DAX - Hohe Inflation, gut für die Kurse!
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Wenn Sie mich in den letzten Wochen regelmäßig gelesen haben, wissen Sie, dass meine Überschrift wieder einmal nicht ganz ernst gemeint ist. So kam am 27.11. die Meldung, dass die Verbraucherpreise in fünf Bundesländern so stark gestiegen seien, wie seit Jahren nicht mehr. Das war der Tag, an dem die deutsche Börse den Stimmungsumschwung eingeleitet hat. Dabei hatte alles so gut für die Bären ausgesehen. Die kleine Konsolidierungsbewegung wurde nach unten gebrochen und ein neues Tief markiert. Alles schien bereit, für den finalen Schub nach unten, der die 7.400er Unterstützung gebrochen hätte. Weitere Kursrückgänge wären vorprogrammiert gewesen. Aber, wie das an der Börse nun mal so ist, kam es wieder einmal ganz anders. Zum Börsenschluss blieb ein so genannter Hammer (die Tiefstwerte des Tages werden nicht gehalten und es gibt ein „intraday-reversal“) stehen, der in den meisten Fällen eine kräftige Gegenbewegung in den nächsten Tagen nach sich zieht. So auch beim DAX.
Einer der Auslöser war sicher die wieder aufgekommene Zinssenkungsfantasie. Was aber auch zur guten Stimmung beigetragen hat, war die Ankündigung, dass die Ölscheichs in Form der „Abu Dhabi Investment Authority“ eine nicht unwesentliche Beteiligung an der Citigroup aufgebaut haben. Damit sind ja nun alle Ängste um die Immobilienkrise in den USA beseitigt worden. Wenn noch eine Bank in Schieflage gerät, kommt einfach der nächste Ölmulti und greift unter die Arme. Ist es wirklich so leicht? Ich glaube nicht. Denn auch damit sind die strukturellen Probleme nicht behoben. (Ebenso wenig wie sie mit Zinssenkungen behoben werden können).
Wichtig an dieser Stelle war aber zunächst einmal eine Stimmungsverbesserung. Diese hat dann die Short-Spekulanten auf dem falschen Fuß erwischt. Short-Spekulanten sind Leute die Aktien verkaufen, die sie noch nicht haben und später zurückkaufen, wenn sie billiger geworden sind. Wenn die Aktien nun aber nicht billiger werden sondern teurer, kommen die Spekulanten irgendwann an eine Schmerzgrenze. Dann heißt es eindecken und mit Verlust zurückkaufen, bevor die Verluste noch größer werden. Das nennt man dann Short-Squeeze. Einen solchen Short-Squeeze haben wir in der zweiten Wochenhälfte erlebt. Die Umsätze zogen aber nicht wesentlich an und blieben hinter denen zurück, die wir in der jüngsten Abschwungphase erlebt haben. Auch das ist ein Zeichen dafür, dass es sich „nur“ um spekulative Eindeckungen gehandelt hat.
Was bleibt also von der vergangenen Woche übrig? Natürlich eine verbesserte Stimmung und auf jeden Fall erst einmal die Rettung vor weiter abstürzenden Kursen. Es war auch eine Gegenbewegung zu erwarten. Die Stimmung war zu schlecht geworden, als dass es kurzfristig weiter nach unten gehen konnte. Somit sind zunächst alle wieder einmal glücklich und die Erwartungshaltung für neue All-Zeit-Hochs ist wieder immens gestiegen. Auch ich muss konstatieren, dass sich die technische Lage deutlich verbessert hat. In der kommenden Woche rechne ich mit anhaltend guten Notierungen, die den DAX bis an die Marke von 8.000 Punkten heranführen wird. Das hat sich im Übrigen bereits zur Wochenmitte abgezeichnet. Aber was kommt dann? Werden wir die alten Hochs erreichen oder sogar überwinden können? Wenn bei 8.000 die Anleger weiter kaufen und die Umsätze ansteigen, gehe ich zum Jahresende von neuen Höchstkursen aus. Die Wahrscheinlichkeit dass es so kommt schätze ich persönlich mit 30 zu 70 dagegen ein. Dafür war mir der aktuelle Anstieg zu emotional und wie oben beschrieben zu spekulativ getrieben. Ich rechne vielmehr damit, dass wir an der 8.000er Marke (und legen Sie mich da nicht auf ein paar Punkte fest) abprallen und im anschließenden Rückgang die 7.400 Punkte Marke unterschreiten. Auf keinen Fall sollten Sie jetzt schon auf eine Bewegung nach unten spekulieren, dazu ist es noch zu früh. Zum Absichern des Vermögens ist es gleichwohl nie zu früh. Zumindest sollte man immer am Ball bleiben und auf sein Vermögen achten.
In diesem Sinne bis zur nächsten Woche
Ihr Martin Marquardt
Anmerkung der Redaktion: Bei dem Namen "Martin Marquardt" handelt es sich um ein Pseudonym. Unter diesem Pseudonym schreibt ein charttechnischer Analyst eines größeren Bankhauses, der anonym bleiben möchte.
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