Kommentar
12:51 Uhr, 18.06.2019

DAX-Short-Squeeze: Draghi lässt in Sintra die Tauben steigen

In der letzten Pressekonferenz der EZB sagte Mario Draghi noch, dass die Inflationserwartungen zwar sinken, aber es noch nicht an der Zeit sei, über Gegenmaßnahmen zu sprechen. Hier ein Mitschnitt einer Frage aus dem Q&A der EZB-Pressekonferenz am 6. Juni:

Presse: "Meine zweite Frage bezieht sich auf marktbasierte Inflationserwartungen, die jüngst weiter sanken. Sie sagten zuletzt dass dies hauptsächlich auf negative Risikoprämien zurückzuführen sei, aber wie lange können wir die marktbasierten Inflationserwartungen so weit unter dem Ziel der EZB tolerieren?"

Draghi: "Ja, die marktbasierten Inflationserwartungen. Wir nehmen die sehr ernst. Erstens sehen wir keine Gefahr einer Deflation. Es gibt eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit einer Rezession. Es gibt, basierend auf mehreren Analyseansätzen, derzeit keine Gefahr einer Entankerung der Inflationserwartungen, aber es gibt hier ein sehr hohes Maß an Streuung zwischen Null und 1,5 %. Nebenbei bemerkt findet der Rückgang der Inflation nicht nur in Europa sondern auch in anderen Teilen der Welt statt, wenn auch zugegebenermaßen von einem höheren Niveau aus. Also muss es eine Art von globalem Faktor geben, aber es ist definitiv etwas, was wir in unseren geldpolitischen Erwägungen mit einbeziehen."

Nun, nur zwölf Tage später, findet offenbar ein Umdenken statt. Mario Draghi sagte auf dem Zentralbankforum im portugiesischen Sintra:

"In den kommenden Wochen wird der Rat darüber beraten wie deren Instrumente angepasst werden könnten um der Schwere der Risiken der Preisstabilität zu begegnen"

"Ohne eine Verbesserung, also wenn das Ziel einer nachhaltigen Erreichung des Inflationsziels der EZB bedroht wird, müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden."

Also subjektiv klingt das für mich nach einem weiteren QE-Programm. Jetzt muss man sich die Stimmung anschauen. Das ZEW-Geschäftsklima wird bei -21,1 gemeldet, wo +6 erwartet wurden. Das gleiche haben wir im kleinen Bild. Vorhin brach der DAX unter 12.000 Punkte. Die Tiefs der letzten sechs Handelstage wurden mit hohem Momentum unterschritten. Und dann kam Draghis Einlenken. Das Resultat ist ein sauberer Short Squeeze im DAX.

Ich habe mir mal die Mühe gemacht und auf Bloomberg den Corpus Delicti dieser ganzen Debatte rauszusuchen. Dabei handelt es sich um etwas, was sich "5 Year 5 Year Forward Inflation Swaprate" nennt - auf deutsch sind das die marktbasierten Inflationserwartungen. Ich finde, dass diese Kurve erschreckend aussieht. Den Chart und eine charttechnische Einschätzung zum DAX habe ich bei uns auf der Seite veröffentlicht:

Jetzt den vollständigen Artikel lesen

https://www.cmcmarkets.com/de/nachrichten-und-analysen/dax-short-squeeze-draghi-laesst-in-sintra-die-tauben-steigen

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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