Kommentar
17:45 Uhr, 04.10.2019

DAX klettert wieder über 12.000 Punkte - Wochenverlust knapp 3 % - USA: Beschäftigungsaufbau leicht unter den Erwartungen

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  • Johnson will notfalls doch Brexit-Verschiebung
  • VDMA: Aufträge im Maschinenbau brechen zusammen
  • Bundesregierung will Flüge verteuern
  • Zollstreit mit EU: USA signalisieren Gesprächsbereitschaft
  • Brüssel: UK muss Brexit-Vorschlag nacharbeiten
  • Krise erfasst auch den Dienstleistungssektor
  • Apple iPhone 11 erfreut sich starker Nachfrage

DAX

  • Der deutsche Aktienmarkt hat eine turbulente Börsenwoche mit einer moderaten Erholung beendet. Der DAX kletterte am Freitagnachmittag wieder über die Marke von 12.000 Punkten und beendete den Handel mit einem Plus von 0,73 Prozent auf 12.012,81 Zähler. Auf Wochensicht beläuft sich der Verlust aber immer noch auf recht dramatische 2,97 Prozent. Vor allem schwache Konjunkturdaten aus den USA hatten die Stimmung belastet. Am Freitag sorgten allerdings die US-Arbeitsmarktdaten für gute Stimmung: Im September präsentierte sich der US-Arbeitsmarkt weiter in einer robusten Verfassung, auch wenn die Erwartungen leicht verfehlt wurden. Die Daten zeigen, dass die US-Wirtschaft wohl nicht unmittelbar vor einer Rezession steht, und sind gleichzeitig schlecht genug, um weitere Zinssenkungen durch die US-Notenbank nicht unbedingt zu verhindern. Die Wall Street reagierte auf die Daten deshalb mit deutlichen Kursgewinnen, wovon sich auch der deutsche Aktienmarkt anstecken ließ.

Chartanalysen des Tages

Unternehmensnachrichten

  • Der US-Elektroautobauer Tesla hat einen neuen Auslieferungsrekord erreicht, die Markterwartungen aber dennoch enttäuscht. Im dritten Quartal wurden insgesamt 97.000 Autos an die Kundschaft gebracht, wie Tesla am Mittwoch nach Börsenschluss mitteilte. Analysten hatten mit einem besseren Ergebnis gerechnet, auch weil CEO Elon Musk kurz zuvor noch Zuversicht verbreitet hatte. „Wir haben die Chance, unser erstes Quartal mit 100.000 Auslieferungen zu erreichen“, schrieb der 48-jährige in einer in US-Medien veröffentlichten E-Mail an die Tesla-Mitarbeiter.
  • Facebook hat hunderte Konten in seinen Netzwerken Instagram und Facebook gesperrt, weil sie mit gefälschten Identitäten genutzt wurden. Nach Angaben des US-Unternehmens sollen so manipulierende Inhalte verbreitet worden sein. So habe etwa eine Kampagne aus den Vereinigten Arabischen Emiraten kritische Postings über Iran, Katar und die Türkei in Umlauf gebracht. Insgesamt folgten den falschen Accounts mehr als sieben Millionen Menschen.
  • Der Computer- und Drucker-Hersteller HP Inc. will rund 7.000 bis 9.000 Stellen streichen, wie der Konzern am Donnerstagabend mitteilte. Durch den massiven Jobabbau könnte die Anzahl der weltweit Beschäftigten des Unternehmens um über 16 % sinken. HP will damit und mit anderen Maßnahmen die Kosten um jährlich 1 Mrd. Dollar drücken.
  • Die USA, Großbritannien und Australien haben Facebook ermahnt, den angekündigten Ausbau der Verschlüsselung beim Online-Netzwerk nur in Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden zu implementieren. Dies sei wichtig, um Kinder vor Gewalt und sexuellem Missbrauch zu schützen, erklärten die Regierungen in einem Brief an CEO Mark Zuckerberg.
  • Der Umsatz des Großhandelskonzern Costco hat für das vierte Geschäftsquartal mit 47,5 (Vorjahr: 44,41) Mrd. Dollar gerade noch die Markterwartungen treffen können. Beim Ergebnis je Aktie verfehlte der Konzern jedoch die Prognosen.
  • Apple-CEO Tim Cook hat sich optimistisch über die weitere Entwicklung geäußert. Er erwarte einen neuen Wachstumszyklus für Smartphones, sagte er der Zeitung "Les Echos". Er sei über die Verkäufe der verschiedenen iPhone-Modelle nicht in Sorge. Die japanische "Nikkei Asian Review" hat zugleich berichtet, die Nachfrage nach dem neuen iPhone 11 sei stärker als angenommen.
  • BMW verschont im Zuge seines Sparprogramms offenbar auch die hochqualifizierten Mitarbeiter nicht. Arbeitszeit und Gehalt sollen demnach reduziert werden. Das kann bei einigen der mehr als 5.000 Betroffenen Einbußen von 10.000 bis 14.000 Euro im Jahr bedeuten, wie die "Wirtschaftswoche" berichtete. BMW kommentierte die Zahlen nicht, bestätigte aber laufende Verhandlungen über Arbeitszeiten. Der Betriebsrat hat Widerstand angekündigt.
  • Lufthansa-Chef Spohr fordert in der „Welt“ für Deutschland eine Industriepolitik nach französischem Vorbild. Er bezieht sich dabei auf Investitionen in die Infrastruktur und auf zentrale Entscheidungsprozesse in Frankreich, die er als vorbildlich bezeichnet. „Wir brauchen mehr Zentralisierung, um Infrastruktur-Investments und andere Zukunftsentscheidungen schneller treffen zu können. In diesem Punkt können wir von Frankreich lernen“, sagte Spohr.
  • Der österreichische Sensorhersteller AMS will heute das Ergebnis seines Osram-Übernahmeversuchs bekannt geben. AMS bot den Osram-Aktionären 41 Euro je Osram-Aktie. Damit wäre der Münchner Lichtkonzern insgesamt mehr als 3,9 Mrd. Euro wert. AMS erwartet das Ergebnis in den Abendstunden. Ziel ist es, mindestens 62,5 Prozent der Osram-Aktien unter Kontrolle zu bringen, ansonsten ist der Übernahmeversuch gescheitert.
  • Die japanische Wirtschaftszeitung "Nikkei" berichtete am Freitag unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen, dass die Nachfrage nach dem Apple iPhone 11 wohl höher als erwartet sei. Apple Inc. habe Lieferanten gebeten, die Produktion der iPhone 11-Serie um bis zu 8 Mio. Einheiten oder etwa 10 Prozent zu erhöhen, berichtete Nikkei Asian Review am Freitag unter. Nach dem Bericht ist auch die Aktie von Dialog Semiconductor im TecDAX gefragt. Apple ist ein wichtiger Kunde des Chipdesigners.
  • Das Biotech-Unternehmen Evotec hat in einer Partnerschaft zur Entwicklung eines Wirkstoffs zur Behandlung seltener und altersbedingter Krankheiten mit Aeovian Pharmaceuticals einen Meilenstein erreicht und erhält eine Zahlung in nicht genannter Höhe. Zudem nahm das MDAX-Unternehmen an einer Finanzierungsrunde von Aeovian teil.
  • Der Zahlungsdienstleister Wirecard startet gemeinsam mit Rakuten Viber einen neuen Geldüberweisungsservice für Nutzer der Viber Instant Messaging App. Mit "Moneytou - powered by Mastercard" können Nutzer schnell und sicher Geld über die Messaging App senden, die weltweit über eine Milliarde Nutzer zählt. Wirecard wickelt dabei alle Peer-to-Peer (P2P)-Transaktionen ab.
  • Der Hersteller von Baugeräten und Kompaktmaschinen, Wacker Neuson, hat sein Geschäft mit Flügelglättern an die Husqvarna Group verkauft. Der Verkauf sei ein weiterer Schritt der in der Strategie 2022 verankerten Fokussierung auf Kernprodukte und der damit einhergehenden Optimierung des Produktportfolios, teilte das Unternehmen mit. Finanzielle Details wurden nicht genannt.

Konjunktur & Politik

  • EU-Parlamentspräsident David Sassoli hält neue britische Ideen zur Lösung des Brexit-Streits für absolut unzureichend. "Zumindest in ihrer gegenwärtigen Form sind die britischen Vorschläge nicht mal ansatzweise eine Grundlage für ein Abkommen, dem das Europäische Parlament zustimmen könnte", so Sassoli gegenüber dem "Spiegel".
  • Die Bundesregierung hat eine umstrittene Rüstungslieferung an die Vereinigten Arabischen Emirate genehmigt. Der Bundessicherheitsrat gab in seiner jüngsten Sitzung den Export von Stromaggregaten für ein Luftabwehrsystem frei, wie aus einem Schreiben von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) an den Wirtschaftsausschuss des Bundestags hervorgeht, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Lieferant ist Jenoptik Power Systems.
  • Das Defizit in der Handelsbilanz der USA lag im August nach vorläufigen Berechnungen bei 54,90 Mrd. Dollar nach revidiert 54,04 Mrd. im Vormonat. Volkswirte hatten mit einem Fehlbetrag von 54,50 Mrd. Dollar gerechnet.
  • Die Vorsitzenden der zuständigen Ausschüsse im US-Repräsentantenhaus haben in den Vorermittlungen schwere Vorwürfe gegen US-Präsident Trump erhoben. Er habe „eine Kampagne mit Falschinformationen und Irreführung" durchgeführt, um es normal erscheinen zu lassen, dass man ausländische Kräfte zur Beeinflussung von US-Wahlen anwerbe.
  • Nach den Worten von Richard Clarida, stellvertretender Vorsitzender der Federal Reserve, wird die US-Notenbank alles tun, um die wirtschaftliche Expansion der USA in Gang zu halten.
  • In den USA sind im September außerhalb der Landwirtschaft 136.000 neue Stellen geschaffen worden, teilte das US-Arbeitsministerium am Freitag mit. Analysten hatten im Mittel ihrer Schätzungen mit 140.000 neuen Jobs gerechnet. Der Stellenzuwachs in den beiden Vormonaten wurde zugleich um insgesamt 45.000 Stellen nach oben revidiert. Die Löhne und Gehälter haben sich im September im Vergleich zum Vormonat überraschend nicht verändert. Analysten hatten einen Zuwachs um 0,2 Prozent erwartet, nachdem die Löhne im August um 0,4 Prozent gestiegen waren.
  • Der britische Premierminister Boris Johnson will Berichten zufolge offenbar doch eine Verlängerung der Brexit-Frist beantragen, sollte kein Deal mit der EU zustande kommen. Dies geht der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge aus einem Dokument hervor, das am Freitag einem Gericht in Schottland vorgelegt wurde. Dort wollen Abgeordnete durchsetzen, dass Johnson ein kürzlich verabschiedetes Gesetz befolgt, das im Falle einer fehlenden Einigung mit der EU bis zum 19. Oktober einen Antrag um einen Brexit-Aufschub vorsieht. Johnson bestand bisher darauf, dass Großbritannien am 31. Oktober aus der EU ausscheiden wird, mit oder ohne Abkommen.
  • Der deutsche Maschinenbau hat einen rabenschwarzen August verzeichnet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sanken die Auftragseingänge zweistellig - um 17 Prozent. Das teilte der Branchenverband VDMA am Freitag mit. Die schlimmsten Erwartungen sind damit zur Realität geworden: „Wie befürchtet, waren die vorangegangenen Monate mit einstelligen Minusraten nur eine Verschnaufpause", sagte VDMA-Konjunkturexperte Olaf Wortmann. Die Inlandsorders sanken preisbereinigt um 12 Prozent, die Aufträge aus dem Ausland brachen um 19 Prozent ein. Auch für die kommenden Monate erwartet mit die wichtigste deutsche Exportbranche keine Wende zum Besseren.
  • Die USA wollen auf die EU zugehen, bevor sie die Strafzölle auf europäische Produkte in Kraft setzen. Dies kündigte US-Außenminister Mike Pompeo in einem Video an, das von der italienischen Zeitung „La Stampa“ veröffentlicht wurde. Ziel sei es, für jedes Land, das von den Zöllen betroffen sei, eine passende Lösung zu finden. Nach aktueller Planung wollen die USA Produkte aus Frankreich, Spanien, Großbritannien und Deutschland als Strafe für unzulässige Hilfen für den Flugzeugbauer Airbus mit Zöllen belegen. Hintergrund ist eine Entscheidung der Welthandelsorganisation WTO. 

  • Das Bundesfinanzministerium will Flüge innerhalb Europas vor dem Hintergrund des Klimaschutzes nur leicht verteuern. Der Deutschen Presse-Agentur liegt ein Entwurf zur Änderung der Luftverkehrssteuer vor. Demnach schlägt das Ministerium für innereuropäische Flüge einen Aufschlag von drei Euro vor. Mittelstrecken bis 6.000 Kilometer könnten demnach um neun Euro teurer werden, Fernstrecken um 16 Euro. Die Änderungen sind zum 1. April geplant.
  • Die indische Notenbank hat zum fünften Mal in diesem Jahr die Zinsen gesenkt, um das relativ niedrige Wirtschaftswachstum auf dem Subkontinent anzukurbeln. Die Währungshüter in Neu Delhi entschieden, den geldpolitischen Schlüsselsatz um 25 Basispunkte auf 5,15 Prozent zu reduzieren.
  • Im Jahr 2015 haben rund 6,7 Mio. Bürger bei ihrer Steuererklärung Arbeitswege von mehr als 20 Kilometern angegeben, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. 86 Prozent legten mindestens eine Teilstrecke mit dem Auto zurück. Da zusammen veranlagte Ehepaare und Lebenspartnerschaften nur als ein Steuerfall registriert werden, dürfte die tatsächliche Zahl noch deutlich höher liegen. Von der geplanten höheren Kilometerpauschale für Langstreckenpendler würden demnach mehrere Millionen Steuerzahler profitieren.
  • Der Dienstleister-Einkaufsmanagerindex des ISM-Instituts ist im September um 3,8 Punkte auf 52,6 Zähler gefallen, wie das Institut am Donnerstag mitteilte. Das ist der tiefste Stand seit drei Jahren. Im Euroraum zeigt die Umfrage von IHS Markit keine besseres Bild. Die gesamte Unternehmensstimmung (inkl. Industrie) ist auf den tiefsten Stand seit mehr als sechs Jahren gefallen. „Die Krise scheint jetzt auch immer stärker auf den Servicesektor überzuspringen", kommentierte Markit-Chefökonom Chris Williamson. Deutschland habe es am schlimmsten erwischt, doch auch Frankreich und Italien hätten annähernden Stillstand gemeldet.
  • Der neue britische Vorschlag im Brexit-Streit kommt in Brüssel nicht gut an. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sagte am Donnerstag, es gebe eine Reihe problematischer Punkte in dem Papier. Das Vereinigte Königreich müsse nacharbeiten. Aus dem Europaparlament hiess es: Auf dieser Basis sei keine Einigung möglich. Der britische Premier Boris Johnson hatte im Brexit-Streit gestern seinen letzten Einigungsvorschlag für die Europäische Union vorgestellt. Er will erreichen, dass die als Backstop bezeichnete Garantieklausel für eine offene Grenze zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland aus dem EU-Austrittsabkommen gestrichen wird.
  • Die US-Regierung hat den Verkauf 150 moderner Panzerabwehrwaffen vom Typ Javelin an die Ukraine genehmigt. Der Verkauf sei im nationalen Interesse der USA und werde der Ukraine helfen, ihre „Souveränität und territoriale Unversehrtheit“ zu verteidigen, erklärte das Aussenministerium in Washington.
  • Im Streit mit den USA über geplante Strafzölle auf Importe aus der EU will Bundesfinanzminister Olaf Scholz sofortige Gegenzölle vermeiden. „In einer globalisierten Welt nützen Handelskonflikte niemandem, das zeigen die vergangenen Monate", sagte Scholz der „Bild“. „Deshalb werden wir entschlossen, aber besonnen auf die neue Lage reagieren.“ Frankreich hatte den USA zuvor mit Sanktionen der EU gedroht, sollten die Vereinigten Staaten nicht auf die EU zugehen, wie Reuters berichtete.

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