Kommentar
10:37 Uhr, 10.09.2007

DAX - Das konnte ja keiner wissen!?

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  • DAX
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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Schweizer Banker gelten ja gemeinhin als besonders seriös, verschwiegen und zuweilen auch gut informiert. Ob man das einem im Ausland tätigen schweizer Banker auch nachsagen kann, will ich nicht bewerten. Wir erinnern uns alle noch an einen Erdnussvergleichenden Vorstandschef, der Kreditanlagen von mittelständigen Unternehmen zumindest unsensibel bewertete. Von dem gleichen Institut hört man nun, dass bei der US-Kreditkrise in seinem Hause „alles halb so wild“ sei. Hoffen wir mal, dass dieser schweizer Banker so seriös und gut informiert ist und am Ende nicht lieber geschwiegen hätte. Es kommt ja nicht selten vor, dass auch ein Vorstandschef nicht alles weiß und als Erklärung für seine Aussagen heranzieht, dass man das, so wie es jetzt gekommen ist, nicht hätte wissen können oder gar vorhersehen können. Nicht vorhersehen konnte man auch die neu geschaffenen Arbeitsplätze in den USA. Anstatt 100.000 erwarteter neuer Stellen wurden 4.000 Stellen abgebaut. Konnte man das wirklich nicht vorher sehen? Sicher eine solche Zahl richtig zu schätzen ist nicht so einfach. Nach dem was in den letzten Wochen und Monaten in der Wirtschaft in den USA passiert ist, dürfte das aber nicht so ganz überrascht haben. Blauäugig, wer wirklich glaubte, dass eine tragende Säule der wirtschaftlichen Entwicklung in den USA ins Wanken gerät und dies keine Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft hat. Früher haben wir doch auch auf den Absatz der wichtigen Säule Automobile geschaut. Der Amerikaner kauft nun mal Häuser, vielleicht nicht in dem Umfang wie Autos, aber sicher häufiger als der Europäer. Warum sollte eine Krise in diesem Sektor auf diese Branche begrenzt bleiben. Nein, wer kein Geld mehr zur Begleichung seiner Zinsen hat, der hat auch kein Geld mehr für Konsum. Und wenn nicht mehr konsumiert wird, fallen Arbeitsplätze weg. So einfach kann manchmal Wirtschaft sein. So einfach ist es aber nicht zu beheben, auch wenn uns (wie ich letzte Woche berichtet habe) Notenbanker und Staatschefs etwas anderes erzählen. Rezession ist in aller Munde. Noch vor wenigen Wochen traute sich kaum einer, dieses böse Wort zu nennen. Inzwischen haben viele erkannt, dass die Lage schlimmer ist, als es zunächst befürchtet wurde. Und das passt dann auch wieder zur Charttechnik. Dabei sah es während der Woche noch so gut aus. In den Gängen meines Institutes schallte es mir höhnisch entgegen: „Na Marquardt, hast Du dieses Mal Unrecht gehabt? Ist doch alles wieder in Butter, die Märkte beruhigen sich und gehen wieder nach oben. Die Notenbanker sagen es doch auch, was soll denn da noch passieren.“ Noch einmal von dieser Seite: Mir wäre es auch lieber, wenn die Märkte zur Tagesordnung übergingen und der Spuk endlich vorbei wäre. Und ich habe ganz sicher nicht immer Recht! Aber die Börse ist nun einmal kein Wunschkonzert. Wir haben immerhin etliche Jahre Hausse hinter uns. Die Bäume wachsen nun einmal nicht in den Himmel. Besonders nicht, wenn Sorglosigkeit und Euphorie die Oberhand gewonnen haben. So habe ich in den letzten Wochen immer davor gewarnt, dass die aktuelle Erholung nicht von großen Umsätzen begleitet war. Natürlich kann ich auch nicht in die Zukunft blicken. Es ist weiterhin möglich, dass sich die Märkte stabilisieren und noch einmal den Bereich von 8.000 testen. Für sehr wahrscheinlich halte ich dieses Szenario aber nicht. Dafür ist inzwischen zuviel Porzellan zerschlagen worden. Bereits am Donnerstag hat sich abgezeichnet dass die Marktteilnehmer wieder nervös werden. So zog Gold, in letzter Zeit nicht mehr so stark im Fokus, deutlich an und markierte einen Ausbruch aus dem monatelangen Seitwärtstrend. Am Freitag rutschte der DAX dann kräftig nach unten und strafte spätestens jetzt all diejenigen Lügen, die in der Konsolidierung eine umgekehrte Kopf-Schulter-Formation sehen wollten und das Ende es Abwärtstrends propagierten. Es bleibt dabei, die Marke von 7.040 bleibt in den nächsten Wochen das Maß der Dinge. Ob diese Marke halten wird, werden wir in den kommenden Wochen an dieser Stelle diskutieren.

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Bis dahin bleiben Sie am Ball und sichern Sie Ihr Vermögen.

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Bis zur nächsten Woche

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Ihr Martin Marquardt

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Anmerkung der Redaktion: Bei dem Namen "Martin Marquardt" handelt es sich um ein Pseudonym. Unter diesem Pseudonym schreibt ein charttechnischer Analyst eines größeren Bankhauses, der anonym bleiben möchte.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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