Kommentar
22:15 Uhr, 28.06.2017

EZB fühlt sich missverstanden - DAX holt Verluste auf - Euro-Rally verpufft

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  • Rohöllagerbestände legen weiter zu
  • USA: Zahl der schwebenden Hausverkäufe sinkt im Mai überraschend
  • Monsanto: Quartalszahlen fallen besser als erwartet aus
  • Konjunkturbarometer des DIW Berlin signalisiert kräftiges Wachstum
  • Pimco: Die EZB bewegt sich in unbekanntem Territorium
  • Auch Beiersdorf von Cyber-Attacke betroffen
  • "Trumpcare" sorgt weiter für Schlagzeilen
  • Starinvestor Buffett kritisiert Pläne der Republikaner zum Umbau des US-Gesundheitssystems
  • Euro auf höchstem Stand seit einem Jahr
  • Derivate-Geschäfte: Erneuter Rückschlag für die Deutsche Bank
  • Fed-Yellen gegen Aufweichung von Finanzmarktregeln

DAX & Dow Jones

  • Nach einem zunächst deutlich schwächeren Start konnte der deutsche Aktienmarkt seine Kursverluste am Mittwoch eingrenzen. Der DAX beendete den Handel mit einem Minus von 0,19 Prozent auf 12.647,27 Punkte, nachdem das Börsenbarometer im Tief bis auf 12.536,86 Zähler abgerutscht war. Berichte, wonach sich EZB-Präsident Mario Draghi mit seiner gestrigen Rede missverstanden fühlt und die EZB keine geldpolitische Wende andeuten wollte, stützten das Sentiment.
  • Der Dow Jones beendet den Handel 0,61 % im Plus. Gewinner waren Technologiewerte (+1,33 %), während Versorger (-0,87 %) als einziger Sektor mit Verlusten aus dem Handel ging.

Draghi-Rede: EZB fühlt sich missverstanden

  • Nach einer als "falkenhaft" interpretierten Rede von EZB-Präsident Mario Draghi konnte EUR/USD am Dienstag stark zulegen. Draghi hatte davon gesprochen, dass die schwache Inflation in der Eurozone vor allem vorübergehende Ursachen habe. Dies war von Marktteilnehmern als Hinweis auf eine eher früher bevorstehende geldpolitische Wende verstanden worden. Doch die EZB fühlt sich durch diese Interpretation der Draghi-Rede missverstanden, melden Nachrichtenagenturen am Mittwoch unter Berufung auf Kreise. EUR/USD korrigierte in der Folge wieder deutlich und rutschte zeitweise sogar wieder unter 1,13.

Chartanalysen des Tages

Unternehmensnachrichten

  • Das Bundeswirtschaftsministerium rechnet mit großen Problemen für deutsche Stahlhersteller, sollten die USA unter Verweis auf die nationale Sicherheit den Markt für Stahl abschotten und massive Einfuhrzölle verhängen. US-Handelsminister Wilbur Ross wird wahrscheinlich noch diese Woche eine Untersuchung zur Stahlbranche vorlegen.
  • Der US-Saatgutkonzern Monsanto hat im dritten Quartal dank guter Geschäfte mit Saatgut für Sojabohnen besser als erwartet abgeschnitten. Der Umsatz legte von 4,19 auf 4,23 Mrd. US-Dollar zu und der Gewinn von 717 auf 843 Mio. US-Dollar. Das bereinigte Ergebnis je Aktie erreichte 1,93 Dollar.
  • Das Online-Netzwerk Facebook hat die Schwelle von 2 Mrd. Nutzern pro Monat überschritten. CEO Mark Zuckerberg gab den Meilenstein am Dienstag bekannt.
  • Der US-Versicherer AIG will im Zuge der zunehmenden Cyberattacken in Europa sein dort bisher kleines Geschäft mit Cyber-Policen ausbauen. „Es gibt reichlich Platz für Wachstum", sagte Mitteleuropa-Chef Nagler.
  • Der niederländische Elektronikkonzern Philips will das US-Medizintechnikunternehmen Spectranetics für 38,50 Dollar je Aktie übernehmen. Inkl. Schulden wird die Firma mit 1,9 Mrd. Euro bewertet.
  • Der US-Kreditkartenkonzern Visa hat sich am schwedischen Bezahldienst Klarna beteiligt. Die Höhe der Investition wurde zunächst nicht bekannt.
  • Das Bundeskartellamt will sein Verfahren gegen Facebook zügig abschließen. Die Behörde prüft seit 2016, ob Facebook seine marktbeherrschende Position missbraucht, um an Nutzerdaten zu kommen.
  • Die Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet bekommt für die Anteile am Online-Händler Lazada vom Käufer Alibaba umgerechnet 243 Mio. Euro in die Kassen gespült. Noch lukrativer wird der Börsengang des Essenslieferanten Delivery Hero, so dass Rocket unterm Strich ungefähr eine halbe Milliarde Euro einnehmen wird.
  • Nach dem massiven Angriff mit Erpressungssoftware kämpfen Firmen weltweit mit den Folgen der Cyber-Attacke. Die russische IT-Sicherheitsfirma Kaspersky verzeichnete am Dienstag rund 2.000 erfolgreiche Angriffe, die meisten davon in Russland, aber auch in Deutschland, Frankreich und den USA. Hierzulande soll auch die Hamburger Zentrale von Beiersdorf betroffen sein.
  • Der Chemiekonzern BASF will die Produktion des Schmerz- und Fiebermittels Ibuprofen aufgrund der starken Nachfrage steigern. In Ludwigshafen soll eine Großanlage entstehen, die nach Unternehmensangaben 2021 in Betrieb gehen wird. Der Konzern investiert dazu 200 Mio. Euro.
  • Die Bundeswehr hat neue Ausrüstung und Kranfahrzeuge bestellt. Bis Dezember 2020 werde der Rüstungskonzern Rheinmetall 68 Sätze des Systems "Infanterist der Zukunft" für 369 Mio. Euro liefern, teilte die Bundeswehr mit. Das System besteht vor allem aus Schutzbekleidung, Waffen und Aufklärungsausstattung. Dazu kommen von der Firma Liebherr 33 Berge- und Kranfahrzeuge sowie 38 geschützte Mobilkranfahrzeuge für etwa 175 Mio. Euro.
  • Die Deutsche Bank steht laut Bloomberg kurz davor, weitere 60 Mio. Dollar Verluste einzufahren. Dabei geht es um Geschäfte mit Derivaten, mit denen man auf die Inflationsentwicklung in den USA spekulieren kann. Händler sollen dabei ihre einzuhaltenden Risikogrenzen überschritten haben. Wie es unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen weiter heißt, werde der Vorgang innerhalb der Bank derzeit untersucht.
  • Die Lufthansa und der Flughafenbetreiber Fraport haben laut Reuters eine Kompromisslösung zu den Gebühren am Frankfurter Flughafen gefunden. Die Spitzen beider Unternehmen werden voraussichtlich am heutigen Mittwoch eine Vereinbarung unterzeichnen, sagte eine mit der Sache vertraute Person der Nachrichtenagentur. Demnach würden neue Fluglinien am Frankfurter Airport ebenso viel Rabatt erhalten wie derzeit schon der Billigflieger Ryanair. Davon könnte die Lufthansa- Tochter Eurowings profitieren.
  • Der Chemiekonzern BASF will bis zu 400 Mio. Euro in den Aufbau einer Produktionsstätte für Materialien für Lithium-Ionen-Batterien investieren. BASF verhandelt derzeit mit dem russischen Bergbaukonzern Norilsk Nickel über Rohstofflieferungen für diese Produktion
  • Die Commerzbank will den Mitarbeitern, die sie im Zuge ihres Konzernumbaus entlässt, eine Abfindung in Höhe von mindestens 20.000 Euro zahlen. Das geht aus internen Unterlagen hervor, aus denen Bloomberg zitiert.
  • Der ins Straucheln geratene Technologiekonzern Toshiba hat gegen den US-Partner Western Digital Klage eingereicht. Es geht um eine einstweilige Verfügung wegen unfairen Wettbewerbs, zudem fordert Toshiba 120 Milliarden Yen Schadenersatz. Grund ist der Widerstand der Amerikaner gegen den Verkauf der Speicherchip-Sparte. Die Unternehmen betreiben ein Joint Venture, Western Digital möchte daher bei einem Verkauf vorrangig behandelt werden. Toshiba sieht dies anders.

Konjunktur & Politik

  • Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche um 0,118 Mio. Barrel auf 509,2 Mio. Barrel gestiegen, wie die Energy Information Administration (EIA) am Mittwoch mitgeteilt hat. Erwartet wurde ein Rückgang um 2,4 Mio. Barrel. Die am Vorabend veröffentlichten inoffiziellen Daten des privaten American Petroleum Institute (API) hatten allerdings bereits einen Anstieg um 0,8 Mio. Barrel ausgewiesen. Die Ölpreise konnten nach Veröffentlichung der offiziellen EIA-Daten weiter zulegen.
  • Die sogenannten schwebenden Hausverkäufe in den USA fielen im Mai zum Vormonat überraschen um 0,8 Prozent, wie die Maklervereinigung National Association of Realtors (NAR) mitteilte. Volkswirte hatten hingegen mit einem Anstieg um 0,6 Prozent gerechnet.
  • Das Defizit in der Handelsbilanz für Waren der USA hat sich im Mai um knapp 2 Mrd. auf 65,9 Mrd. US-Dollar verringert. Experten hatten einen höheren Fehlbetrag erwartet.
  • Die Lagerbestände im US-Großhandel stiegen im Mai um 0,3 Prozent zum Vormonat. Von Experten erwartet wurde ein Zuwachs um 0,2 Prozent.
  • Das Konjunkturbarometer des DIW Berlin signalisiert ein kräftiges Wachstum der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal. Der Index liegt im Juni bei 104 Punkten – deutlich über der 100-Punkte-Marke, die einen durchschnittlichen Anstieg der deutschen Wirtschaftsleistung anzeigt. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte gegenüber dem Vorquartal um 0,5 Prozent zulegen.
  • Der Vermögensverwalter Pimco sieht den sich anbahnenden geldpolitischen Kurswechsel vieler großer Notenbanken mit gemischten Gefühlen. „Die Gefahr, dass die Zentralbanken Fehler in ihrem Kurswechsel begehen, ist recht hoch", sagte Pimco-Berater Joachim Fels. So straffe die Fed derzeit ihre Geldpolitik, obwohl die Inflationserwartungen rückläufig seien. Zum anderen nannte er die bemerkenswerten Marktreaktionen auf jüngste Äußerungen von EZB-Chef Draghi. „Dass sich die EZB in Richtung geldpolitischer Ausstieg bewegt, ist keine große Überraschung", sagte Fels. Die scharfe Reaktion der Märkte sei deshalb um so überraschender gewesen und ein Hinweis darauf, dass die Zentralbanken ihren Kurswechsel vorsichtig vornehmen müssten.
  • Die breit gefasste Geldmenge M3  im Euroraum ist nach Angaben der Europäischen Zentralbank im Mai um 5,0 Prozent zum Vorjahresmonat gewachsen. Experten hatten dies erwartet. Im Vormonat April hatte die Rate bei 4,9 Prozent gelegen. Die Kreditvergabe an den privaten Sektor zog zugleich um 2,6 Prozent an, nach 2,4 Prozent im Vormonat. Das Wachstum der Kreditvergabe an Unternehmen außerhalb des Finanzsektors verblieb unverändert bei 2,4 Prozent.
  • Die Einfuhrpreise nach Deutschland lagen im vergangenen Mai um 4,1 Prozent als im Vergleichsmonat des Vorjahres, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im April und im März hatte die Jahresveränderungsrate jeweils plus 6,1 Prozent betragen. Im Monatsvergleich fielen die Preise allerdings um 1,0 Prozent.
  • Im US-Senat hat die geplante Reform einer Gesundheitsreform einen Rückschlag erlitten. Die US-Republikaner finden derzeit keine eigene Mehrheit für eine von ihnen im Entwurf vorgelegte Krankenversicherung und verschoben kurzfristig eine Abstimmung in dieser Woche bis nach dem Nationalfeiertag am 4. Juli. Man arbeite noch daran, die notwendigen 50 Stimmen zusammenzubekommen, hieß es. Damit bleibt weiter unklar, ob die Partei unter US-Präsident Donald Trump eines ihrer Kern-Wahlkampfversprechen einlösen kann. Starinvestor Warren Buffett kritisierte die Pläne der Republikaner zum Umbau des US-Gesundheitssystems. Diese seien ein Steuergeschenk für Spitzenverdiener. Er habe vermögende Freunde, die durch die geplante Reform der Krankenversicherung zehn Millionen Dollar und mehr an Abgaben an den Fiskus sparen würden, sagte Buffett in einem Interview mit dem US-Sender PBS. Bei ihm selbst würden die Steuern dadurch um 17 Prozent geringer ausfallen, sagte der 86-Jährige.
  • Fed-Chefin Janet Yellen hat vor einer Aufweichung der Finanzmarktregulierungen gewarnt. In Folge der Finanzkrise sei ein angemesseneres System von Überwachung und Regulierung eingeführt worden, dieses bleibe hoffentlich in Kraft, sagte sie. US-Präsident Donald Trump hat mehrfach eine Lockerung der Regulierung gefordert.
Termine des Tages:
15:30 Uhr - EU: Diskussionsrunde u. a. mit BoE-Gouverneur Carney und BoJ-Gouverneur Kuroda auf dem European Central Bank Forum in Portugal
16:00 Uhr - US: Schwebende Hausverkäufe Mai
16:30 Uhr - US: Rohöllagerbestände
22:30 Uhr - US: Fed: Ergebnisse der Banken-Stresstests, Washington

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