DAX ist auf Rekordfahrt, S&P500 und Nasdaq sind trotz ungelöstem US-Schuldenstreit und -Bankenkrise auf Höhenflug – Wie geht’s weiter?
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Die Party bei S&P 500 (4.180,681 -0,33 %), Nasdaq Composite (12.720,78 0,50 %) und L&S DAX (16.167,96 -0,34 %)nimmt immer mehr Fahrt auf. Das könnte manchen Anleger ziemlich verwundern, gibt es doch eine Reihe von Risiken und Belastungsfaktoren, wie der ungelöste Schuldenstreit in den USA, die US-Bankenkrise, das Risiko einer US-Rezession, usw.
Für den Höhenflug bei den Indizes in den USA und Deutschland gibt es meiner Meinung nach unterschiedliche Gründe.
In den USA treibt der KI-Hype die Märkte nach oben. So haben gegenüber dem Stand von vor einem Monat nur 3 der 11 Sektoren des S&P500 zulegt, angeführt vom S&P500 Communications Services Sektor (mit den Schwergewichten Meta Platforms Inc (230,35 € -0,92 %) und Alphabet Inc. (Class C) (115,84 € -0,80 %)) mit einem Plus von 10,3 Prozent, gefolgt vom S&P500 Information Technology Index (Schwergewichte Apple Inc. (160,40 € -0,64 %), Microsoft Corp. (298,30 € 0,25 %)und NVIDIA Corp. (289,05 € -0,19 %)) mit plus 7,2 Prozent und dem S&P500 Consumer Discretionary Index, also dem Bereich nichtzyklischer Konsum, (Schwergewichte Amazon.com Inc. (106,10 € 0,04 %) und Tesla Inc. (174,24 € 1,21 %)) mit 2,7 Prozent.
Beim Blick auf die jeweiligen Schwergewichte wird schnell klar, dass die KI-Euphorie die jeweiligen Einzelaktien und damit die Sektoren nach oben treibt. Bei Tesla kommt noch die Nachricht hinzu, dass es Vorstandschef Elon Musk plötzlich mit Werbung probieren will.
Sämtliche anderen Sektoren verbuchen einen mehr oder minder großen Rückgang, womit der S&P500 gegenüber dem Stand von vor einem Monat um 1,4 Prozent zugelegt hat.
Dabei hat Investoren auch der kräftige Anstieg der Zinsen für 10-jährige US-Anleihen nicht interessiert. Üblicherweise belastet dieser Anstieg die US-Growth- sprich Technologieaktien, weil bei steigenden Zinsen die künftig erwarteten stark steigenden Unternehmensgewinne umso stärker abdiskontiert werden. Investoren setzen aber auf ein rasantes Wachstum im KI-Bereich, weshalb sie der Anstieg der US-Zinsen nicht interessiert.
Für Rückenwind bei den US-Indizes hat zuletzt eine Nachricht zum Thema US-Bankenkrise gesorgt, die ich heute ebenfalls analysieren werde.
Nach dem Kursanstieg liegt das KGV des S&P500 bei herben 18,2 – und das in einem Umfeld, in dem die US-Wirtschaft meiner Meinung nach zügig auf dem Weg in eine Rezession sein dürfte. Gleichzeitig liegt das sogenannte PEG-Ratio, auf das einige Investoren und Anleger schauen, bei horrenden 1,9! Beim PEG-Ratio wird das KGV durch das erwartete Gewinnwachstum der Unternehmen für die nächsten 5 Jahre dividiert.
Das treibt den DAX nach oben
Offensichtlich gibt es beim DAX wenig KI-Fantasie. Was treibt aber dann den Index nach oben? Meiner Meinung nach die steigenden Zinsen für 10jährige US-Anleihen. In einem derartigen Umfeld setzen Investoren üblicherweise auf Value-Aktien und Zykliker, und sie sind im DAX stärker vertreten als in fast jedem anderen Index der Welt.
Offenbar interpretieren Investoren die steigenden Zinsen für 10jährige US-Anleihen als Signal für eine Belebung der US-Wirtschaft. Meiner Meinung nach könnte allerdings nichts Ferner der Realität liegen. Meiner Meinung nach steigen die Zinsen nur, weil viele Fed-Mitglieder andauernd betonen, dass sie im zweiten Halbjahr den Leitzins nicht senken wollen, sondern vielmehr auf dem erhöhten Niveau belassen wollen. Das treibt die Zinsen für 10jährige US-Anleihen nach oben.
Gleichzeitig dürfte die Hoffnung auf eine Lösung des US-Schuldenstreits die Zinsen für 10jährige US-Anleihen nach oben treiben, weil das US-Finanzministerium nach einer möglichen Einigung im Schuldenstreit seine Kasse durch die Ausgabe von Anleihen im Volumen von mehreren Hundert Mrd. Dollar auffüllen dürfte, und da muss man den Investoren etwas höhere Zinsen bieten.
Die größten Gewinner beim DAX waren zuletzt Infineon Technologies AG (35,770 € -0,51 %), Siemens Energy AG (23,87 € -1,16 %), Mercedes-Benz AG (71,17 € -0,32 %), Siemens AG (154,38 € -2,24 %), Deutsche Bank AG (9,916 € 0,52 %), Porsche AG Vz (119,65 € -0,58 %), Airbus SE (126,10 € -1,61 %), BMW AG (104,04 € 0,00 %)und Deutsche Post AG (42,205 € -0,55 %). Dazu haben auch gute Quartalszahlen etlicher Unternehmen beigetragen.
Meiner Meinung nach gibt es noch einen Grund für den Höhenflug des DAX: dass die Bewertung bei Weitem nicht so hoch ist wie jene des S&P500. So liegt das KGV des DAX trotz der Rekordfahrt bei „nur“ 12. Gleichzeitig liegt das PEG-Ratio des DAX bei nur 0,7.
Wie geht es weiter bei den Indizes?
Zwar kann es nach einer möglichen Einigung im US-Schuldenstreit zu Gewinnmitnahmen kommen, nach dem Motto „Sell on good news.“ Allerdings ist damit auch ein Belastungsfaktor für die Märkte weg, weshalb deren Höhenflug weitergehen könnte. Ich wüsste auch nicht, was den KI-Hype bremsen könnte. Vielmehr dürfte er weitergehen, was die Indizes weiter nach oben treiben sollte.
Ebenso dürfte auch der Höhenflug des DAX weitergehen. Zwar dürfte der Index die bisherigen Gewinne am Rekordhoch kurz konsolidieren, anschließend sollte die Klettertour aber weitergehen. Dazu müssten meiner Meinung nach die Zinsen für 10jährige US-Anleihen weiter steigen – und die Bewertung des DAX dürfte viele Investoren ohnehin überzeugen.
Allerdings sollten Anleger die Entwicklung der US-Bankenkrise weiter genau im Auge haben. Sie könnte jederzeit ein möglicher Störfaktor für die Märkte werden.
Zudem warten Investoren auf eine Reihe von Konjunkturdaten, gerade aus den USA.
Einkaufsmanagerindex für die USA und Verkäufe neuer Häuser im Blick
Am heutigen Dienstag wird um 15.45 Uhr der Einkaufsmanagerindex für die USA von S&P Global veröffentlicht. Der Index für die Industrie soll leicht sinken von 50,2 auf 50,0 Punkte. Hingegen soll jener für den Dienstleistungssektor von 55,9 auf 52,6 Punkte einbrechen. Mich würde es nicht überraschen, wenn gerade der Index für die Industrie deutlich stärker zurückgehen würde als erwartet.
Um 16 Uhr folgen die US-Verkäufe neuer Häuser. Laut den Schätzungen der Volkswirte sollen die Verkäufe im April leicht gesunken sein auf eine Jahresrate von 670.000, nach 683.000 für März.
Fed-Protokoll ganz oben auf Agenda
Am Mittwoch wird um 10 Uhr der ifo Geschäftsklimaindex veröffentlicht. Er soll im Mai leicht gesunken sein von 93,6 auf 93,1 Punkte. Dabei soll die Lageeinschätzung der Unternehmen leicht zurückgegangen sein von 95,0 auf 94,7 Punkte, während die Komponente mit den Geschäftserwartungen leicht gesunken sein soll von 92,2 auf 92,0 Punkte.
Um 20 Uhr wird das Fed-Protokoll veröffentlicht. Eigentlich sollte wenig Überraschendes drinstehen, hatte doch die Sitzung vom 3. Mai signalisiert, dass die Fed bei der nächsten Sitzung am 14. Juni eine Zinspause einlegen will. Für viele Investoren war die Zinserhöhung vom 3. Mai ohnehin die letzte in diesem Zyklus.
Nach Börsenschluss in den USA liegt Nvidia die Quartalszahlen vor.
US-BIP und anstehende Häuserverkäufe im Blick.
Am Donnerstag wird um 8 Uhr die zweite Schätzung für die BIP-Zahlen für Deutschland vorgelegt. Laut der ersten Schätzung hat die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal stagniert.
Um 14.30 Uhr folgen die BIP-Zahlen für die USA. Für das erste Quartal wird ein annualisiertes Wachstum von 1,1 Prozent erwartet.
Um 16 Uhr folgen aus den USA die Zahlen zu den anstehenden Häuserverkäufen. Sie sollen im April um 1,1 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sein, nachdem sie im März um 5,2 Prozent eingebrochen waren.
US-Inflationsdaten im Fokus
Am Freitag werden um 14.30 Uhr die Daten zu den persönlichen Einkommen und Ausgaben der Amerikaner veröffentlicht. Investoren schauen dabei vor allem auf den sogenannten PCE-Preisindex. Die Preise sollen im April um 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sein. Zudem soll die Jahresrate leicht steigen auf 4,3 Prozent nach 4,2 Prozent für März.
Im Fokus der Investoren steht dabei gerade die Kernrate (bereinigt um Nahrungsmittel und Energie) des PCE-Preisindex, ist sie doch der bevorzugte Inflationsindikator der Fed. Die Kernrate soll im Monatsvergleich bei 0,3 Prozent liegen, im Jahresvergleich soll sie bei 4,6 Prozent stagnieren. Damit läge sie immer noch meilenweit über dem 2-Prozent-Ziel der Fed. Das dürfte die Fed dennoch nicht davon abhalten, den bisherigen Zinserhöhungszyklus zu beenden, zumal vor dem Hintergrund der US-Bankenkrise. Sollten die Daten zum PCE-Preisindex besser ausfallen als erwartet, gerade bei der Kernrate, sollte das für neuen Auftrieb an den Märkten sorgen.
Ebenfalls um 14.30 Uhr werden die Daten zu den US-Aufträgen langlebiger Gebrauchsgüter bekanntgegeben. Sie sollen im April um 1,1 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken sein.
Um 16 Uhr schließen die von der Universität Michigan veröffentlichten Zahlen zum US-Verbrauchervertrauen den Datenreigen dieser Woche ab. Erwartet wird ein leichter Anstieg auf 58,0 Punkte. Investoren schauen dabei vor allem auf die Inflationserwartungen der Verbraucher.
In meiner Sendung "Euer Egmond" analysiere ich wöchentlich die Märkte!
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.