DAX & EURO STOXX 50 - Gemeinsam an der Klippe
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Erwähnte Instrumente
- FTSE 100Kursstand: 7.244,69 Pkt (TTMzero Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
- FTSE 100 - WKN: 969378 - ISIN: GB0001383545 - Kurs: 7.244,69 Pkt (TTMzero Indikation)
- CAC 40 - WKN: 969400 - ISIN: FR0003500008 - Kurs: 5.991,94 Pkt (Paris)
- DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 12.670,64 Pkt (XETRA)
- EURO STOXX 50 - WKN: 965814 - ISIN: EU0009658145 - Kurs: 3.468,47 Pkt (STOXX)
Die beiden großen europäischen Indizes zeigen in diesem Jahr einen fast identischen Kursverlauf. Nachdem zum Jahresstart beinahe nochmal die Allzeithochs aus dem November erreicht wurden, startete eine Abwärtswelle, die mit dem Beginn des Angriffs auf die Ukraine in einem Kursrutsch mündete. Es folgte eine schwungvolle Erholung und letztlich ein erneuter Test des Jahrestiefs im Juni. Die Käufer konnten die Tiefs verteidigen, die anschließende Erholung ging jedoch nicht mehr ganz so weit nach oben. Jetzt nähern sich beide Indizes erneut den Jahrestiefs und damit einem klaren Triggerbereich: Weiterer Verkaufsdruck könnte zu einer fatalen Kettenreaktion führen. Betrachten wir 4 europäische Indizes im Big Picture.
Druckaufbau oder Bodenbildung?
Der DAX sowie der EURO STOXX 50 und auch das Gros der europäischen Indizes bewegt sich nach wie vor in der Handelsspanne des Crashs von Ende Februar/Anfang März. Der Kurseinbruch wird konsolidiert, die Märkte befinden sich in trendlosen Seitwärtsbewegungen. Die Kursausschläge nehmen dabei ab, womit die Konturen von Dreiecken entstehen.
Beim DAX, beim EURO STOXX 50 sowie beim französischen CAC 40 haben die Handelsspannen horizontale Unterkanten und fallende Oberkanten, womit sie fallende Dreiecke darstellen und klare Triggermarken auf der Unterseite aufweisen. Es stellt sich die Frage: sehen wir hier Bodenbildungen nach dem Crash von Ende Februar/Anfang März oder Fortsetzungsformationen, denen in Kürze ein weiterer Abwärtstrend folgt?
Neutral: Der französische CAC 40 und der britische FTSE 100
Am stärksten im europäischen Vergleich zeigt sich der britische FTSE 100. Hier sehen wir eine steigende Unterkante der Konsolidierungsformation und somit ein leicht nach oben verzogenes symmetrisches Dreieck. Auch notiert er gemessen an den Jahreshochs noch auf deutlich höherem Niveau als die anderen europäischen Indizes und noch weit entfernt von seinen Jahrestiefs.
Dazu wird bislang der EMA200 im Wochenchart als Unterstützungselement bestätigt. Isoliert betrachtet ist an diesem Chartbild wenig bärisch, es ist vielmehr absolut neutral auf hohem Niveau. Solange der EMA200 weiterhin verteidigt werden kann, hätten sogar die Bullen noch Chancen auf einen baldigen Start einer Rallybewegung.
Der Kursverlauf des französischen CAC 40 ähnelt schon mehr dem DAX oder EURO STOXX 50, allerdings wirkt hier noch der EMA200 als Unterstützung. Auch notiert er aktuell noch etwas weiter weg von den Jahrestiefs als die anderen beiden.
Eingeklemmt zwischen den beiden gleitenden Durchschnittslinien EMA200 und EMA50 ist das kurz- und mittelfristige Bild hier absolut neutral zu werten. Erst das nachhaltige Verlassen dieser Handelsspanne zwischen den beiden EMAs würde neue Impulse liefern.
Tendenziell bärisch: DAX 40 und EURO STOXX 50
DAX 40 und EURO STOXX 50 notieren beide unterhalb der gleitenden Durchschnittslinien EMA200 und EMA50 im Wochenchart. Die Jahrestiefs sind in Reichweite und bilden einen Trigger für die Bären. Kommt es zum nachhaltigen Ausbruch unter die Jahrestiefs, könnten Stop-Loss-Wellen losgetreten werden. Ein schwungvoller Kursrutsch könnte dann die Folge sein.
Die nächsten relevanten Unterstützungsmarken können beim DAX bei 11.450 und 10.130 - 10.280 Punkten beziffert werden, beim EURO STOXX 50 liegen sie bei 2.920 und 2.700 - 2.710 Punkten. Entwickelt sich darüber hinaus tatsächlich ein längerer Abwärtstrend, kommen auch die Tiefs des Corona-Crashs wieder auf den Kurszettel.
Wie geht es weiter mit den Aktienmärkten?
Die Indizes der drei größten Volkswirtschaften Europas befinden sich seit dem Frühjahr in Lauerstellung, es dominieren trendlose Seitwärtsbewegungen. Mit Spannung werden ein Ausbrüche aus den Handelsspannen der Dreiecke erwartet, sie könnten neue Trendbewegungen einleiten. Kurz- bis mittelfristig könnte es besonders beim Einbruch auf neue Jahrestiefs ungemütlich werden.
In der längerfristigen Betrachtung stecken die Indizes die unruhige Gemengelage aus explodierender Inflation, steigenden Zinsen, Energiekrise und Krieg in der Ukraine erstaunlich gut weg - bislang. Die in den Charts bärisch eingezeichneten Verlaufsszenarien sind von der klaren Bedingung abhängig, dass die Jahrestiefs nachhaltig unterschritten werden.
Unsichere Zeiten belasten
Kriege erweisen sich meist, so unermesslich schrecklich sie auch für die Menschen und die Weltgemeinschaft sind, wenig belastend für die Aktienmärkte. Wichtig für die Volkswirtschaften Europas wird jedoch sein, dass sich der kriegerische Konflikt in der Ukraine nicht zu einem Flächenbrand und im Worst Case zu einem neuen Weltkrieg entwickeln wird. Daneben strapazieren die explodierenden Energiekosten Menschen und Unternehmen momentan aufs äußerste. Dringend benötigte Entspannung könnte Horrorszenarien noch abwenden.
Längerfristig belastend könnten sich hingegen die Inflation und Zinspolitik auswirken. Damit verbundenen sind schwindende finanzielle Stützung der Aktienmärkte (Quantitative Tightening) sowie Gefahren sinkender Kauf- und Konsumlaune der Menschen, was größere Rezessionen nach sich ziehen könnte. Hier hilft vielleicht auch ein Blick auf die Geschichte und die Entwicklung in den 70er und 80er Jahren. In diesen Zeitraum fällt auch die letzte große Seitwärtsphase an den Aktienmärkten, von 1965 - 1982 bewegte sich der Dow Jones Index in der Summe 17 Jahre lang seitwärts.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Doch die Welt ist schnelllebiger geworden: Technologischer und digitaler Fortschritt beschleunigen wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen enorm. So wäre vorstellbar, dass die drohenden Rezessionen und auch die Zinszyklen der Notenbanken viel schneller ablaufen werden, als wir es vor 40-50 Jahren erlebt haben.
Drücken wir die Daumen, dass die Notenbanken eine kluge Balance finden, dem Inflationsdruck zu begegnen und eine harte Landung der Wirtschaft gut abfedern zu können. Und noch mehr den Politiker der Welt, dass sie vernünftige Entscheidungen treffen und Krieg und Leid schnell beendet werden.
Persönlich glaube ich nicht, dass es zu einer langen Dauerkrise oder sogar Worst-Case-Szenarien kommen wird. Noch habe ich einen ordentlichen Funken Hoffnung in Vernunft, Verstand und Resilienz der Menschen und bleibe optimistisch.
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