Kommentar
00:00 Uhr, 17.03.2009

Daten zu den 30er Jahren

Wie schlimm wird die aktuelle Depression? Diese Frage beschäftigt viele Menschen. Bekommen wir eine „Große Depression“ wie in den 30er Jahren, oder wird es vielleicht noch schlimmer und wir erleben eine „Größere Depression“ (Greater Depression)? Darüber wird gerade viel diskutiert und publiziert.

Überall werden Vergleiche mit 1930 gezogen, aber kaum jemand geht auf die Fakten ein. Deshalb möchte ich wesentliche Daten aus den USA 1929-33 wiedergeben, damit der Leser eine Vorstellung hat, wie die Entwicklung damals war und wohin heute die Reise gehen könnte. Parallelen sind jedenfalls zu entdecken.

Ich möchte mich nicht in eine Diskussion hinsichtlich der Gründe, die zur Depression geführt haben, verstricken, denn hier gibt es verschiedenste Sichtweisen. Auch möchte ich dem Leser ersparen, was Regierungen und Zentralbanken in der jetzigen Situation tun sollten und was nicht. Und zwar aus folgendem Grund:

Der jetzt ablaufende Prozess ist nicht mehr aufzuhalten und der Systemcrash ist nicht mehr vermeidbar!

Aber gehen wir jetzt in die USA er 30er Jahre.

Die Entwicklung:

Die Produktion in den USA ist von August 1929 bis März 1933 um mehr als die Hälfte geschrumpft. Das Bruttosozialprodukt ging in diesem Zeitraum ebenfalls um fast 50 % zurück.

BSP-Index

1929 104,4

1930 91,1

1931 76,3

1932 58,5

Am härtesten traf es die Investitionsgüterindustrie, dort war ein Rückgang von 77 % zu verzeichnen, während die Konsumgüterproduktion um 30 % schrumpfte. Den heftigsten Rückgang sieht man bei den Baugenehmigungen. Diese ging um 94 %!! zurück.

Dies hatte natürlich auch Auswirkungen auf die Beschäftigung. Bei der Investitionsgüterindustrie schätzte man den Rückgang von 10 Mio. auf 4 Mio. Beschäftigte, während die Zahlen bei den Konsumgüterindustrie die Beschäftigtenzahlen vergleichsweise stabil blieben (Rückgang nur von 15 auf 13 Mio.)

Wenn es so schlimm wie damals kommt, wird es viel dramatischer als die meisten Ökonomen prognostizieren! Eine „Greater Depression“ möchte ich mir gar nicht vorstellen …

Viele glauben, dass die Verantwortlichen in den 30er Jahren nichts getan haben, um die Depression zu bekämpfen und „Laissez-faire“ regiert hat. Diese Ansicht ist definitiv falsch.

Die Aktivitäten der FED:

Die FED hat nach dem Börsencrash im Oktober 1929 die Banken mit einer für damals extrem hohen Liquiditätsspritze von über US$ 300 Mio. (hier sieht man die Inflation der letzten Jahrzehnte sehr deutlich!) in einer Woche versorgt.

Als zweite Notmaßnahme hat man den Diskontsatz drastisch gesenkt. Dieser wurde Mitte November 1929 von 6 % auf 4,5 % gesenkt. Danach war man weiterhin nicht untätig. Bis zum Februar 1930 wurde der Diskontsatz auf 2 % reduziert und die Liquidität im System weiter erhöht.

Mitte 1931 war der Diskontsatz bei 1,5 % angekommen und die FED hat weiterhin Inflation produziert, welche aber schon damals einigen zu wenig war.

Im Prinzip wurden ähnliche Methoden wie heute angewendet. Heute ist man noch „kreativer“ als damals (Bailouts, Quantiative easening, …). Nützen wird es aber auch nichts.

Die Aktivitäten der Regierung:

Diese Freunde waren natürlich auch nicht untätig und haben die Budgets erhöht und kräftig investiert.

So wurde z.B. im Juli 1930 ein gigantisches Investitionsprogramm über US$ 915 Mio. beschlossen, was unter anderem zum Bau des Hoover Damms geführt hat.

Die Staatsausgaben: -einnahmen: Budgetüberschuss/defizit

(in US$ Mrd. inkl. Staatsfirmen)

1929: 4,1 5,2 +1,1

1930: 4,2 4,4 +0,2

1931: 5,5 3,4 -2,1

1932: 4,4 3,0 -1,4

Man sieht hier das gewaltige Konjunkturpaket in 1931und was hat es gebracht? Nüsse! Nichts! Null! Haben wir jetzt nicht wieder beschlossene Konjunkturpakete und Forderungen nach neuen? Was wird es diesmal bringen?

Nach dem gewaltigen Defizit aus 1931 wurden drastischen Steuererhöhungen im Dezember 1931 beschlossen. Denn irgendwann muss auch die Rechnung bezahlt werden. Damals wurden Einkommens-, Grund- und Umsatzsteuern und auch die Postgebühren hinaufgesetzt. Das Budgetdefizit war damit aber auch nicht zu bekämpfen.

Das waren die Zeiten von Präsident Hoover. Präsident Roosevelt folgte im März 1933 und mit ihm kam der berühmte „New Deal“. Aber bereits Hoover hat einen gewaltigen New Deal durchgeführt.

1930 hat die Regierung Kurzarbeitsmodelle gefördert und es kam zu keinen Rückgängen hinsichtlich des Stundenlohnes. Dies war aber nur einige Zeit aufrecht zu erhalten und im Endeffekt lag die Arbeitslosenrate bei knapp 25 %.

Die Wochenarbeitszeit ging im Schnitt über 48 Stunden ging auf unter 32 Stunden bis Mitte 1932 zurück. Dadurch gingen die Einkommen um über 40 % zurück.

Bei uns versucht man es auch noch mit Kurzarbeit, was aber nichts nützen wird. Es wird zu einem dramatischen Anstieg der Arbeitslosenzahlen kommen. In den USA gehen derzeit Monat für Monat 500.000 – 600.000 Jobs verloren. Machen wir uns in Europa hier noch auf einiges gefasst...

Banking Holidays:

Das ist eine Maßnahme, die 2009 (noch) nicht ergriffen wurde. Da es diesmal auch wieder so kommen könnte, möchte ich den Ablauf in den USA hier aber kurz skizzieren.

Nevada begann damit schon im Oktober 1932, New Orleans folgte im Februar 1933, aber so richtig los ging es mit 8-tägigen Bankferien, die in Michigan am 14.2.1933 beschlossen wurden. Indiana, Maryland, Cleveland, Ohio, Pennsylvania und Delaware folgten ebenfalls noch im Februar.

Ab dem 4.3.1933 hatten alle Staaten „Banking Holidays“ eingeführt und mit der Amtsübernahme von Präsident Roosevelt ging es erst so richtig los. Es wurden sämtliche Banken von 6-13 März 1933 geschlossen und manche haben sogar noch länger dichtgemacht. (Bitte überlegen Sie sich, ob Sie nicht doch ihre Bargeldreserven erhöhen wollen!)

Quelle:

Die oben angeführten Daten stammen aus dem 1963 erschienenen Buch „America’s Great Depression“ (andere Ausgabe als abgebildet) von Murray N. Rothbard (verstorben 1995), einem der führenden Ökonomen der Österreichischen Schule.

Heute gehören dieser Schule wenige Ökonomen an, der bekannteste ist aus meiner Sicht Thorsten Polleit von Barclays Capital, den ich in früheren Artikeln erwähnt habe. In der Edelmetall- und Rohstoffszene sind aber einige der bekanntesten Namen wie Marc Faber, Jim Rogers und David Morgan dieser Schule nahestehend oder bekennen sich offen dazu.

Gott sei Dank gibt es in Wien mit dem „Institut für Wertewirtschaft“ (www.wertewirtschaft.org) eine Gruppe von engagierten Menschen, die diese Schule einer breiteren Öffentlichkeit wieder zugänglich machen möchte. Weiter so!

Conclusio:

Wenn ich die Maßnahmen aus den 30er Jahren mit den heutigen Maßnahmen vergleiche, sehe ich einige Parallelen, wobei man diesmal gewillt ist, noch extremere Maßnahmen zu setzen. Jedoch werden diese Maßnahmen heute ebenso wie damals nicht den gewünschten Erfolg bringen, denn man bekämpft maximal die Symptome aber nicht die wirklichen Ursachen des Problems.

Beim Lesen des Buches habe ich mich öfters gefragt, wo wir im Vergleich zu den 30er Jahren uns derzeit befinden. Aus meiner Sicht ist die aktuelle Situation am ehesten mit dem Ende 1930/Anfang 1931 zu vergleichen. Wir haben noch vieles vor uns.

Wer das nicht glauben will, dem kann ich folgendes Zitat vom IFO-Chef Sinn von gestern 12.3.09 anbieten:

„Deutschland folge der US-Konjunktur mit einer Verzögerung von etwa eineinhalb Jahren, sagte Sinn der "Financial Times Deutschland". "Wir werden frühestens im Winter 2010 da sein, wo die USA im letzten Herbst waren - die Arbeitslosigkeit wird dramatisch steigen."

Wer Zahlen zu den Jahren nach 1933 hat, bitte ich um Übermittlung. Ebenso bin ich dankbar für Buchempfehlungen über die Depression in den USA nach 1933, oder Europa im generellen.

Ich möchte meinen Artikel mit den Schlussworten von Murray N. Rothbard aus America’s Great Depression beenden (und somit gehe ich doch in die Spekulationen des Buches ein):

“What was the trouble? Economic theory demonstrates that only governmental inflation can generate a boom-and-bust cycle, and that the depression will be prolonged and aggravated by inflationist and other interventionary measures. In contrast to the myth of laissez-faire, we have shown in this book how government intervention generated the unsound boom of the 1920’s, and how Hoover’s new departure aggravated the Great Depression by massive measures of interference. The guilt for the Great Depression must, at long last, be lifted from the shoulders of the free market economy, and placed where it properly belongs; at the doors of politicians, bureaucrats, and the mass of “enlightened” economists. And in any other depression, past or future, the story will be the same.”

Sie können mich unter der E-Mail-Adresse a.mostfee@gmx.at erreichen.

Haftungsausschluss:

Dieser Artikel wurde zur Information der Leser zum besseren Verständnis der Materie verfasst. Die dargelegten Argumente spiegeln die Meinung des Autors wider und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich möchte mit diesem Artikel keine professionelle Dienstleistung erbringen. Für eine professionelle Beratung sollten Sie sich an einen professionellen Berater wenden.

Die Daten dieses Artikels stammen aus dem oben angeführten Buch und ich übernehme keine Verantwortung hinsichtlich der Richtigkeit und Vollständigkeit.

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