Kommentar
22:15 Uhr, 05.08.2019

Geschäftsstimmung im US-Dienstleistungssektor knickt ein - Berkshire Hathaway erleidet Ergebnisrückgang

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  • Chinas Notenbank dementiert Währungsmanipulationen
  • Markit: Talfahrt der Industrie bremst Eurozone-Wachstum
  • China wehrt sich gegen Trumps Zölle
  • Sentix: Abschwung gewinnt an Geschwindigkeit
  • Fronten zwischen Südkorea und Japan verhärten sich
  • ifo Wirtschaftsklima Euroraum nahezu unverändert
  • UK: Brexit-Minister appelliert an EU
  • DE: Wirtschaftsbeziehungen mit Afrika nehmen zu
  • VDMA: Schwaches erstes Halbjahr für Maschinenbauer
  • Scout24: Elliott fordert Verkauf von Autoscout24

DAX & Wall Street

  • Die Aktienmärkte bleiben im Krisenmodus. Der DAX hat zu Beginn der neuen Woche mit weiteren Kursverlusten auf eine Verschärfung des Handelskonflikts zwischen China und den USA reagiert und ist mit einem Minus von 1,80 Prozent und 11.658,51 Punkten aus dem Handel gegangen. Die chinesische Währung Renminbi wertete in der Nacht auf Montag dramatisch gegenüber dem US-Dollar ab und sank auf den tiefsten Stand seit 11 Jahren. Die deutliche Abwertung wird als Reaktion auf die neuen US-Sanktionen gegen China verstanden, die US-Präsident Trump in der vergangenen Woche angekündigt hatte. Auch aktuelle Stimmungsindikatoren sprechen eine deutliche Sprache und verstärken die Angst vor einer weltweiten Rezession. Der sentix Konjunkturindex für den Euroraum ist im August um satte 7,9 Punkte auf -6,9 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit Oktober 2014 gesunken. Für Deutschland sinkt der Gesamtindex sogar auf den tiefsten Stand seit Oktober 2009. „Eine Rezession in Deutschland ist vorprogrammiert", so die Experten des Sentix-Instituts. Der finale IHS Markit Eurozone Composite Index sank im vergangenen Monat gegenüber dem Siebenmonatshoch vom Juni um 0,7 auf 51,5 Punkte und signalisiert damit eine Wachstumsabschwächung in der Eurozone. Während die Geschäfte der Dienstleister trotz leichter Abschwächung weiter recht gut liefen, fiel der sechste Rückgang der Industrieproduktion in Folge so stark aus wie zuletzt im April 2013. Die Investoren suchen nach Anlage-Alternativen und decken sich etwa mit Bitcoin ein. Auch Gold ist gefragt.
  • Die US-Märkte brechen nach der starken Abwertung des chinesischen Yuan und einer sich verschärfenden Rhetorik im Handelsstreit stark ein. Der S&P 500 verliert drei Prozent, der Dow 2,9 Prozent und der Nasdaq 100 sogar 3,6 Prozent. In der letzten Handelsstunde konnten die Indizes dem Abwärtsdrift wieder etwas Paroli bieten, nachdem die unbestätigte Meldung über den Ticker lief, dass Trump nach China reisen wird, um sich dort mit Xi zu treffen.

Chartanalysen des Tages

Unternehmensnachrichten

  • Der Handelskonzern Tesco will in Großbritannien 4.500 Stellen streichen um effizienter zu werden, und sich dem geändertem Einkaufsverhalten anzupassen.
  • Warren Buffett hat mit seiner Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway einen starken Ergebnisrückgang erlitten. Im zweiten Quartal fiel das operative Ergebnis um 11 Prozent auf 6,1 Mrd. Dollar. Das Versicherungsgeschäft rund um den US-Branchenriesen Geico warf weniger Geld ab, zudem machte sich die sich abschwächende US-Konjunktur bemerkbar.
  • Der im Glyphosat-Streit als Schlichter zwischen Bayer und den Klägeranwälten eingesetzte Anwalt Kenneth Feinberg hält einen Vergleich für unausweichlich. „Diese Fälle schreien nach einer vernünftigen außergerichtlichen Lösung", sagte Feinberg der FAZ.
  • Der fusionierte deutsch-amerikanische Gasekonzern Linde (Linde und Praxair) zeigt sich nach einem Gewinnplus im zweiten Quartal zuversichtlicher für das Gesamtjahr. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn je Aktie (EPS) soll 2019 auf 6,95 bis 7,18 Dollar zulegen. Das sei ein Anstieg im Jahresvergleich um 12 bis 16 %. Linde ging zuletzt von einem Plus von 9 bis 13 Prozent aus.
  • Amazon-CEO Jeff Bezos hat in den letzten drei Tagen im Juli über 950.000 Amazon-Papiere im Wert von mehr als 1,8 Mrd. US-Dollar verkauft, wie aus Unterlagen, die bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht hatte, hervorgeht. Zu diesem Zeitraum war eine Aktie des Handelsgiganten etwa 1.900 US-Dollar wert. Nach Abzug der Steuern dürfte der Amazon-Chef damit rund 1,4 Mrd. Dollar erlöst haben, berichtete Forbes.
  • Der Autozulieferer Schaeffler erwägt wegen der globalen Branchenflaute Werksschließungen an Brückentagen. „An mehreren Standorten könnte in der zweiten Jahreshälfte tageweise der Betrieb stillstehen", so eine Unternehmenssprecherin.
  • Der US-Hedgefonds Elliott hat die Aufspaltung des Anzeigen-Portals Scout24 gefordert. In einem offenen Brief an Vorstandschef Tobias Hartmann verlangt Elliott, hinter dem der aggressive Investor Paul Singer steht, einen Verkauf des Portals AutoScout24 und ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm. Damit ließe sich der Aktienkurs weiter kräftig steigern, heißt es in dem Brief: „Wenn Sie die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Hindernisse für die Entfaltung von Scout24 zu beseitigen, gehen wir davon aus, dass der Aktienkurs auf mehr als 65 Euro je Aktie steigen könnte.“ Der Hedgefonds hält 7,5 Prozent an Scout24.
  • Der Finanzinvestor KKR hat die notwendige Schwelle für sein Übernahmeangebot von Axel Springer überschritten. Der Investor habe die nötige Zahl von 20 Prozent der Anteile des Medienkonzerns erreicht, teilte Springer am Montag ohne weitere Nennung von Details mit. Damit sei ein „wichtiges Etappenziel“ erreicht worden, hieß es weiter. In der Nacht zum Samstag war die Übernahmefrist ausgelaufen.
  • Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky hat einen Bericht über eine mögliche Erhöhung des Gebots für den Handelskonzern Metro dementiert. „Spekulationen über eine mögliche Anhebung des gebotenen Preises auf 17 Euro sind nicht korrekt", sagte ein Sprecher des Bieterkonsortiums EPGC um Kretinsky der Nachrichtenagentur dpa-AFX. Bloomberg hatte vor dem Wochenende unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet, dass sich Kretinsky mit zwei Metro-Großaktionären treffen und eine Erhöhung des Gebots von 16 auf 17 Euro erwägen.
  • Der Autozulieferer Stabilus hat seine Umsatzprognose erneut gesenkt, wenn auch nur leicht. Grund ist die schwache Nachfrage aus der Autoindustrie. Vor dem Hintergrund des anhaltend herausfordernden Marktumfelds in der Automobilindustrie aktualisiert Stabilus seinen Ausblick für das Geschäftsjahr 2019 und erwartet nun einen Umsatz zwischen 950 und 960 Millionen Euro", teilte das Unternehmen am Montag mit. Zuvor war Stabiles von einem Umsatz von rund 960 Mio. Euro ausgegangen.

Konjunktur & Politik

  • Der Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management (ISM) für den amerikanischen Dienstleistungssektor fiel im Juli um 1,4 auf 53,7 Zähler, wie das Institut am Montag mitteilte. Das ist der niedrigste Stand seit rund drei Jahren. Volkswirte hatten einen leichten Anstieg des Indikators erwartet.
  • Am Montag rutschte der chinesische Yuan auf den tiefsten Stand seit elfeinhalb Jahren. Erstmals seit 2008 kostete ein Dollar wieder mehr als sieben Yuan. Diese Marke galt unter Experten lange Zeit als Zielmarke, die chinesische Notenbank einhalten sollte. US-Präsident Trump hat die Abwertung der chinesischen Landeswährung als einen „schwerwiegenden Verstoß" bezeichnet. Ein solches Vorgehen werde gemeinhin als „Währungsmanipulation" bezeichnet, so Trump. Zuvor hatte Chinas Notenbank PBoC versichert, die heimische Währung nicht als Mittel im Handelskonflikt zwischen den USA und China einzusetzen.
  • Laut der American Association of Individual Investors (AAII) war der Optimismus der Anleger in der vergangenen Woche auf den höchsten Stand seit drei Monaten geklettert. Der Anteil der Bullen wuchs auf 38,4 Prozent - ein Plus von 6,7 Prozentpunkten im Vergleich zur Vorwoche.
  • Die politische Führung in Peking hat laut Bloomberg ihre Unternehmen dazu aufgerufen, keine Agrargüter mehr aus den USA zu importieren. Die Einfuhren hatte sie vor einiger Zeit als Zugeständnis zugesagt, um den Konflikt etwas zu deeskalieren.
  • Der sentix Konjunkturindex für den Euroraum ist im August um satte 7,9 Punkte auf minus 6,9 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit Oktober 2014 gesunken. „Die angekündigten Maßnahmen der Notenbanken haben nicht dazu geführt, dass die Konjunkturerwartungen drehen“, kommentierte das Sentix-Institut. „Vielmehr reißen Lage und Erwartungswerte förmlich ab“. In Deutschland sinkt der Gesamtindex sogar auf den tiefsten Stand seit Oktober 2009. „Eine Rezession in Deutschland ist vorprogrammiert", so die Experten. Auch in den USA trübten sich die Aussichten ein. Trump habe mit seinen erneuten China-Zöllen nochmals Öl ins Feuer gegossen.
  • Der finale IHS Markit Eurozone Composite Index sank im vergangenen Monat gegenüber dem Siebenmonatshoch vom Juni um 0,7 auf 51,5 Punkte und signalisiert damit eine Wachstumsabschwächung in der Eurozone. Die Vorabschätzung wurde bestätigt. Wie in den Vormonaten überdeckt der Gesamtindex auch diesmal wieder eine deutliche Kluft zwischen den beiden von der Umfrage erfassten Sektoren. Während die Geschäfte der Dienstleister trotz leichter Abschwächung weiter recht gut liefen, fiel der sechste Rückgang der Industrieproduktion in Folge so stark aus wie zuletzt im April 2013. Am deutlichsten spiegelte sich diese Entwicklung in Deutschland wider. Hier wurde die Industrie-Produktion im Berichts monat so rasant zurückgefahren, dass das robuste Wachstum im Servicesektor nahezu vollständig überkompensiert wurde. Insgesamt wuchs die deutsche Wirtschaft laut Markit so langsam wie zuletzt vor über sechs Jahren. Chris Williamson, Chef-Ökonom bei IHS Markit, kommentierte den finalen Eurozone Composite PMI: „Der Servicesektor blieb im Juli eine wichtige Wachstumsstütze im Euroraum. Allerdings sind die Anzeichen dafür, dass er zunehmend vom Abwärtsstrudel der Industrie erfasst wird, nicht mehr von der Hand zu weisen.
  • Im ersten Halbjahr hat der deutsche Maschinenbau neun Prozent weniger Bestellungen eingesammelt als im Vorjahreszeitraum, wie der Branchenverband VDMA am Montag mitteilte. Sowohl im Inland als auch im Ausland hielten sich die Kunden mit Aufträgen zurück. Im Juni sank der Auftragseingang, bereinigt um Preiserhöhungen (real), um 5 Prozent. Es war der sechste Rückgang in Folge seit Jahresbeginn. „Internationale Handelsstreitigkeiten, die Unwägbarkeiten des Brexits und politische Konflikte wie mit dem Iran sorgen für Unsicherheit“, so der VDMA. Konjunkturexperte Olaf Wortmann sprach von einem enttäuschenden ersten Halbjahr: „Unsicherheit ist Gift für das Investitionsklima", sagte er. Zugleich bekommen die Maschinenbauer den tiefgreifenden Wandel ihres größten Kunden - der Autoindustrie - wegen der Elektromobilität zu spüren.
  • Die Europäische Notenbank (EZB) hat vor einer weiteren Zuspitzung der weltweiten Handelskonflikte gewarnt. „Was als Gefahr für den Welthandel gegolten hat, ist in den vergangenen Monaten teilweise Wirklichkeit geworden. Die Gefahr einer weiteren Eskalation der Handelskonflikte besteht weiter“, hieß es von der EZB.
  • Nach Informationen von Bloomberg hat die chinesische Führung die Staatsunternehmen des Landes ermahnt, keine Agrarprodukte aus den USA mehr zu beziehen. Dies sei eine Antwort auf die Androhung neuer Strafzölle durch US-Präsident Trump in der vergangenen Woche. Trump hatte weitere Strafzölle auf faktisch alle chinesische Importe in die USA angekündigt.
  • Der Handelsstreit zwischen Tokio und Seoul eskaliert weiter. Immer mehr Südkoreaner boykottieren japanische Produkte. Einige der großen Handelsketten in Südkorea strichen japanische Produkte aus ihren Rabatt-Angeboten. Schilder in Supermärkten riefen zum Boykott japanischer Waren auf. Zudem versammelten sich laut der „Korea Herald“ vom Montag am Wochenende fast 15.000 Menschen in Seoul, um gegen die Maßnahmen der japanischen Regierung zu protestieren, die Südkorea von der Liste bevorzugter Handelspartner gestrichen hatte.
  • Das ifo Wirtschaftsklima im Euroraum hat sich kaum verändert. Der Indikator des ifo World Economic Survey (WES) ist im dritten Quartal von -6,3 auf -6,7 Punkte geringfügig gesunken. Die Beurteilung der aktuellen Lage hat sich erneut verschlechtert. „Der Konjunktur im Euroraum fehlt es aktuell an Dynamik“, kommentierte ifo Präsident Clemens Fuest. Die Einschätzungen der WES-Experten für Deutschland haben sich wieder eingetrübt. Sowohl die Lage als auch die Erwartungen wurden schlechter beurteilt. In Frankreich sank der Klimaindikator ebenfalls. Dazu trugen ausschließlich pessimistischere Erwartungen bei, während die aktuelle Lage etwas weniger negativ bewertet wurde. In Italien und Spanien wurden sowohl die Lageeinschätzung als auch die Konjunkturerwartungen nach oben korrigiert. Insbesondere in Italien blicken die Experten deutlich weniger pessimistisch auf die kommenden Monate.
  • Der britische Brexit-Minister Stephen Barclay hat an Brüssel appelliert, endlich Änderungen am Abkommen zum EU-Austritt seines Landes zuzulassen. Die „politischen Realitäten" hätten sich seit den Europawahlen im Mai geändert, so Barclay. Mehr als die Hälfte der Abgeordneten sei neu ins EU-Parlament gezogen.
  • Der deutsch-afrikanische Handel ist in den ersten fünf Monaten 2019 um 12,7 % gestiegen. Deutsche Firmen seien sehr an Geschäftsmöglichkeiten auf dem afrikanischen Kontinent interessiert, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben in einem Interview mit er „Rheinischen Post". Jedes zweite Unternehmen will nach Angaben des DIHK sein Engagement in Afrika verstärken.
  • US-Präsident Donald Trump hat am vergangene Freitag auf neue Eskalationen im Handelsstreit mit der EU verzichtet. Anders als befürchtet, kündigte er keine neuen Zölle etwa auf importierte Autos aus der EU an. Stattdessen drehte sich die Stellungnahme des Weissen Hauses um ein neues Abkommen zur Steigerung der Exporte von hormonfreiem Rindfleisch aus den USA in die EU.

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