Das war die Biotechwoche - W46
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Wochen Wrap Up aus dem Biotech Experten
Flashback - W46 - 11.11.2002 bis 15.11.2002
Nasdaq Biotech: 08.11.02: 520,24; 15.11.02: 530,68; (+2,0%)
Amex Biotech: 08.11.02: 348,70; 15.10.02: 353,79; (+1,5%)
Nemax Biotech: 08.11.02: 30,18; 15.10.02: 30,22; (+0,1%)
Einen müden Handel bescherte der Veterans Day am Montag den US-Börsen, der Pharmaindex, der in der vergangenen Woche auf Grund des Wahlsieges der Republikaner um 5% zugelegt hatte, verlor am Montag mit 1,7% wieder einen Teil davon. Noch am Freitag hatten optimistische Analystenkonferenzen von Eli Lilly und AstraZeneca für einen Anstieg der Indizes sowie der Einzelwerte gesorgt, am Montag befand sich aber gerade AstraZeneca mit einem Verlust von 3% auf dem absteigenden Ast. Mitschuld am Abstieg von AstraZeneca war mit Sicherheit das kalifornische Unternehmen Impax Laboratories, das am Montag als drittes Unternehmen die Genehmigung der FDA zur Vermarktung von generischem Prilosec, AstraZenecas Blockbustermedikament, erhielt. Damit gibt es nun also bereits drei Hersteller von generischem Prilosec, die AstraZenenca Marktanteile streitig machen könnten. Bisher hat jedoch wegen einer Patentklage nur ein Hersteller, das Unternehmen KuDCo, die Möglichkeit das Produkt auf den US-Markt zu bringen und wie KuDCo verlauten ließ, will man dies trotz der angedrohten Berufungsklage von AstraZenca noch bis zum Jahresende tun. Zwar erhielt auch Impax die FDA Zulassung nur in Abhängigkeit des Ausgangs des Patentstreites, aber die Wahrscheinlichkeit dass AstraZeneca diesen tatsächlich gewinnt, wird angesichts der sich häufenden Zulassungen immer unwahrscheinlicher. Gewinnmitnahmen sah man bei Eli Lilly, das nach Bestätigung der Gewinnprognosen für 2002 am Freitag stark angezogen hatte und zum Wochenauftakt mit 9% wieder einen großen Teil der Gewinne abgeben musste. Die Biotechindizes schauten den dritten Tag in Folge düster drein, der Amex Biotechindex fiel um 1,3%, der Nasdaq Biotechindex gab mit 2,2% noch mehr seines Wertes ab. Damit ist es dem Amex Biotechindex also wieder nicht gelungen die 350 Punkte-Marke nachhaltig zu knacken, am Montag lag er mit 344,06 Zählern wieder deutlich darunter. Dennoch gab es auch Gewinner zu verzeichnen, so konnte Amgen wegen einer Aufstufung von CIBC World Markets auf "outperformer" 6% höher aus dem Handel gehen. Analyst Matt Geller bescheinigte Amgen sowohl für das vierte Quartal als auch für das gesamte kommende Jahr optimistische Verkaufszahlen für das neue Medikament Aranesp. Mit 51% plus konnte auch das in Deutschland relativ unbekannte Unternehmen Variagenics dem allgemeinen Abwärtstrend entkommen. Grund für den Optimismus der Anleger, die Fusion mit dem ebenfalls kleineren Biotechunternehmen Hyseq, das jedoch nach dieser Meldung um 20% gen Süden schlitterte. Unter den vielen Verlierern befanden sich neben Abgenix (-4,1%) auch Corixa (-4,6%), ImmunoGen (-8,4%) und Immunex (-13,1%). Keine Ausnahme machte mit minus 2,6% der Branchenindex des NM. Angeführt wurde die Verliererliste am Montag von GPC Biotech und Biotissue mit einem Minus von je 6,9%. Morphosys schaffte es wegen einer Meilensteinzahlung von Centocor mit 3,4% in den grünen Bereich. Trotz eines Umsatzwachstums von 12% in den ersten neun Monaten des Jahres 2002 gehörte die November AG mit einem Abschlag von rund 2%, wie auch Co.don (-12,7%) und Macropore (-12,4%), zu den Indexverlierern.
Angeheizt durch den deutschen Pharmariesen Bayer, der auf einer Pressekonferenz angekündigt hatte explizit auf der Suche nach einem aussichtsreichen Partner für das Pharmageschäft zu sein, konnte der Pharmaindex den Dienstag erneut positiv beenden. Ebenfalls im grünen Bereich die US-Biotechindizes, die mit Gewinnen von 1,4% (Amex Biotechindex) und 1,5% (Nasdaq Biotechindex) den Handelstag beschlossen. Positive Äußerungen des Kinetics Medical Fund Portfolio Managers Paul Abel bezüglich des Portfolios sowie der Strategie bei Novartis, Medimmune und seinen Pharmapartner Wyeth, sorgten für Aktiengewinne bei den entsprechenden Unternehmen. Die US-gelisteten Novartis Aktien zogen um fast 2% an, Medimmune legte 1,4% zu und Wyeth verabschiedete sich mit einem Plus von 1,9% vom Handel. Vor allem die im nächsten Jahr anstehende Zulassung des Medimmune/Wyeth Gemeinschaftsproduktes FluMist stimme positiv und lasse auf einen Umsatzschub hoffen, meinte Paul Abel. Die US-gelisteten Papiere der Bayer AG gehörten mit einem dicken Plus von 6% zu den Tagesgewinnern, doch nicht der deutlich erhöhte Konzerngewinn, der von 183 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 656 Millionen Euro klettern konnte, und der um 8% gestiegene Umsatz waren für den Kursanstieg verantwortlich, vielmehr sorgte die Mitteilung man werde bei einer möglichen Partnerschaft nicht mehr auf die Kontrolle der Mehrheit bestehen, für positive Überraschung unter den Anlegern. Einer unbestätigten Aussage von Bloomberg zufolge, wollen die Ankläger der Regierung im Falle des Insiderhandels des ehemaligen ImClone CEOs Sam Waksal eine höhere Strafe fordern, als die für dieses Vergehen empfohlenen sieben bis neun Jahre. Was eine negative Nachricht für Samual Waksal sein dürfte, wurde von der Börse positiv interpretiert, das Papier von ImClone kletterte am Dienstag um ganze 8,6% und gehörte damit zu den größten Tagesgewinnern. Auch der Biotechindex des Neuen Marktes zeigte sich mit einem dicken Plus von 4,4% wieder einmal von seiner besseren Seite. Für den Aufschwung sorgten vor allem GPC Biotech (+14,4%), Evotec (+9,5%), Medigene (+8,2%) sowie das Indexschwergewicht Qiagen, dass mit einem Plus von 7,3% einen Teil der Montagsverluste wieder ausbügeln konnte. GPC Biotech schreibt zwar weiterhin rote Zahlen, setzt jedoch positive Akzente. Der operative Verlust in Q3 lag trotz gestiegener Forschungsausgaben mit 7,6 Mio. nur knapp unter dem Verlust der Vorjahresperiode was sichtlich positiv aufgenommen wurde.
Das US-Justizministerium ließ am Mittwoch die Angst im Pharmasektor umgehen und sorgte für kräftige Abgaben bei einzelnen Unternehmen wie auch im Pharmaindex selbst, der letztendlich 1,8% leichter aus dem Handel ging. Unter den größten Verlierern auch das im Dow Industrial gelistete Schwergewicht Merck & Co., das wegen der formellen Ankündigung des US-Justizministeriums sämtliche Vermarktungs- und Verkaufsaktivitäten des Unternehmen zu untersuchen 4% seines Aktienwertes abgeben musste. Zwar war die Untersuchung bereits im März angekündigt worden, dennoch sorgte sie am Mittwoch für erneut negative Stimmung unter den Anlegern der Pharmabranche. Auch Schering-Plough verlor 4% nachdem das Unternehmen bekannt gegeben hatte zwei weitere gerichtliche Vorladungen im Zusammenhang mit der behördlichen Überprüfung seiner Vermarktungs- und Verkaufsstrategien erhalten zu haben. Auch unbeteiligte Unternehmen wie z.B. Pfizer wurden von der miesen Stimmung mit nach unter gerissen. Doch während Pfizer mit 3% eher moderat verlor, lag Bristol-Myers, das erst kürzlich zugeben musste, dass sich nicht nur die US-Börsenaufsicht (SEC) sondern auch der Staatsanwalt für die Geschäftspraktiken des Unternehmens interessiert, mit 7% im negativen Terrain. Auch der US-Biotechsektor schwächelte am Mittwoch leicht, der Amex Biotechindex ging mit 0,7% leicht ins Minus und auch der Nasdaq Biotechindex wurde um 1% seines Wertes erleichtert. Auf der Gewinnerseite stand hingegen OraPharma, nachdem sich einer Meldung zufolge Healthcare-Riese Johnson & Johnson für die Übernahme des Pharmahersteller für eine Summe von 85 Millionen Dollar oder $7,41 je Aktie entschlossen hat. Sollte der Deal von den Aufsichtsbehörden abgesegnet werden, könnten sich Anleger über eine Prämie von mehr als 63 Prozent freuen. Alleine am Mittwoch sprang die Aktie knapp 60 Prozent ins Plus. Mit gemischten Gefühlen scheinen die Investoren dem Deal gegenüber zu stehen, J&J verließ den Handel deshalb mit einem kleinen Minus von 0,2%. Unter den Verlierern im Biotechsektor stach besonders Ligand mit einem Minus von 27% hervor, das wegen magerer Verkaufszahlen seines Schmerzmittels Avinza das anvisierte Umsatzziel für das Jahr 2002 höchstwahrscheinlich nicht erreichen wird. Ebenfalls 8% im Minus Incyte Genomics, das nicht nur enttäuschende Ertragszahlen für das dritte Quartal meldete, sondern auch noch 37 Prozent seiner Belegschaftsabbau abbauen will. Zwar schaffte es der Biotechindex des NM zum Handelsschluss doch noch sich von den Tiefstständen deutlich zu entfernen, dennoch blieb ein Minus von 0,8%. Vor allem Lion (-7,1%), Morphosys (-5,8%) und Medigene (-5,5%) sorgten für Unmut unter den Anlegern. Medigene verlor vor allem wegen des für 2002 deutlich höher als ursprünglich prognostizierten Verlustes, an dem das kurz vor der Zulassung stehend Prostatakrebsmedikament Leuprogel nicht ganz unschuldig ist. Bis jetzt konnte Medigene nämlich leider noch keinen finanzkräftigen Vermarktungspartner für Leuprogel finden, was die für dieses Jahr bereits fest eingeplanten Umsätze zunichte machte und viele Medigene Aktionäre das Handtuch werfen ließ.
Icos war am Donnerstag unter den Gewinnern der Branche, die zum Wochenende hin wieder einmal deutlich zulegen konnte. Mit Zuschlägen von 3,3% im Amex Biotechindex und 4,2% im Nasdaq Biotechindex profitierten nicht nur die Biotechindizes sondern auch der gesamte restliche Markt von den endlich wieder einmal erfreulichen US-Konjunkturdaten. Die am Donnerstag veröffentlichten Einzelhandelsdaten waren nämlich besser als erwartet ausgefallen und ermutigten die Investoren zum Kauf, was auch Icos zugute kam. Doch der eigentliche Grund für die 17% Zuschlag auf den Aktienkurs von Icos war wie meist in solchen Fällen Cialis, das Präparat gegen Potenzstörungen konnte sich nämlich über die Zulassung in Europa freuen und wird wohl auch Icos einen immensen Wachstumsschub bescheren. Auch Vermarktungspartner Eli Lilly bekam die bevorstehenden Umsätze mit einem Plus von 3% bereits deutlich zu spüren. Keine negativen Auswirkungen hatte die Cialis-Zulassung auf den größten Konkurrenten Pfizer, die gute Stimmung an den Börsen gewährte auch dem Viagra-Hersteller noch ein Plus von 1,4%. Viele fragten sich am Donnerstag warum wohl Imclone mit plus 24% so deutlich auf der Gewinnerseite lag, doch keiner fand eine logische Antwort auf diese Frage und selbst Anfragen bei Imclone selbst blieben erst einmal unbeantwortet. Doch wie immer versuchten Spekulationen eine einleuchtende Erklärung zu finden, so gehen Gerüchte davon aus, dass eine Übernahme von Imclone durch Bristol-Myers kurz bevorstehen könnte. Ein Sprecher von Bristol-Myers verneinte die Übernahmespekulation allerdings erst einmal. Völlig ausgeschlossen wäre ein solcher Deal allerdings nicht, zwar geht es Bristol-Myers gegenwärtig auch nicht gerade gut, doch angesichts der Tatsache, das der ehemalige Blockbuster Erbitux, wie bereits im Oktober bekannt gegeben, nun mit rasender Geschwindigkeit weiterentwickelt werden soll, wäre es nur allzu logisch, wenn sich Bristol-Myers die Gesamtumsätze am Krebsmedikament sichern würde. Die Bristol-Myers Aktie reagierte auf jeden Fall prompt auf die Spekulation und verlor bis zum Handelsende etwa 2%. Die deutschen Märkte reagierten auf die guten US-Vorgaben, so zeigten sich auch die Investoren der Biotechbranche wieder etwas optimistischer und ließen den Index um 0,7% anziehen. Mit zweistelligen Zuwächsen präsentierten sich die Unternehmen GPC Biotech (+11,2%), das bereits am Dienstag mit seinen Zahlen positive Akzente gesetzt hatte, und CyBio mit einem ordentlichen Plus von 10,7%. Zweistellig im roten Bereich dagegen Morphosys, dass die Anleger mit seinen Restrukturierungsmaßnahmen wo eher verschreckt hat als für sich zu gewinnen. Das Minus lag zum Handelsschluß bei 10,3%. Und auch Evotec scheinen die Anleger nicht mehr allzu viel zuzutrauen, den trotz eines gestiegenen Umsatzes und eines um 80% verringerten operativen Verlustes in den abgelaufenen neuen Monaten lag die Aktie mit 1,4% im negativen Terrain.
Nach glänzenden Gewinnen am Donnerstag waren am Freitag wieder rote Vorzeichen in der Überzahl. Auslöser für das Minus von 1,2% im Amex Biotechindex bzw. 0,5% im Nasdaq Biotechindex, waren Bedenken von Analysten, der Sektor könnte in den kommenden Monaten eine nur mäßige Performance zeigen. Den Grund für diese Einschätzung sieht Michael King, Analyst der Banc of America Securities in der Tatsache begründet, dass der Amex Biotechindex seit seinem Jahrestief am 11. Juli satte 30% zulegen konnte und nun wohl erst einmal eine Konsolidierung angesagt wäre. Dies ist zwar nicht die Meinung aller Analysten, reichte aber wegen der wieder einmal eher negativen Konjunkturdaten aus, die Indizes gen Süden zu schicken. So sorgte die Industrieproduktion, die im Oktober mit einem Minus von 0,8% deutlich schwächer als erwartet ausfiel, für Unbehagen, ebenso ein schlechtes Zeichen die gegenüber dem Vormonat um 0,5% gestiegenen Lagerbestände. Einziger Hoffnungsschimmer, das Verbrauchervertrauen der University of Michigan erholte sich im Oktober deutlich. Besonders unter Analyst King zu leiden hatten die Werte Cephalon und Gilead, die beide von "Buy" auf "Market Perform" abgestuft wurden und danach 5% sowie 4% ihres Aktienwertes verloren. Als Grund nannte der Analyst die in den letzten Wochen sehr gute Performance der beiden Werte, eine wie mir scheint recht unwissenschaftliche und eher fragwürdige Begründung für eine Abstufung. Auch ImClone verlor mit 12% wieder einen Großteil der jüngsten Zuwächse auf Grund eines ausgeweiteten Verlustes in Q3, der durch die gestiegenen Umsätze leider nicht ausgeglichen werden konnte. Mit 0,5% schaffte der Amex Pharmaindex den Sprung in die Pluszone. Im Vorfeld einer Präsentation wichtiger Studiendaten auf dem Treffen der American Heart Association in Chigaco, das am Samstag begann und bis Mittwoch dieser Woche dauern wird, konnte Alexion Pharmaceuticals 0,2% zulegen, während CV Therapeutics mit 0,2% im Minus lag. Obwohl die Erzeugerpreise in Euroland in ihrer Kernrate nur um 0,5% zulegten, somit also keine Inflationsgefahr droht, schloss sich der Biotechindex des NM seinen US-Pendants an und ging mit einem Minus von 1,5% ins Wochenende. Unter den vielen Minuszeichen konnte man lediglich 5 Pluszeichen ausmachen, darunter Genescan (+3,5%), November (+2,8%) und Co.don, das sich wegen guter Nachrichten um 1% verteuerte. So verringerte sich in den vergangenen neun Monaten der Verlust bei Co.don von 4,3 Mio. Euro auf nur noch 3,3 Mio. Euro, während der Umsatz um 27% gesteigert werden konnte. Zweite gute Nachricht bei Co.don, eine strategische Partnerschaft mit Emissary, Inc., einem US-Dienstleister in den Bereichen klinische Forschung und Zulassung, womit das Unternehmen die Zulassungen seiner zellbasierten Therapeutika zur Regeneration von humanen Geweben in den USA beschleunigen will, hieß es von Unternehmensseite.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.