Analyse
19:09 Uhr, 23.01.2014

DAX mit automatischer Absturzversicherung

Vor dem Hintergrund einer immer dünneren Luft an den Aktienmärkten können Anleger durch Umschichtung in eine fertige Protective-Put-Strategie ihre „Schäfchen“ ohne viel Aufwand weitgehend ins Trockene holen.

Erwähnte Instrumente

  • Open-End Zertifikat auf DAXPlus Protective Put
    Kursstand: 57,74 € (Börse Frankfurt) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen

Interessanterweise wurde der folgende Artikel fast deckungsgleich bereits im Oktober 2012 von mir veröffentlicht. An der Relevanz hat sich bis heute allerdings wenig geändert, da der Markt seitdem fast nur in die eine Richtung nach oben gelaufen ist und mit jedem weiteren Anstieg auch erfahrungsgemäß die Gefahr eines plötzlichen Rückschlags wächst. Das haben sogar Superoptimisten wie Heiko Thieme oder Hans. A. Bernecker erkannt, die in der nächsten Zeit von Kurskorrekturen in einer Größenordnung von rund zehn Prozent ausgehen. Für Thieme ist ein solcher Rücksetzer sogar die Voraussetzung dafür, dass es im Anschluss weiter nach oben gehen kann. Bernecker, der die liquiditätsgetriebene Extrem-Hausse der vergangenen eineinhalb Jahre übrigens für ökonomisch völlig begründet hält, geht von einer neuen Börsen-Epoche mit immer weiter steigenden Kursen aus. Die beiden großen Crashs des vergangenen Jahrzehnts wären vor diesem Hintergrund wohl nur als kleinere Betriebsunfälle anzusehen.

Die Börsen-Party kann ganz schnell vorbei sein

Es ist immer das gleiche, laufen die Märkte auf und davon, wer denkt da schon, dass die ganze Euphorie mit einem Schlag vorbei sein könnte, gerade wenn sich die sogenannten Experten wie auch jetzt wieder einer eingeschworenen Truppe gleich mit ihren Kurszielen fast täglich überbieten und die Erreichung der 10.000-Punktemarke im DAX eigentlich nur noch als reine Formsache gilt. Was kann da eigentlich noch schiefgehen? Leider einiges, wie die Vergangenheit lehrt und ob die Hausse auf Pump wirklich nachhaltig ist, muss jeder Teilnehmer am Börsen-Roulette-Tisch für sich selbst beurteilen. Zum Glück sind viele Privatanleger, die sich ihren Kapitaleinsatz selbst mühsam erarbeiten müssen, deutlich verantwortungsvoller und legen nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre eine größere Skepsis an den Tag.

Absicherung jetzt am günstigsten

Was soll man aber tun, wenn sich die Kurse gerade so schön immer weiter nach oben entwickeln, sollte man dann wirklich anfangen mit Short-Produkten gegenzusteuern, um vorhandene Gewinne abzusichern? Ein ganzer oder teilweiser Ausstieg fällt manchem Anleger in diesem Moment häufig leichter. Allerdings ist man ab diesem Zeitpunkt nicht mehr dabei, besonders schmerzlich wenn die Party dann noch eine ganze Weile unvermindert weitergeht. Das richtige Timing zu finden, ist sowieso kaum möglich. Was eher für die Absicherungs-Strategie beispielsweise über zusätzliche Puts spricht, sind die Kosten, die aufgrund der in der fortgeschrittenen Anstiegsphase relativ moderaten Volatilität deutlich geringer ausfallen, als wenn man mit dem Kauf solange wartet, bis die ersten Rücksetzer wieder für neue Unsicherheit an den Märkten gesorgt haben. Jedoch erfordert ein solches Vorgehen einige Überwindung und Disziplin, von der regelmäßigen praktischen Umsetzung ganz zu schweigen.

Verluste mit dem Protective-Put deckeln

Wer diese nicht aufbringt bzw. den Aufwand scheut, könnte sich gerade jetzt an einen Wertsicherungs-Ansatz erinnern, auf den die Deutsche Börse AG seit einigen Jahren einen DAXplus-Strategie-Index berechnet, den „Protective-Put“. Zusätzlich zu einem DAX-Investment wird hier auf quartalsweiser Ebene ein fünf Prozent aus dem Geld notierender Put erworben, der Kursverluste im Index von mehr als fünf Prozent bezogen auf die folgenden drei Monate absichert. Die Vorteile für den Anleger: Er braucht sich um nichts zu kümmern, partizipiert weiter an steigenden Kursen und besitzt darüber hinaus jedes Quartal eine frische „Absturzversicherung“. Natürlich sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die zusätzliche Schutzvorrichtung auch einiges an Rendite in Form einer etwas geringeren Partizipationsrate kostet und sich auch hier die Verluste in Jahren kontinuierlich zurückgehender Märkte aufsummieren. Aber dennoch bietet der Protective-Put-Ansatz gerade in Zeiten einer immer stärker aufkommenden Euphorie eine gute Versicherung gegen mögliche, plötzlich auftretende Crashbewegungen, indem er die Verluste in Grenzen hält, ohne die Chancen nach oben entscheidend zu begrenzen.

Put-Strategie sorgt für geringere Volatilität

Die RBS bietet auf den DAXplus Protective Put Index (A0C4CS) seit Anfang 2007 ein entsprechendes Endlos-Zertifikat (AA0DXQ), das den Basiswert nahezu eins zu eins trackt. Leider wurde die entsprechende ETF-Lösung von der Société Générale Tochter Lyxor inzwischen gleichzeitig mit dem DAXplus Covered-Call Ansatz gekündigt, so dass die sowieso schon sehr begrenzten Möglichkeiten, Strukturen über einen Roll-Mechanismus auch bei ETFs umzusetzen auf ein Minimum gesunken sind. Zum Glück für den Anleger hält aber die RBS an der Protective-Put-Strategie fest, die dem Anleger auf Jahressicht immerhin ein Plus von mehr als 17 Prozent beschert hat, auch wenn der DAX ohne zusätzlichen Put im gleichen Zeitraum gut 26 Prozent zulegen konnte. Auf 3-Jahressicht ist der Rendite-Unterschied mit 36,26 gegenüber 38,32 Prozent allerdings nicht mehr ganz so deutlich und seit Emission des Zertifikats im Januar 2007 liegt die Strategie sogar ganz leicht gegenüber der Benchmark in Front. Entscheidend dürfte bei einer längerfristigen Betrachtung vor allem die deutlich geringere Volatilität des DAX mit Put-Absicherung sein, die Anleger erheblich ruhiger schlafen lässt.

Der BörseGo Tipp:

Anleger könnten gerade in der jetzt schon weit fortgeschrittenen Hausse-Phase an eine Umschichtung in den Protective-Put-Ansatz der Deutschen Börse denken, um sich einerseits vor möglichen hohen Quartalsverlusten im DAX zu schützen. Sollte die starke Aufwärtsbewegung jedoch unvermindert anhalten, wäre auch darin kein großer Nachteil zu sehen, da die geringen Absicherungskosten aktuell deutlich weniger ins Gewicht fallen, als in Zeiten einer wieder stark angestiegenen Volatilität. Insofern eignet sich die Strategie auch sehr gut für den gezielten temporären Einsatz zum weitgehenden Erhalt bereits erzielter Gewinne. In einem volatileren Umfeld wenn die Märkte wieder nach oben drehen, könnte dann möglicherweise auf den zusätzlichen Schutz verzichtet und eine Direktanlage oder noch besser eine volatilitätssensitive etwas offensivere Zertifikate-Struktur bevorzugt werden.

DAXplus Protective Put Index Open End Zertifikat

Emittent/WKN:

Laufzeit:

Endlos

Preis: (21.01.2014)

Geld / Brief: 57,91 € 58,12 €

RBS / AA0DXQ

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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