Kommentar
17:45 Uhr, 04.11.2020

Biden zeigt sich siegesgewiss - US-Privatwirtschaft schafft weniger neue Stellen als erwartet

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  • Erster europäischer Regierungschef gratuliert Trump zum Sieg
  • Trump reklamiert Wahlsieg für sich und spricht von Wahlbetrug
  • US-Präsidentschaftswahl: Ausgang weiter offen
  • Demokraten behalten Mehrheit im US-Repräsentantenhaus
  • US-Senat weiter in republikanischer Hand
  • US-Austritt aus dem Pariser Klimaschutzabkommen in Kraft
  • BMW erholt sich im dritten Quartal
  • Kalifornier kippen Gesetz zu Fahrern von Uber und Lyft

DAX

  • Die Hängepartie bei der US-Präsidentenwahl wird an den Finanzmärkten mit hohen Schwankungen quittiert. Es geht hin und her, sowohl bei den Aktienkursen, also auch bei Staatsanleihen und im Forexbereich. Dabei hatten sich die Börsianer genau vor diesem Szenario einer Zitterpartie mit einem sich hinziehenden Wahlergebnis und einem möglichen juristischen Nachspiel gefürchtet. Umfragen zufolge hatte es bis kurz vor der Wahl einen deutlichen Vorsprung des demokratischen Herausforderers Joe Biden vor Amtsinhaber Donald Trump gegeben. Die Realität sieht nun anders aus. Auch viele Stunden nach Schließung der letzten Wahllokale ist das Rennen noch nicht entschieden. Der Prognosemarkt Predictit erwartet mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Wahlsieg Bidens. Die Nutzer bei Predictit wetten darauf, dass die vorab abgegebenen Stimmen, die in vielen der Swing States noch ausgezählt werden müssen, dazu führen werden, dass Biden in Michigan und Wisconsin gewinnt. Der Deutsche Leitindex war mit einem Minus von fast 2 Prozent in den Handel am Mittwoch gestartet, arbeitete sich aber sukzessive hoch und kann mittlerweile sogar zulegen, aktuell um 0,77 Prozent auf über 12.180 Punkte.

Chartanalysen & Artikel des Tages

Unternehmen

  • Die alstria office REIT-AG hat in den ersten neun Monaten Mieteinnahmen von 131,5 Millionen Euro (Vorjahr: 140,5 Millionen Euro), eine operative Ergebnismarge von 63,5 Prozent (Vorjahr: 60,0 Prozent) und ein negatives Periodenergebnis von minus 3,o Millionen Euro, nach einem Gewinn von 302,7 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum verbucht.
  • Die Wähler in Kalifornien haben in einer Volksabstimmung ein Gesetz gekippt, das Fahrern auf Plattformen wie Uber und Lyft den Status von Mitarbeitern zusprach. Die Plattformen behandeln die Fahrer als unabhängige Unternehmer. Die Fahrdienst-Vermittler Uber und Lyft hatten angekündigt, ihren Betrieb in dem Bundesstaat einzustellen oder zumindest einzuschränken, falls das Gesetz in Kraft bleibt.
  • Der südkoreanische Halbleiterhersteller Hynix hat im dritten Quartal einen Gewinnsprung um 11 8 Prozent auf 1,078 Bio. Won erzielt. Der Umsatz kletterte um 19 Prozent auf 8,13 Bio. Won. Die guten Zahlen des Branchenkollegen aus Seoul kommen auch den Aktien von AMD und Intel zugute.
  • Die US-Hotelkette Hilton Worldwide meldete einen Quartalsgewinn von 6 Cent je Aktie, während der Markt einen Verlust von 2 Cent je Aktie erwartet hatte. Die Erlöse lagen jedoch unter den Prognosen der Wall Street. Im Quartal sanken die vergleichbaren Einnahmen pro verfügbarem Zimmer im Vergleich zum Vorjahr um fast 60 Prozent.
  • Die US-Restaurantkette Wendy's übertraf mit einem Quartalsgewinn von 19 Cent je Aktie die Schätzungen leicht. Die weltweiten Erlöse vergleichbarer Restaurants stiegen um 6,7 Prozent und übertrafen damit die Konsensschätzung, die von einem Anstieg von 5,4 Prozent ausgegangen war.
  • Der Autobauer BMW will ab 2025 seine technischen Plattformen auf Elektroautos konzentrieren. „Unser neues Werk in Ungarn spielt hier eine Schlüsselrolle", sagte BMW-Chef Oliver Zipse am Mittwoch. „Dort läuft ab Mitte dieses Jahrzehnts die neue BEV-zentrierte Architektur an." BEV steht für rein batterieelektrische Fahrzeuge. BMW hat die teure Entwicklung einer eigenen rein elektrischen Technik-Plattform ausgesetzt und baut bisher sowohl Batterieautos als auch Plugin-Hybride auf denselben Montagelinien wie Verbrenner. Ab der Mitte des Jahrzehnts soll die Batterie aber im Zentrum der Technik stehen.
  • Die niederländische ING-Bank führt Negativzinsen für hohe Spareinlagen ein. Bei neuen Giro-, Basis- und Tagesgeldkonten gebe es ab Februar 2021 ein Verwahrentgelt von 0,5 Prozent für Guthaben von mehr als 100.000 Euro, hieß es auf der Webseite des Instituts. Die Änderung gelte für Konten, die ab diesem Mittwoch (4.11.) eröffnet werden. Für Bestandskonten ändere sich nichts, betonte ein ING-Sprecher. Geschäftsbanken müssen 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Europäischen Zentralbank parken. Für die Branche bedeutet dies eine Milliardenbelastung.
  • Der Autobauer BMW konnte sich im dritten Quartal weiter aus dem Corona-Tal herausarbeiten. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern lag bei gut 1,92 Mrd. Euro und damit knapp 16 Prozent unter dem Vorjahreswert. Damit traf BMW die Analystenerwartungen. Im zweiten Quartal hatte BMW hier noch ein deutliches Minus veröffentlicht. Die Kernsparte mit dem Automobilbau erreichte eine operative Rendite (Ebit) von 6,7 Prozent und damit 0,1 Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor. Unter dem Strich verdiente BMW 1,82 Mrd. Euro und damit sogar 17 Prozent mehr als vor einem Jahr. Der Umsatz sank nur leicht um 1,4 Prozent auf 26,3 Mrd. Euro.
  • Der Immobilienkonzern Vonovia blickt dank Auslandszukäufen und steigender Mieten in Großstädten weiterhin auf ein robustes Geschäft. Beim Jahresziel für den operativen Gewinn (FFO) will das Unternehmen das obere Ende der prognostizierten Spanne von 1,275 bis 1,325 Mrd. Euro erreichen. Die Aktionäre sollen für 2020 eine Dividende in Höhe von 1,69 Euro je Aktie erhalten - 0,12 Euro mehr als ein Jahr zuvor.
  • Der Modehändler Zalando darf sich eindeutig als Profiteur der Corona-Pandemie betrachten. Weil Kunden immer mehr online bestellen, konnte der Internethändler im dritten Quartal seinen Gewinn vervielfachen und den Umsatz deutlich steigern. Zalando entwickelt sich dabei weiter zu einer Handelsplattform - erst recht angeschoben durch die Pandemie. Neben dem eigenen Handel bietet der Konzern Markenherstellern eine Plattform für ihr Geschäft. Bis 2021 will der Konzern die Zahl der angebundenen Geschäfte verdreifachen. Dabei expandiert Zalando ins Ausland. „Wir investieren auch weiterhin, um unser starkes Wachstum über das Jahr 2020 hinaus voranzutreiben", sagte Finanzchef David Schröder zur Vorlage der endgültigen Quartalszahlen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sprang im dritten Quartal auf 118,2 Mio. Euro nach 6,3 Mio. vor Jahresfrist. Unter dem Strich erwirtschaftete Zalando 58,5 Mio. Gewinn, nachdem ein Jahr zuvor noch ein Verlust von 13,6 Mio. Euro zu Buche gestanden war.
  • Der Flughafenbetreiber Fraport erwartet in diesem Jahr am Frankfurter Flughafen einen Passagierrückgang von über 70 Prozent auf 18 bis 19 Mio. Für 2021 geht er von nur 35 bis 45 Prozent des Passagieraufkommens von 2019 aus. Der Umsatzrückgang in 2020 soll bei 60 Prozent liegen und das Konzern-Ebitda deutlich im negativen Bereich liegen. Unter dem Strich stand im dritten Quartal ein Verlust von 304 Mio. Euro nach einem Gewinn von 222 Mio. Euro ein Jahr zuvor.

Politik & Konjunktur

  • In Michigan ist Joe Biden an Donald Trump im Wahlrennen vorbeigezogen. Das vermelden die ersten US-Nachrichtensender. In den vergangenen Stunden hatte der Präsidenten in Führung gelegen. Der Demokrat liegt nun aber mit 49,2 Prozent der Stimmen in Führung. Der Präsident liegt 6.000 Stimmen hinter ihm. Aber noch muss mehr als jede zehnte Stimme ausgezählt werden. Biden selbst bleibt siegesgewiss Das sagte seine Wahlkampfmanagerin Jen O'Malley Dillon vor Journalisten. „Joe Biden ist auf dem Weg, diese Wahl zu gewinnen und er wird der nächste Präsident der Vereinigten Staaten sein". Die ausstehenden Ergebnisse würden seinen Sieg wohl bis Mittwochnachmittag (Ortszeit) zeigen, ist sie sicher. Es sei wichtig, dass alle Stimmen weiter in Ruhe ausgezählt würden. Biden werde in den noch offenen Bundesstaaten Michigan, Wisconsin und Pennsylvania gewinnen.
  • Der Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management (ISM) für den US-amerikanischen Dienstleistungssektor ist im Oktober im Zuge der wieder anschwellenden Corona-Krise gegenüber dem Vormonat um 1,2 auf 56,6 Punkte zurückgegangen, wie das Institut am Mittwoch mitteilte. Analysten hatten mit einem leichteren Rückgang gerechnet. Der Indikator notiert damit aber weiterhin deutlich über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.
  • Die US-Unternehmen haben im Oktober deutlich weniger Stellen geschaffen als erwartet, wie der Arbeitsmarkt-Dienstleister Automatic Data Processing, ADP, mitteilte. Demnach entstanden gegenüber dem Vormonat nur 365.000 neue Stellen. Analysten hatten dagegen ein Plus von 640.000 Jobs erwartet. Im September waren 753.000 Arbeitsplätze hinzugekommen.
  • Das Defizit in der Handelsbilanz der USA ist im September gesunken. Der Fehlbetrag lag bei 63,86 Mrd. Dollar nach revidiert 67,04 Mrd. im Vormonat, wie das Handelsministerium mitteilte. Volkswirte hatten mit einem Passivsaldo von 63,60 Mrd. Dollar gerechnet.
  • Der slowenische Ministerpräsident Janez Jansa hat US-Präsident Donald Trump zum möglichen Sieg bei der Präsidentschaftswahl gratuliert. „Es ist ziemlich klar, dass das amerikanische Volk Donald Trump und (Vize-Präsident) Mike Pence für weitere vier Jahre gewählt hat", schrieb der Politiker auf Twitter. Verzögerungen und „Faktenleugnungen" seitens der Mainstream-Medien würden den Triumph des US-Präsidenten nur verstärken.
  • Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat auf die vollständige Auszählung aller Stimmen bei der US-Präsidentschaftswahl verwiesen. "Wir sollten alle gemeinsam allerdings darauf bestehen, dass demokratische Wahlen auch komplett stattfinden", sagte Scholz. "Und das heißt, sie sind dann beendet, wenn alle Stimmen ausgezählt werden."
  • In der Eurozone sind die Produzentenpreise im September gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,4 Prozent gefallen, teilte das Statistikamt Eurostat am Mittwoch mit. Im Vormonat hatte die Rate bei minus 2,6 Prozent gelegen. Im Monatsvergleich stiegen die Erzeugerpreise im September um 0,3 Prozent.
  • Trotz erster Ergebnisse aus zahlreichen Bundesstaaten ist der Ausgang der Präsidentschaftswahl in den USA weiter offen. Noch hat keiner der beiden Kandidaten Trump/Biden die erforderliche Anzahl von 270 Wahlleuten erreicht. In vielen Bundesstaaten ist das Rennen zu eng, als dass ein Gewinner ausgerufen werden könnte. Vor allem die Ergebnisse in den sog. Swing States stehen noch aus. Dem Fernsehsender Fox News zufolge konnte der republikanische Amtsinhaber aber die Abstimmung in Florida für sich entscheiden. Trump erklärte kurz nach 8 Uhr MEZ: „Offen gesprochen, wir haben die Wahl gewonnen.“ Und er wolle vor Gericht ziehen, um das jetzt auch bestätigen zu lassen. Trump sprach von einem Erdrutsch-Sieg in Florida und einen Sieg in Pennsylvania - obwohl dort die Stimmen noch nicht ausgezählt sind. „Wir gewinnen auch in Michigan. Ich hab mir die Zahlen angeschaut. Und wir gewinnen auch in Wisconsin - die brauchen wir gar nicht alle.“ Er wiederholte zudem schon eine vor der Wahl geäußerte Unterstellung: „Sie versuchen, die Wahl zu stehlen.“ Trump kündigte am Mittwochmorgen im Weißen Haus an, vor das Oberste US-Gericht zu ziehen, um eine weitere Auszählung der Stimmen zu stoppen. Dies werde er nicht zulassen. Das Team von Präsidentschaftskandidat Joe Biden hat die Aussagen von Amtsinhaber Donald Trump zu einem möglichen Stopp der Stimmauszählungen bei der US-Wahl als "skandalös" und "beispiellos" zurückgewiesen. Die Rechtsexperten des demokratischen Herausforderers seien aber für eine gerichtliche Auseinandersetzung gerüstet, erklärte das Wahlkampfteam von Biden.
  • Die Demokraten werden nach Prognosen der TV-Sender NBC und Fox News die Mehrheit im US-Repräsentantenhaus behalten. Die Demokraten hielten bisher eine Mehrheit von 232 der 435 Sitze in der Kongress-Kammer, die heute neben der Präsidentschaftswahl ebenfalls zur Abstimmung stand. Die Hoffnungen der Demokraten auf eine Mehrheit im Senat haben hingegen einen Rückschlag erlitten: Die republikanische Senatorin Joni Ernst verteidigt wie bereits mehrere ihrer Parteifreunde in anderen Staaten in einem Kopf-an-Kopf-Rennen ihren Sitz. Demnach wird es nach bisherigem Stand mindestens 46 republikanische und 43 demokratische Senatoren geben.
  • Der Austritt der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ist ab dem heutigen Tag wirksam. Die Trump-Administration hatte im Juni 2017 beschlossen, aus dem Pakt auszusteigen. Fristgemäß konnten die USA den Austritt jedoch erst im November 2019 beantragen. Erst nach einem weiteren Jahr tritt die Entscheidung nun in Kraft.

  • Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) per Mittwochmorgen 17.214 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages gemeldet. Am Mittwoch vor einer Woche hatte die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen bei 14.964 gelegen. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg bis Mittwoch um 151 auf insgesamt 10.812. Insgesamt haben sich dem RKI zufolge seit Beginn der Pandemie bundesweit 577.593 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert. Das RKI schätzt, dass rund 371.500 Menschen in Deutschland inzwischen genesen sind.
  • In Frankreich meldeten die Gesundheitsbehörden über 850 neue Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19. Das ist die höchste Zahl seit Mitte April. Innerhalb von 24 Stunden wurden erneut mehr als 400 Tote in den Krankenhäusern gemeldet. Hinzu kommen noch einmal mehr als 400 Todesfälle in Altenheimen und anderen Pflegeeinrichtungen.

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