Analyse
13:30 Uhr, 18.01.2018

DAX – Der Kampf um die mittelfristige Richtung

In einem schmalen Preisband oszilliert der DAX seit Tagen seitwärts. Die Jahresanfangsrally scheint verpufft, doch der langfristige Anstieg noch längst nicht am Ende seines Potenzials angekommen. In dieser Pattsituation im kurzfristigen Niemandsland bietet sich der Blick in die größeren Zeitebenen an.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 13.230,84 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 13.230,84 Pkt (XETRA)

Nachdem der DAX im Juni 2017 mit 12.951 Punkten ein neues Rekordhoch ausgebildet hatte, kam es zu einer flaggenförmigen Korrektur des vorherigen Aufwärtstrends, die von den Bullen Ende August an der Unterstützung bei 11.920 Punkten gestoppt wurde. Anschließend zog der Index in einer massiven Aufwärtsbewegung über die Oberseite der Flagge und überschritt im Oktober die alte Rekordmarke. Gleichzeitig wurde dadurch die wichtige mittelfristige Aufwärtstrendlinie wieder zurückerobert (im Chart schwarz dargestellt), um die der Index in den letzten Tagen oszilliert. In der Spitze führte die Kaufwelle bis 13.525 Punkte. Doch direkt nach diesem neuen Höchststand setzte ein Abwärtsimpuls ein, der unter eine steile Aufwärtstrendlinie und die Unterstützung bei 12.951 Punkten führte.

Zwar konnte sich der Index im November im Bereich von 12.850 Punkten stabilisieren, doch folgte ausgehend von 13.209 Punkten ein weiterer Einbruch. In dessen Verlauf brach der DAX auch unter das Novembertief ein, konnte sich jedoch ausgehend von 12.800 Punkten wieder deutlich erholen. Diesmal führte die Gegenbewegung bis 13.338 Punkte und wurde wiederum von einer heftigen Abwärtsbewegung abgelöst, die den bis 12.745 Punkte drückte. Damit war ein tiefer Rücklauf an eine im Dezember überschrittene Abwärtstrendlinie vollzogen und die Bullen nutzten die Gunst der Stunde zu einem weiteren exorbitanten Konter. Dieser geradlinige Kaufimpuls trieb den Index in den ersten Tagen des neuen Jahres bis 13.425 Punkte an. Zuletzt setzte eine leichte Korrektur ein, die den Anstieg bislang noch nicht in Frage stellt.

DAX-Der-Kampf-um-die-mittelfristige-Richtung-Chartanalyse-Thomas-May-GodmodeTrader.de-1

Gefangen im "expanding triangle"

Allerdings zeichnet sich durch diesen extrem volatilen Verlauf ein sogenanntes umgekehrtes Dreieck ab (im Chart blau hinterlegt). Bei dieser Formation vergrössert sich die Amplitude der einzelnen Teilbewegungen zueinander, während sich die Handelsspanne bei einem regulären Dreieck schrittweise verkleinert bzw. zuspitzt. Nach dem Kursrutsch im November könnte sich der DAX ausgehend vom Tief bei 12.847 Punkten in einem ausweitenden Dreieck befinden (in der Elliott Wave-Sprache "expanding triangle"). Diese fünfteilige Bewegung hat zudem korrektiven Charakter, d.h. sie verbindet zwei in die gleiche Richtung verlaufende Trendbewegungen und würde implizieren, dass der DAX nach Abschluß der Korrekturformation einen weiteren Abwärtsimpuls durchziehen würde. Die Bewegung, die auf ein Expanding Triangle folgt, verläuft in der Regel sehr steil und dynamisch. Mindestens so steil, wie der Anstieg seit dem 02.01., nur eben in Abwärtsrichtung als Fortsetzung der Verkaufswelle nach dem Allzeithoch.

Diese immer heftiger werdende Kursachterbahn könnte also eine sehr seltene Form der Korrektur des Abverkaufs nach dem neuen Rekordhoch darstellen. Ihr Endpunkt ist entweder mit dem Hoch vom 09. Januar bereits erreicht oder wird erst mit einem weiteren Anstieg an die Dreiecksoberseite im Bereich von 13.450 Punkten markiert. Aktiviert wäre die Formation dagegen mit einem Bruch der 13.000 Punkte-Marke. Auf der Basis der These, dass das Hoch am 9. Januar schon erreicht wurde lassen sich folgende Kursziele ableiten: 13.006 (61,8 % der Abwärtsbewegung im November), 12.915 (75 % der Amplitude des Dreiecks), 12.747 (100 % der Abwärtsbewegung im November), 12.575 Punkte (125 % der Amplitude des Dreiecks) und 12.487 Punkte (138,2 % der Abwärtsbewegung im November). Bei einem weiteren Anstieg müssten diese Ziele entsprechend nach oben angepasst werden.

Unter 13.000 Punkten wird es düster

Übergeordnet befindet sich der DAX somit in einer mittelfristigen Entscheidungsphase, die den weiteren Verlauf des neuen Jahres und ggf. auch die folgenden Jahre prägen könnte. Die Volatilität der letzten Wochen unterstreicht, dass sich beide Marktteilnehmerseiten aktuell im Clinch um die langfristige Richtung befinden. Kurzfristig könnte der DAX noch bis 13.000 Punkte korrigieren, ohne dass der Aufwärtstrend seit Anfang Januar gefährdet wäre. Dort müssen die Bullen - ganz unabhängig von der Dreiecksformation- jedoch aktiv werden, da ein Bruch der Marke ein starkes Verkaufssignal nach sich ziehen würde.

In der Folge käme es zunächst zu Verlusten bis 12.745 Punkte. Dort verläuft auch die zentrale mittelfristige Aufwärtstrendlinie, die einen solchen Kurseinbruch kurzfristig aufhalten könnte. Zugleich wäre damit eines der Ziele der Abwärtsbewegung seit dem Rekordhoch erreicht. Die Chancen auf eine zwischengeschaltete Erholung sind dort hoch.

Doch im Anschluss an eine solche Gegenbewegung dürfte dieser Kreuzunterstützungsbereich wieder unter Beschuß geraten und bei einem Bruch ein übergeordnetes Verkaufssignal aktiviert werden. Anschließend dürfte der DAX bis 12.575 bzw. 12.488 Punkte fallen. Sollte dieser Bereich nicht für eine Bodenbildung genutzt werden, stünden weitere Abgaben bis 12.390 und 12.350 Punkte auf der Agenda. Gleichzeitig wäre damit allerdings auch das 61,8 %-Retracementlevel des gesamten Anstiegs von 11.868 Punkten (August 2017) bis zum Allzeithoch gebrochen und so ein weitreichendes Verkaufssignal generiert, das für eine langfristige Topbildung und eine übergeordnete Korrektur mit Idealzielen bei 11.908 und 10.913 Punkten sprechen würde.

Und wenn der Aufwärtstrend unser Friend ist?

Gelingt es den Bullen dagegen, mit einem Anstieg über 13.338 Punkte die Korrektur der letzten Tage zu beenden, wartet bei 13.425 Punkten nochmals eine wichtige Hürde, die es auf dem Weg zum Allzeithoch zu überwinden gilt. Knapp darüber verläuft auch die Oberseite des Dreiecks, die einen Anstieg abbremsen sollte. Auch dort könnten die Bären zuschlagen. Letztenendes muss sogar ein Anstieg über das Allzeithoch und ein Anstieg über 13.557 Punkte abgewartet werden, um auch auf einer größeren Zeitebene von einem erfolgreichen Ausbruch aus der Seitwärtsrange der letzten Wochen sprechen zu können. Denn ein Anstieg, der "nur" bis 13.557 Punkte führt, ehe der Index wieder nach unten abdreht, würde lediglich die 61,8 %-Extension des steilen Anstiegs von Anfang Januar abarbeiten. Erst darüber kann davon ausgegangen werden, dass ein neuer starker Trend eingesetzt ist. In diesem Fall sollte der DAX allerdings direkt bis 13.690 und 13.762 Punkte ansteigen. Oberhalb von 13.762 Punkten läge das nächste charttechnische Ziel bei 13.817 und mittelfristig bei 14.076 Punkten.

DAX Chartanalyse (Tageschart)
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    L&S

Besuchen Sie mich auch auf Guidants und erhalten Sie weitere Analysen zu Edelmetallen, Rohstoffen und den großen Indizes.

Lesen Sie hier, wie Sie mir und anderen Guidants-Experten folgen können.

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

6 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • LargFelderkarl
    LargFelderkarl

    Hallo Herr May,

    besten Dank für die Antwort. Ich habe z.B. bei Hr. Tidjen jetzte eine etwas andere EW-Analyse gesehen. Aber trotzdem "Ja", Sie haben Recht, was/wer ist schon Mainstream. Ich wollte damit nur ausdrücken, dass es eine für meinen Kosmos bis dahin etwas alternative Sicht der Dinge ist/war.

    Gehe ich dann Recht, dass wenn a=c, ein tieferes Tief als 12750 im Rahmen der Gesamtkorrektur (ich hatte damit den von mir beschr. Anstieg zum ATH ab Ende August gemeint) nicht mehr eintreten sollte?

    Ich bin jetzt wirklich gespannt, wie sich der Dax an der oberen Begrenzung der oberen E-Triangle-Linie verhält. Normalerweise müsste man dann ja erst einmal mit einem Short in die neue Woche starten...?!?

    Ihnen ein schönes Wochenende und nochmals besten Dank - VG https://www.wikifolio.com/de/d...

    09:44 Uhr, 20.01. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • Ridicule
    Ridicule

    Sehr gute Analyse, zu der ich hinzufügen möchte, dass ohne einen schwächeren EURUSD der DAX bestenfalls auf dem Niveau verharrt (mit Risiko nach unten). Sollte allerdings der USD endlich mal wieder Stärke gewinnen (die gestiegenen Zinsen in USA sind gänzlich an ihm vorbei gegangen), dann wird auch der DAX Beine bekommen.

    19:12 Uhr, 18.01. 2018
  • LargFelderkarl
    LargFelderkarl

    Hallo Herr May,

    vielen Dank für die schöne Analyse, die sich aus meiner Sicht erfrischend vom Mainstream der aktuellen Meinungen abhebt.

    Mich würde sehr interessieren, zu welcher Anstiegsphase Sie das beschriebene "Expanding Triangle" als korrigierend zuordnen würden (geht es um den Ende August/Anfang September begonnen ca. 2 monatigen Anstieg)?
    Dann würde ich die zeitliche Ausprägung der Korrektur jeodch mittlerweile als etwas überreif empfinden - was meinen Sie?

    @Super-Hobel: Herr May liefert eine Erklärung/Theorie dazu, wann das Ende des von Ihnen beschriebenen Abverkauf-Verhaltens eingeläutet sein könnte. Ich weiß nicht auf welcher Basis Ihre Trading-Strategie so fußt, aber ich halte das für durchaus wertvoll.

    Viele Grüße - https://www.wikifolio.com/de/d...

    16:49 Uhr, 18.01. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • Super-Hobel
    Super-Hobel

    Ich brauche da jetzt keine hochwiss. Analysen für um zu sehen, dass der Dax seit Monaten grottenschwach unterwegs ist und jeder Peak direkt wieder abverkauft wird.

    15:59 Uhr, 18.01. 2018

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas May
Thomas May
Experte für Fibonacci-Analyse

Thomas May entdeckte Ende der 1990er Jahre die Leidenschaft für die Börse. Zu Beginn fundamental orientiert, war er bald von der Charttechnischen Analyse begeistert und befasste sich intensiv mit klassischer Charttechnik, Elliott Wellen, Fibonacci- und Zyklenanalyse. Seit 2010 im Team der stock3 AG war er von 2012 bis 2016 Chefredakteur von GodmodeTrader.de, ist Autor der DVDs „Charttechnik für Einsteiger“ und „Fibonacci-Trading“, Mitherausgeber des ersten Teils von „Das große GodmodeTrader-Handbuch“ sowie einer der Autoren im zweiten Teil der Buchserie. Auf stock3 liegt sein Schwerpunkt auf charttechnischen Edelmetall-, Aktien- und Indexanalysen. Auf dem stock3 Terminal betreut der leidenschaftliche Swing-Trader seinen eigenen Desktop für Chartanalysen und Trading-Setups.

Mehr über Thomas May
  • Fibonacci-Analyse
  • Swing- und Positions-Trading
Mehr Experten