Kommentar
17:23 Uhr, 25.07.2019

DAX geht nach EZB-Entscheid deutlich schwächer aus dem Handel - Türkische Notenbank senkt Leitzins stärker als erwartet

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  • US-Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter steigt stärker als erwartet
  • ifo-Geschäftsklima trübt sich weiter ein
  • MTU Aero Engines erhöht Ausblick leicht
  • Roche erhöht Prognose
  • BASF legt endgültige Zahlen vor
  • Volkswagen übertrifft Erwartungen
  • Facebook wächst weiter kräftig
  • Tesla bricht nach Zahlen um 10 % ein
  • DAX startet vor EZB-Zinsentscheid freundlich

DAX

  • Der deutsche Aktienmarkt ist mit kräftigen Kursverlusten aus dem Handel gegangen. Nach dem EZB-Entscheid drehte der DAX ins Minus und beendete den Handel deutlich schwächer. Die EZB hatte zwar eine Lockerung in Aussicht gestellt, aber noch keine konkreten Maßnahmen beschlossen. Draghi bekräftigte, dass die EZB zum Einsatz "aller Instrumente" bereit sei, wenn die Inflation hinter den Erwartungen zurückbleibe. Mögliche Maßnahmen wie die Einführung von Staffelzinsen oder neue Anleihekäufe sollen nun erarbeitet und im September diskutiert werden. Auch Zinssenkungen stehen weiter im Raum. Schlechte Nachrichten kommen aus der deutschen Wirtschaft: Das ifo-Geschäftsklima sank im Juli auf den tiefsten Stand seit April 2013. Draghi sprach im Zusammenhang mit den schlechten Nachrichten vor allem aus der deutschen Industrie von einem "idiosynkratischen" Schock, der durch Fiskalpolitik, also erhöhte Staatsausgaben, bekämpft werden müsse.

Unternehmensnachrichten

  • Der US-Mischkonzern 3M hat im zweiten Quartal einen Umsatz- und Gewinnrückgang verbucht. Gleichzeitig wurden die Erwartungen der Analysten aber übertroffen. Die Umsatzerlöse sanken um 2,6 Prozent auf 8,17 Milliarden Dollar, während die Analysten einen stärkeren Rückgang auf 8,05 Milliarden Dollar erwartet hatten. Der bereinigte Gewinn verschlechterte sich um 28 Prozent auf 2,20 Dollar, womit die Erwartungen von 2,05 Dollar ebenfalls übertroffen wurden. Der Nettogewinn sank von 1,86 auf 1,13 Milliarden Dollar beziehungsweise von 3,07 auf 1,92 Dollar je Aktie. Wegen einer Belastung aufgrund der Dekonsolidierung der Venezuela-Tochter reduzierte 3M die Prognose für den Gewinn je Aktie im Gesamtjahr auf 8,25 bis 8,75 Dollar (zuvor: 8,53 bis 9,03 Dollar). Beim bereinigten Gewinn je Aktie werden weiterhin 9,25 bis 9,75 Dollar erwartet.
  • Der Gabelstaplerhersteller KION hat nach einem Umsatz- und Gewinnanstieg im zweiten Quartal seine Prognose für das Gesamtjahr bestätigt. Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahresquartal um 12 Prozent auf 2,281 Milliarden Euro, während das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 20,5 Prozent auf 225,2 Millionen Euro zulegte. Der Überschuss nach Steuern und Dritten legte von 80 auf 127 Millionen Euro zu, womit die Erwartungen von 106 Millionen Euro übertroffen wurden.
  • Der Triebwerksbauer MTU Aero Engines hat nach einem Gewinnanstieg im zweiten Quartal seine Prognose für das Gesamtjahr leicht erhöht. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) erhöhte sich um elf Prozent auf knapp 178 Millionen Euro, während der bereinigte Überschuss um zwölf Prozent auf rund 128 Millionen Euro zulegte. Der Umsatz sank um zwei Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Die Prognose für die operative Gewinnmarge im Gesamtjahr erhöhte das Unternehmen von 15,5 auf 16,0 Prozent. Für das Gesamtjahr werden weiter ein Umsatz von 4,7 Milliarden Euro und ein paralleler Anstieg bei bereinigtem EBIT und bereinigtem Überschuss erwartet.
  • Der Autobauer Volkswagen widersetzt sich weiter dem negativen Branchentrend und hat im zweiten Quartal besser abgeschnitten als von den Analysten erwartet. Der Umsatz konnte gegenüber dem Vorjahresquartal um 6,6 Prozent auf 65,19 Milliarden Euro zulegen, wie am Donnerstag mitgeteilt wurde. Das operative Ergebnis sank zwar um 8 Prozent auf 5,13 Milliarden Euro, lag damit aber über den Erwartungen von 5,03 Milliarden Euro. Unter dem Strich konnte der Gewinn von 3,23 Milliarden Euro im Vorjahresquartal auf 3,96 Milliarden gesteigert werden, womit ebenfalls die Erwartungen von 3,71 Milliarden Euro übertroffen wurden. Der Ausblick für das Gesamtjahr wurde bestätigt. Erwartet wird beim Umsatz und bei den Auslieferungen ein Plus von bis zu fünf Prozent, bei einer operativen Marge zwischen 6,5 und 7,5 Prozent.
  • Der Schweizer Pharmakonzern Roche hat nach einem Umsatz- und Gewinnanstieg im ersten Halbjahr seine Prognose für das Gesamtjahr angehoben. Beim Umsatz wird nun ein Anstieg im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich erwartet, nachdem zuvor ein Anstieg um einen mittleren einstelligen Prozentbetrag in Aussicht gestellt worden war. Der bereinigte Gewinn je Aktie und Genusschein soll weitgehend gleich stark steigen. Im ersten Halbjahr konnte der Umsatz währungsbereinigt um neun Prozent auf 30,5 Milliarden Franken steigen, während der Nettogewinn um 19 Prozent auf 8,9 Milliarden Franken zulegte.
  • Der Chemiekonzern BASF hat am Donnerstag seine endgültigen Zahlen für das zweite Quartal vorgelegt, nachdem am 9. Juli bereits die Prognose für 2019 gekappt worden war und die Zahlen für das zurückliegende Quartal genannt wurden. Verantwortlich für den Gewinnrückgang waren die Kernsegmente Chemicals und Materials, wie der am Donnerstag vorgelegte Quartalsbericht zeigt. Der Umsatz war im zweiten Quartal um vier Prozent auf 15,2 Milliarden Euro gesunken, der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereinflüssen (EBIT vor Sondereinflüssen) um 47 Prozent auf eine Milliarde gesunken. Unter dem Strich konnte wegen eines Sondereffekts ein Gewinnanstieg verbucht werden.
  • Trotz eines kräftigen Umsatzanstiegs und eines geringeren Verlustes hat der Elektroautobauer Tesla im zweiten Quartal die Markterwartungen verfehlt. Der Umsatz konnte um fast 60 Prozent auf 6,35 Milliarden Dollar zulegen, erreichte damit aber die Erwartungen von 6,45 Milliarden Dollar nicht ganz. Der Verlust verringerte sich gegenüber dem Vorjahresquartal von 717,5 auf 408,3 Millionen Dollar. Der bereinigte Verlust je Aktie betrug 1,12 Dollar, während die Analysten nur mit einem Verlust je Aktie von 0,40 Dollar gerechnet hatten. Tesla bestätigte sein Auslieferungsziel von 360.000 bis 400.000 Fahrzeugen im Gesamtjahr 2019, obwohl im ersten Halbjahr erst knapp 160.000 Fahrzeuge ausgeliefert wurden. Die Tesla-Aktien brachen nachbörslich um rund 10 Prozent ein.
  • Facebook ist auch im zweiten Qurtal kräftig gewachsen und hat die Erwartungen der Analysten übertroffen. Der Umsatz erhöhte sich im Jahresvergleich um 28 Prozent auf 16,6 Milliarden Dollar, während die Zahl der monatlich und täglich aktiven User weiter leicht zulegte. Der Gewinn halbierte sich zwar ungefähr auf gut 2,6 Milliarden Dollar, dies lag allerdings an der gestern offiziell verkündeten Strafzahlung für Datenschutzverstöße in Höhe von 5 Milliarden Dollar sowie weiteren Sondereffekten. Insgesamt wurden die Erwartungen der Analysten übertroffen, die Aktien konnten nachbörslich um 3,2 Prozent zulegen.
  • Der Bezahldienstleister PayPal hat seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr 2019 gesenkt und rechnet nun nur noch mit einem Umsatz von maximal 17,8 Milliarden Dollar, statt zuvor 18,1 Milliarden Dollar. Im zweiten Quartal konnte der Umsatz um zwölf Prozent auf 4,3 Milliarden Dollar zulegen, während sich der Nettogewinn um 56 Prozent auf 823 Millionen Dollar erhöhte.
  • Die Deutsche Börse hat im zweiten Quartal einen Ertrag von 724,8 Millionen Euro (Vorjahr 687 Millionen Euro) erzielt. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) liegt bei 465,5 Millionen Euro (Vorjahr: 425,5 Millionen Euro), der Gewinn steigt auf 266,9 Millionen Euro (Vorjahr: 210,3 Millionen). Das Unternehmen hat seine Ziele für 2019 bekräftigt.

Konjunktur & Politik

  • Der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter in den USA ist im Juni deutlich stärker gestiegen als erwartet. Gegenüber dem Vormonat erhöhte sich der Auftragseingang um 2,0 Prozent. Erwartet wurde nur ein Anstieg um 0,8 Prozent, nach einem Rückgang um revidiert 2,3 Prozent (zunächst: Rückgang um 1,3 Prozent). In der sogenannten Kernrate legte der Auftragseingang um 1,2 Prozent zu. Erwartet wurde ein Plus von 0,2 Prozent, nach einem revidierten Plus von 0,4 Prozent im Vormonat.
  • Die EZB belässt den Leitzins vorerst unverändert. Der eigentliche Leitzins ("Hauptrefinanzierungssatz") bleibt auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent, wie die EZB in Frankfurt mitteilte. Auch beim sogenannten Einlagensatz (derzeit minus 0,4 Prozent , "Strafzins für die Banken") und beim sogenannten Spitzenrefinanzierungssatz (0,25 Prozent) gibt es keine Veränderungen. Im Statement finden sich aber Hinweise auf eine künftige Lockerung der Geldpolitik. So heißt es im Statement jetzt, dass die Leitzinsen bis zum Ende des ersten Halbjahres 2020 auf dem aktuellen Niveau oder einem niedrigeren Niveau bleiben sollen. Der Hinweis auf ein "niedrigeres Niveau" wurde nun wieder ins Statement eingefügt und deutet damit künftige mögliche Zinssenkungen an. Zudem soll der Mitarbeiterstab der EZB weitere Maßnahmen prüfen, darunter Optionen für mögliche neue Anleihekäufe und die Einführung von Staffelzinsen. Staffelzinsen könnten die Banken von den negativen Folgen der Strafzinsen entlasten (Ausführlicher Artikel: EZB senkt Leitzinsen vorerst nicht)
  • Die türkische Notenbank hat den Leitzins von 24 Prozent auf 19,75 Prozent und damit deutlich stärker gesenkt als erwartet. Experten hatten lediglich mit einer Senkung um 2,5 Punkte gerechnet. Zuvor hatte Präsident Erdogan den Notenbank-Gouverneur ausgetauscht. Der neue Gouverneur Murat Uysal gilt als Befürworter einer lockeren Geldpolitik. Erdogan hat in der Vergangenheit wiederholt Zinssenkungen gefordert, um die Wirtschaft anzukurbeln.
  • Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juli weiter eingetrübt. Der ifo-Geschäftsklimaindex sank von revidiert 97,5 (zunächst: 97,4) Punkten im Vormonat auf 95,7 Punkte im Juli, wie das Münchener ifo-Institut am Donnerstag mitteilte. Erwartet wurde nur ein leichter Rückgang auf 97,1 Zähler. Sowohl die Beurteilung der aktuellen Lage als auch die Erwartungen auf Sicht der nächsten zwölf Monate verschlechterten sich im Juli. Der Index für die Geschäftslage sank von revidiert 101,1 Punkten im Vormonat auf 99,4 Zähler im Juli, während die Volkswirte nur mit einem Rückgang auf 100,4 Punkte gerechnet hatten. Der Index für die Geschäftserwartungen sank von revidiert 94,0 auf 92,2 Punkte (Prognose: 94,0 Punkte).

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