Analyse
08:00 Uhr, 05.12.2015

DAX - Draghi hat den Amerikanern ein Weihnachtsgeschenk gemacht

Alle Welt war vor dem EZB Leitzinsentscheid massiv short auf den Euro und long in europäischen Aktien positioniert. Taktisch ausgerichteten Marktteilnehmern zeigte Draghi, wo der Hammer hängt ...

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 10.752,10 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 10.752,10 Punkte (XETRA)

Wow, was für ein populistisch-demagogisch angehauchter Titel meines heutigen technischen Kommentars.

Tatsächlich hat die EZB mit ihrer Entscheidung, das QE zeitlich, aber nicht vom monatlichen Volumen her, auszuweiten, es der Federal Reserve unter Janet Yellen leichter gemacht, am 15./16. Dezember endlich den US Leitzins anzuheben. Der Euro stieg am Donnerstag um rund 3 % an, ein echter Short Squeeze. Euro-Leerverkäufer wurden aus ihren Positionen gedrängt. Selbiges geschieht seit Donnerstag auch mit dem Goldpreis. Hier dürften taktische Shortpositionen aufgelöst werden.

Am Donnerstag brach der DAX auf XETRA Basis um rund 3,5 % ein. Auch hier dürften kurzfristig ausgerichtete, taktische Positionierungen aufgelöst worden sein. Welche Gründe es auch immer sein mögen, Draghi ist in Bezug auf die Kommunikation geldpolitischer Maßnahmen von seiner bisherigen Vorgehensweise abgewichen. Nach forcierter verbaler Intervention nahm er dieses Mal eine Frustration des Marktes in Kauf.

Hintergrund könnte unter anderem folgende Beobachtung gewesen sein: Trotz QE in Japan und in der Eurozone, zeigte sich in den zurückliegenden Wochen und Monaten, dass die Finanzmärkte ihren Fokus auf der bevorstehenden US Zinswende haben. Sell Offs am US-amerikanischen Aktienmarkt schlugen gerade auch auf den europäischen Aktienmarkt durch. Das war aus meiner Sicht sehr auffällig. Mich würde es nicht wundern, wenn die BoJ und die EZB in 2016 weitgehend ihre Füße stillhalten und damit den US-Dollar relativ gesehen, nicht weiter stärken. Denn eine zu schnelle, zu drastische US-Dollaraufwertung bringt die US Volkswirtschaft unter Druck (und die Emerging Markets). Und das ist in keinerlei Interesse.

Sie haben sicherlich bemerkt, dass ich auf meinem Guidants Desktop sehr aktiv die Märkte technisch kommentiere und die Leserschaft mit Updates versorge. Es lohnt sich mir zu folgen: Weiterlesen

So habe ich dort gestern Vormittag darauf hingewiesen, dass meine technische Beurteilung des DAX weiter Bestand hat. Kurzfristig war am Donnerstag zwar Panik im Markt, übergeordnet dürfte die Tendenz aber nach oben gerichtet sein. Der Euro-Shortsqueeze dürfte bereits weitgehend durch sein, der von Gold ebenfalls. Die Erholung im DAX dürfte allerdings erheblich steiniger verlaufen, als ursprünglich erwartet.

Von der neuen geldpolitischen Realität profitieren US Aktien, das konnte man am Freitag sehen. Dow Jones, S&? 500 Index, Nasdaq, etc. bereiten frische kurz- bis mittelfristige Ausbruchbewegungen vor.

Anbei als Kopie die DAX Analyse, die nach wie vor Bestand hat.

DAX - Draghi, Donnerstag, EZB Leitzinsentscheid und die Rally!

02. Dezember 2015

Die Europäische Zentralbank (EZB) denkt über Maßnahmen nach, wie sie die Geldpolitik in der Eurozone weiter lockern kann. Bereits für die Sitzung am 3. Dezember wird eine weitere Absenkung der Einlagenzinsen und möglicherweise auch eine Ausweitung des Anleihenkaufprogramms erwartet. Das US-amerikanische Pendant, die Federal Reserve ist am 15./16. Dezember an der Reihe. Die Märkte erwarten mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Zinsschritt.

Die beiden genannten Termine können eine stark erhöhte Volatilität an den Märkten erzeugen. Darauf haben EZB Verantwortliche mehrfach explizit hingewiesen.

Ich bleibe bei meiner DAX Prognose vom 26. Oktober, wonach eine Jahresendrally 2015 und Frühjahrsrally 2016 inklusive eingestreuter Korrekturen (!) möglich sind. Mittelfristige Zielmarken liegen bei 11.800, 12.390 und 13.345 Punkten. Ich betone nochmals den Zusatz "inklusive eingestreuter Korrekturen".

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Im Folgenden die Links zu den drei Jahresendrally-Umfragen, die ich online gestellt hatte. Es gibt genügend Skeptiker und neutrale, an den Seitenlinien stehende Marktteilnehmer, die für eine weitergehende Erholung im DAX sprechen. Gerade die letzte Umfrage zeigte darüberhinaus auf, dass diejenigen, die im Markt positioniert sind, nicht leichtsinnig euphorisch sind.

Zum Thema "Jahresendrally" hatte ich Sie bereits zweimal befragt.

19.11.2015 - Umfrage: DAX - Echter Ausbruch oder Fehlausbruch

17.11.2015 - DAX Jahresendrally-Umfrage - Stimmen Sie bitte ab

30.11.2015 - DAX - Wieviele Milliarden € sind erforderlich, um ...

Einige meiner Kollegen haben in ihren Kommentaren bereits mehrfach Problemfelder erörtert, die sich durch die US-Dollar Aufwertung ergeben. Umwälzungen an den Währungsmärkten haben unter anderem gravierende Auswirkungen auf die Emerging Markets und die Rohstoffpreisentwicklung. Globale Waren- und Kapitalströme führen zu einer immer direkteren Vernetzung und Verzahnung verschiedener Regionen. Wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Emerging Markets verschlechtern, hat dies Auswirkungen auch auf uns. Also auch auf uns DAX Trader. Unter Makro-Gesichtspunkten, - und Makro-Themen bestimmen nun einmal die großen Trends an den Märkten -, gibt es leider Gottes noch genügend schwierige Themen.

Anbei der Kursverlauf des Währungspaars Euro vs. US-Dollar (EUR/USD). Kurzfristig stellt sich in dieser Woche die Frage, was der Markt genau eingepreist hat und wie weit er es bereits eingepreist hat. Seit dem letzten EZB Leitzinsentscheids fällt der Euro fast durchgehend. Die EZB unter Draghi muß nun am Donnerstag liefern ...

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  • Ragazzo
    Ragazzo

    Chronos: Es heißt, die Banken hätten auf einen fallenden Euro gesetzt. Woher hast Du Deine Information?

    11:52 Uhr, 07.12. 2015
  • Ragazzo
    Ragazzo

    Es sollte auch mal untersucht werden, welche Länder denn tatsächlich von einem schwachen Euro profitieren. Spanien z.B. ist keine Exportnation, Griechenland sicher auch nicht. Wer weiß, wieviel Portugal und Italien - gemessen am Bip - exportieren?

    11:06 Uhr, 07.12. 2015
  • Ragazzo
    Ragazzo

    Ja, mir fiel spontan zu Draghis Rückzug ein, dass Draghi den Euro steigen lassen will, damit Yellen die Zinsen anheben kann. Man sollte aber weiter auf Yellens Zwischentöne achten. Kanada ist der größte Handelspartner der USA und rutscht zur Zeit wegen der gesunkenen Rohstoffpreise in die Reszession. Yellen erklärte dazu sinngemäß, dass sie ein Auge darauf habe. Die ersehnte Zinsanhebung in den USA steht auf wackeligen Beinen.

    11:02 Uhr, 07.12. 2015
  • wuwei
    wuwei

    wer so wie GMT noch immer nicht sieht dass Europa wirkliche (und nicht selbstgemachte wie Griechenland ) Probleme hat sollte auch mal beim Fenster raus schauen und nichr nur den chart anschauen. Draghi traute sich nicht mehr das normale volk noch mehr zu verärgern, den das Asylantenthema hetzt die Stimmung immer mehr auf, so dass ein wieteres Bankengeschenk das Fass wohl zum übergehen gebracht hätte.

    Je mehr sie auf steigende Kurse beharren desto eher ist davon auszugehen dass sie sich mit ihrer Meinung verrennen werden.

    16:16 Uhr, 06.12. 2015
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading

    Ex-Goldman Banker Draghi schockt Märkte und ruiniert Goldmans bärische Euro-Prognose ... das nur mal so nebenbei!

    15:25 Uhr, 06.12. 2015
    3 Antworten anzeigen
  • Erdhexe
    Erdhexe

    Hallo an alle,

    schon ewig nichts mehr hier geschrieben, :-) doch ich möchte mal von einer ganz anderen Richtung kommen und behaupten, dass Draghi keineswegs befangen war, sondern ein ganz ausgebuffter Stratege ist. Ob er nun mit Yellen in Kontakt war, sei mal dahingestellt. Doch ich denke mir, dass er einfach nur abwarten will, wie Yellen nun tatsächlich agieren wird und, sollte sie die Zinsanhebung einleiten, wo der Euro dann genau stehen wird. Erst dann kann er beurteilen, wie und in wie weit er das QE noch weiter ausweiten wird. Auch wenn er sich einen schwächeren Euro wünscht, wäre ein zu stark zu schnell fallender Euro keineswegs von Vorteil, denn alles was zu extrem vonstatten geht, wirkt sich negativ aus. Meine Meinung ist, dass er die Ausweitung des Volumens nur kurzfristig auf Eis gelegt hat. Kann gut sein, dass er damit im Januar alle überrraschen wird, denn dann weiß er einfach mehr. Ich persönlich finde das sogar sehr vernünftig, denn jetzt hat er immer noch die Möglichkeit, weiter auszuweiten und zwar so, dass es besser paßt, als wenn er jetzt schon sein Pulver verschossen hätte, mit eher (noch) unabsehbare(re)n Ausmaßen. Ein Tag später in New York hat er ja auch genau das angedeutet:

    “...no particular limit to how we can deploy any of our tools...”

    Einen schönen 2. Advent!

    12:29 Uhr, 06.12. 2015
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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