aktienmarkt am Freitag kräftige Kursverluste verzeichnet. Der DAX beendete den Handel mit einem Minus von 2,48 Prozent bei 14.142,09 Punkten. Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell, wonach eine schnelle geldpolitische Straffung angemessen sei, belasteten am Donnerstagabend die Stimmung im US-Handel. Powell deutete bei einer Diskussionsrunde im Rahmen der Frühjahrstagung von Weltbank IWF auch eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte im Mai an. An der Diskussionsrunde nahm auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde teil. Lagarde bekräftigte, dass die EZB im Juni über den Ausstieg aus den Anleihenkäufen im dritten Quartal und über den Zeitplan für mögliche Zinserhöhungen entscheiden werde. Unterdessen bleibt auch die Berichtsaison im Fokus. Am Freitag legte der deutsche Softwarekonzern SAP seine Zahlen für das erste Quartal vor.
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Unternehmen & Branchen
- Der Kreditkartenanbieter American Express hat im ersten Quartal einen deutlichen Umsatzanstieg verbucht und mehr verdient als erwartet. Der Umsatz wuchs im Jahresvergleich um 29 Prozent auf 11,7 Milliarden Dollar, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Damit wurden die Analystenschätzungen von 11,4 Prozent übertroffen. Wegen höherer Kosten ging allerdings der Nettogewinn um sechs Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar zurück. Der Gewinn je Aktie lag mit 2,73 Dollar deutlich über den Erwartungen von 2,48 Dollar.
- Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer hat in China für eine weitere Indikation die Zulassung seines Krebsmedikaments Darolutamid beantragt. Der Antrag bezieht sich auf die Behandlung mit Darolutamid in Kombination mit der Chemotherapie Docetaxel bei Patienten mit metastasiertem hormonsensitivem Prostatakrebs (mHSPC), wie Bayer mitteilte. Das Medikament ist in vielen Ländern bereits für die Behandlung von nicht-metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinomen (nmCRPC) und einem hohen Risiko für die Entstehung von Metastasen zugelassen
- Das Immobilienunternehmen Adler Group hat die Ergebnisse einer Sonderuntersuchung durch KPMG Forensic veröffentlicht. Die Sonderuntersuchung war wegen zahlreicher Vorwürfe des Shortsellers Viceroy eingeleitet worden. KPMG Forensic habe keine Beweise dafür gefunden, dass es systematisch betrügerische oder die Gesellschaft ausplündernde Transaktionen mit angeblich nahestehenden Personen gegeben habe, teilte die Adler Group mit. Allerdings habe KPMG Forensic in der Dokumentation und in der Abwicklung einiger Transaktionen Mängel festgestellt.
- Beim Softwarekonzern SAP haben Cloud-Investitionen und der Rückzug aus Russland im ersten Quartal den operativen Gewinn belastet. Den Umsatz konnte SAP gegenüber dem Vorjahresquartal von 6,35 Milliarden Euro auf 7,08 Milliarden Euro steigern und damit die Erwartungen von 6,9 Milliarden Euro übertreffen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) lag mit 1,68 Milliarden Euro allerdings unter dem Vorjahreswert von 1,74 Milliarden Euro und unter der Analystenprognose von 1,75 Milliarden Euro. Die bereinigte EBIT-Marge sank von 27,4 Prozent auf 23,7 Prozent, was unter den Erwartungen von 25,6 Prozent lag. Der Gewinn nach Steuern ging von 1,07 Milliarden Euro auf 632 Millionen Euro zurück. Der Umsatz im wichtigen Cloud-Geschäft stieg im ersten Quartal von 2,15 Milliarden Euro auf 2,82 Milliarden Euro, womit die Erwartungen von 2,76 Milliarden Euro übertroffen wurden. SAP bestätigte seine Prognosen für Umsatz, Betriebsergebnis und freien Cashflow im Gesamtjahr.
- Der Foto-App-Betreiber Snap hat im ersten Quartal seinen Umsatz um 38 Prozent auf 1,06 Milliarden Dollar gesteigert, damit aber die Erwartungen von 1,07 Milliarden Dollar leicht verfehlt. Unter dem Strich verbuchte das Unternehmen einen Verlust von 359,6 Millionen Dollar, nach einem Fehlbetrag von 287 Millionen Dollar im Vorjahresquartal. Der bereinigte Gewinn je Aktie lag mit minus 0,02 Dollar unter den Erwartungen von plus 0,01 Dollar. Die Zahl der täglich aktiven Nutzer stieg innerhalb von drei Monaten von 319 auf 332 Millionen. Belastet wurde das Geschäft vom Ukraine-Krieg. So stoppten viele Anzeigenkunden ihre Werbekampagnen über die Plattform.
- Der Handelskonzern Metro hat seine Prognose für das Geschäftsjahr 2021/2022 wegen der steigenden Inflation und einer besser als erwartet ausgefallenen Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr angehoben. Der Konzern rechnet nun mit einem Umsatzwachstum von 9 bis 15 Prozent (zuvor: 3 bis 7 Prozent) und einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) leicht bis moderat über dem Vorjahr (bisher: auf Vorjahresniveau). Nach vorläufigen Zahlen legte der Umsatz im zweiten Quartal des Geschäftsjahres um 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu, während sich das bereinigte EBITDA von 114 Millionen Euro auf 157 Millionen Euro erhöhte. Der Gewinn je Aktie sank allerdings von minus 0,36 Euro im Vorjahr auf nun minus 0,78 Euro. Verantwortlich waren "kriegsbedingte Beeinträchtigungen" in Höhe von 200 Millionen Euro. Konkret handelte es sich um "Abschreibungen und währungsbedingte negative Effekte im Finanzergebnis, vornehmlich in Russland", so der Konzern.
Konjunktur & Politik
- EZB-Präsidentin Christine Lagarde rechnet wegen des Ukrainekriegs mit einer sich verändernden Weltwirtschaft und dem Auseinanderbrechen globaler Handelsströme. "Die unprovozierte Aggression Russlands hat eine grundlegende Neubewertung der wirtschaftlichen Beziehungen und Abhängigkeiten in unserer globalisierten Wirtschaft ausgelöst", sagte Lagarde in einer Rede vor dem Peterson Institute for International Economics in Washington, D.C. Die große Herausforderung bestehe darin, einerseits Risiken mit Blick auf Handelsbeziehungen und andererseits auch Protektionismus zu vermeiden, sagte Lagarde. Angesichts der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs gebe es die Trends, die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten oder Ländern zu reduzieren, die Produktion zunehmend in Länder mit ähnlichen Werten auszulagern und vermehrt auf regionale Wertschöpfung zu setzen. Europa sei auf diese Veränderungen gut vorbereitet, weil es über den größten Binnenmarkt der Welt verfüge und gemeinsame Institutionen zur Überwachung der Märkte und zur Streitschlichtung aufgebaut habe. Schwierig umzusetzen sei aber die Verringerung der Abhängigkeit von bestimmten Rohstofflieferanten. Durch den grünen Wandel würden Rohstoffe wie Kupfer, Kobalt und Nickel immer wichtiger. "Ein neuer geopolitischer Wettlauf um die Sicherung des Zugangs zu Ressourcen ist daher wahrscheinlich", betonte Lagarde.
- Die Stimmung in der US-Wirtschaft hat sich im April eingetrübt. Der von S&P Global erhobene Einkaufsmanagerindex für die US-Privatwirtschaft sank von 57,7 Punkten im Vormonat auf 55,1 Zähler im April. Erwartet wurde hingegen nur ein leichter Rückgang auf 57,0 Zähler. Der Index für das verarbeitende Gewerbe ging von 58,8 auf 59,7 zurück, während der Index für den Dienstleistungssektor von 58,0 auf 54,7 sank. Alle Indizes notierten im April allerdings über der Schwelle von 50 Punkten, ab der Wachstum signalisiert wird.
- Die deutsche Wirtschaft dürfte im ersten Quartal nach Einschätzung der Bundesbank weder gewachsen noch geschrumpft sein. "Alles in allem könnte die Wirtschaftsleistung in Deutschland im ersten Quartal 2022 in etwa stagniert haben", heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Monatsbericht der Bundesbank. "Beeinträchtigungen im Außenhandel und in den Lieferketten, die drastisch gestiegenen Energiepreise und eine erhöhte Unsicherheit belasten Unternehmen und private Haushalte", heißt es. Die Inflation dürfte in den kommenden Monaten ähnlich hoch wie zuletzt bleiben, vermutet die Bundesbank. Ein Stopp russischer Energielieferungen und ein Ende der Handelsbeziehungen mit Russland könnte nach Einschätzung der Bundesbank das deutsche BIP um gut zwei Prozent schrumpfen lassen.
- Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat gezielte Steuerentlastungen gefordert, um die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die deutsche Wirtschaft möglichst gering zu halten. Wegen der hohen Energiepreise steckten Unternehmen in existenziellen Schwierigkeiten, sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. Die Stromsteuer solle schnellstmöglich auf den EU-Mindeststeuersatz gesenkt werden, so Lang. Für Unternehmen mit Tochtergesellschaften in Russland und der Ukraine sollten zudem Verluste aus Forderungen und Beteiligungen vorübergehend steuerlich absetzbar sein.
- Der Leistungsbilanzüberschuss der Eurozone ist von 22 Milliarden Euro im Januar auf 21 Milliarden Euro im Februar gesunken, wie die Europäische Zentralbank (EZB) mitgeteilt hat. Der Handelsbilanzüberschuss belief sich dabei auf 10 Milliarden Euro, nach 12 Milliarden Euro im Vormonat. In der Dienstleistungsbilanz ergab sich im Februar ein Überschuss von 14 Milliarden Euro, nach 17 Milliarden Euro zuvor.
- Die Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone haben sich im April besser als erwartet entwickelt. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe sank zwar von 56,5 Punkten im Vormonat auf 55,3 Zähler im April, übertraf damit aber die Erwartungen von 54,7 Punkten. Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor verbesserte sich von 55,6 auf 57,7, was ebenfalls über den Erwartungen von 55,0 Punkten lag. Der Composite-Index für die gesamte Privatwirtschaft verbesserte sich von 54,9 auf 55,8, während die Volkswirte mit 53,9 Zählern gerechnet hatten.
- Die Stimmung in der deutschen Industrie hat sich im April eingetrübt, während sich die Stimmung im Dienstleistungssektor verbessert hat. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie sank nach vorläufigen Angaben von 56,9 Punkten im Vormonat auf 54,1 Zähler im April, wie der Datendienstleister Markit Economics am Freitag mitteilte. Erwartet wurde ein schwächerer Rückgang auf 54,5 Punkte. Der Index für den Dienstleistungssektor verbesserte sich hingegen von 56,1 auf 57,9 Punkte, was über den Erwartungen von 55,5 Punkten lag. Der Composite-Index für die gesamte Privatwirtschaft sank von 55,1 auf 54,5, während die Volkswirte der Banken mit 54,1 gerechnet hatten. Alle Einkaufsmanagerindizes stehen weiter über der Schwelle von 50 Punkten, ab der Wachstum signalisiert wird.
- Die deutschen Steuereinnahmen ohne Gemeindesteuern sind im März um 17,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums hervorgeht. "Gegenüber einer Vorjahresbasis, die aufgrund der Corona-Pandemie und der im Zusammenhang ergriffenen steuerlichen Maßnahmen deutlich geschwächt gewesen war, ergaben sich beträchtliche Zuwachsraten im Aufkommen der meisten Steuerarten", teilte das Ministerium mit. "Auswirkungen des Ukraine-Konflikts sind im Steueraufkommen noch nicht zu verzeichnen." Im ersten Quartal legten die Steuereinnahmen um 18,2 Prozent zu.
- US-Notenbankpräsident Jerome Powell hat sich für eine schnelle Straffung der US-Geldpolitik ausgesprochen. Es sei angesichts der hohen Inflation angemessen, sich schneller zu bewegen, sagte Powell auf einer Diskussionsveranstaltung im Rahmen der Frühjahrstagung von Weltbank und IWF, an der auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde teilnahm. Eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte sei auf dem Tisch für das Mai-Meeting der US-Notenbank, sagte Powell. Bei der jüngsten Sitzung hätten viele Ausschussmitglieder eine oder mehrere Erhöhungen um 50 Basispunkte für angemessen gehalten, so Powell. Man brauche Preisstabilität, um einen starken Arbeitsmarkt sicherzustellen. Es sei notwendig, die Preisstabilität wiederherzustellen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte, dass die EZB im Juni entscheiden werde, wann genau man im dritten Quartal die Anleihenkäufe beenden werde und auch, ob und wann eine Zinserhöhung notwendig sei. Es gehe bei der Geldpolitik der EZB um Normalisierung, nicht um Straffung. Die EZB könne nicht mit der selben Geschwindigkeit handeln wie die Fed. Die Inflation sei von der Angebotsseite getrieben und zur Hälfte seien die gestiegenen Energiepreise für den Inflationsanstieg verantwortlich. Die Kerninflation liege bei 2,9 Prozent, was handhabbar sei.
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