Das jüngste Maßnahmen-Paket ist die Chance zur nachhaltigen Wende
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Externe Quelle : Unicredit
Die Europäer haben einen glaubwürdigen Plan zur Stabilisierung des Bankensektors vorgelegt. Die europäischen Staats- und Regierungschefs haben am Wochenende weitreichende Pläne zur Stabilisierung des Bankensektors bekannt gegeben. Die Maßnahmen konzentrieren sich (zumindest in der Umsetzung in Deutschland und Frankreich) auf die Passiv-Seite der Bankbilanzen und helfen bei den zentralen Problemen Rekapitalisierung und Refinanzierung. Neben der Struktur sind der substanzielle Umfang der Maßnahmen sowie das schnelle Gesetzgebungsverfahren positiv. Von dem Maßnahmen-Paket gehen klare und starke vertrauensbildende Signale aus. Das Aktienmarktumfeld wird stabilisiert.
Der Plan markiert die Wende an den Aktienmärkten. Kurzfristig kann natürlich auch das beschlossene Maßnahmen- Paket nicht verhindern, dass die Konjunkturzahlen schlecht ausfallen werden und dass die gerade beginnende Q3 Berichtssaison viele schlechte Nachrichten mit sich bringen wird. Die Kombination aus seit September deutlich gefallenen Aktienkursen, einem hohen Grad an Pessimismus und jetzt diesem überzeugenden Maßnahmen-Paket macht das Chance/Risiko-Verhältnis für Aktienengagements attraktiv. Wir sehen gute Chancen, das die Maßnahmen in der Lage sind genug Optimismus unter den Investoren zu generieren, dass sie bereit sind, jetzt stärker auf die Chance zur mittelfristigen Verbesserung zu setzen und die kommenden schlechten Nachrichten somit ein geringeres Gewicht bekommen. Zu dem Zeitpunkt als die Amerikaner ihren Bail-Out-Plan erstmals vorgelegt haben war dies nicht der Fall (damals: andere Struktur des Plans und deutlich höhere Aktienkurse).
Die amerikanische Regierung verschiebt den Schwerpunkt ihres Bail-Out-Plans hin zu einer Rekapitalisierung des Bankensystems. Gemäß Presseberichten wird die US Regierung den neun größten US-Banken Eigenkapital in Höhe von USD 125 Mrd. zuführen und mit einer gleichen Summe eine Reihe weiterer Finanzinstitute unterstützen. Außerdem wollen sie für drei Jahre neue Emissionen von Bankanleihen garantieren (Senior Unsecured Debt). Die Änderung des Bail-Out-Plans hin zu Eigenkapitalunterstützungen werten wir als sehr positiv.
Die Gewinnschätzungen für 2009 werden weiter sinken. Vor dem Hintergrund sinkender Auftrageingänge und Industrieproduktion erwarten wir für die Q3 Berichtssaison per saldo einen negativen News-Flow. Die Gewinnschätzungen für 2009 dürften als Ergebnis deutlich reduziert werden. Allerdings: Ein Großteil der kommenden negativen Revisionen der Gewinnschätzungen ist in den Aktienkursen bereits enthalten. Während die Gewinnschätzungen für den Euro STOXX 50 seit Jahresanfang bislang um weniger als 10% gesunken sind, ist der Index in der Spitze um rund 45% gesunken. Der Aktienkurse sind der Gewinnentwicklung schon deutlich voraus gelaufen.
Strategie: Aktien kaufen! In den vergangenen Monaten lautete unsere Kernbotschaft: „defensive Strategie“ und "Kapitalerhalt hat Priorität". Dies haben wir am Montag geändert. Wir empfehlen Aktien zum ersten Mal in diesem Jahr unter strategischen Gesichtspunkten zum Kauf und stufen sie von „untergewichten“ auf „übergewichten“. Bis Jahresende und darüber hinaus sollten sich die Aktienmärkte im Trend erholen. Dies wird sich vermutlich unter sehr starken Schwankungen vollziehen und der Aktienmarkt kann dabei bis in die Bereiche um 5800 Punkte beim DAX und 3000 Punkten beim Euro STOXX 50 vorstoßen. Jahresendziele in diesem Umfeld zu nennen ist aufgrund des kurzen verbleibenden Zeitraums und der extremen Volatilität eigentlich unmöglich. Unsere Jahresendziele lauten 2850 Punkte für den Euro STOXX 50 und 5500 Punkte für den DAX und sind als Anlaufmarken zu verstehen um die sich die Kurse bewegen sollten. Wichtiger als der numerische Wert ist die Botschaft, die sich aus Indexziel und Handlungsempfehlung ergibt: Bis Jahresende erwarten wir eine deutliche Erholung und zwischenzeitliche Rückschläge – die natürlich kommen werden – stellen ab jetzt Chancen dar.
2009: Wie geht es weiter? Die Kreditkrise ist natürlich nicht beendet sondern nur "eingedämmt". Die mögliche weitere Entwicklung lässt sich grob in zwei Szenarien skizzieren. Wir sind mit den aktuellen Änderungen für Szenario (1) positioniert und haben Szenario (2) als Risiko im Auge:
Szenario (1): Die Maßnahmen zeigen in den kommenden Wochen sukzessive Wirkung und die Interbanken- Geldmarktsätze normalisieren sich. Die negativen Effekte auf die Kreditvergabe bleiben begrenzt. Die Konjunktur schwächt sich ab, aber die Aktienmärkte haben das Schlimmste bereits eingepreist und setzen ihre Erholung schrittweise fort.
Szenario (2): Nach einer Phase der Stabilisierung (siehe oben) schlagen die negativen Faktoren einer eingeschränkten Kreditvergabe stärker und nachhaltiger als erwartet auf das Wachstum durch. In diesem Szenario würden die Aktienmärkte zu einem späteren Zeitpunkt nochmals deutlich in Mitleidenschaft gezogen. In diesem Szenario könnten auch mögliche negative Nebenwirkungen der US-Maßnahmen (Einfluss auf das US-Zinsniveau, Inflation und Wechselkurs) das Aktienmarktumfeld zu einem späteren Zeitpunkt eintrüben.
Fazit: Mit Blick auf die kommenden Monate Aktien kaufen!
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