Kommentar
08:07 Uhr, 25.01.2019

Das ist das größte Problem unserer Zeit!

Zwei Probleme streiten sich um den ersten Platz. Eines erhält große Aufmerksamkeit, das andere so gut wie keine. Dabei ist es genau dieses Problem, das unsere Aufmerksamkeit am meisten verdient.

Wenn etwas in diesen Tagen viel Aufmerksamkeit erhält, dann ist es der Klimawandel. Es wird demonstriert, Gesetze werden verabschiedet, nicht enden wollende Konferenzen abgehalten und Milliarden hin und her geschoben. Es geschieht etwas. Ob das am Ende reicht, wird sich zeigen. Die Diskussion gewinnt allerdings zweifelsohne an Dynamik.

Lange Zeit war zwar allen klar, dass sich das Klima so schnell ändert wie lange nicht, doch ein Gefühl der Dringlichkeit gab es nicht. Das ist jetzt anders. Es bricht geradezu eine Welle von Hyperaktivität aus. Will man den Trend tatsächlich umkehren bzw. stoppen, ist das auch notwendig.

Die gleiche Dringlichkeit ist auch an anderer Stelle gefragt. Nur, es ist davon weit und breit nichts zu erkennen. Dabei befinden wir uns heute an einem Punkt, der in der Vergangenheit zu einer großen Umwälzung geführt hat.

In den USA und vielen anderen Ländern ist die Ungleichheit heute wieder so groß wie zuletzt Ende der 1920er Jahre. In den USA gehört den obersten 1 % fast die Hälfte des gesamten Vermögens. Da sie mehr als 20 % aller Einkommen auf sich vereinen, ist das kaum ein Wunder (siehe Grafik).


So extreme Ungleichheit kann auf Dauer nicht gut gehen. Große Umwälzungen und Revolutionen haben für gewöhnlich eine Gemeinsamkeit: Ungleichheit. Politiker schwärmen zwar davon, dass sie das Problem erkannt haben, aber es ändert sich nichts, seit vielen Jahren. Die Zeit läuft uns aber davon.

Frankreich ist ein gutes Beispiel. Trotz diverser Geldgeschenke des Präsidenten bleibt die Situation aufgeheizt. Ein paar Wahlgeschenke sind nicht mehr genug, um die Lage zu beruhigen. Der Trend ist auch breiter, als es Frankreich vermuten lässt.

In vielen europäischen Ländern gewinnen die Ränder des politischen Spektrums dazu. Das geschieht nicht, wenn es allen gut geht. Makroökonomisch läuft es in vielen Ländern sehr ordentlich, auch in Deutschland. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig und die Wirtschaft wächst. Das ändert jedoch wenig daran, dass immer weniger Menschen immer mehr haben. Oder umgekehrt: dass immer mehr Menschen immer weniger haben.

Das schürt ein Gefühl der Ungerechtigkeit und auch der Hilflosigkeit. Es ist kein Zufall, dass wir global einen Trend zu den Extremen sehen oder einfach Persönlichkeiten, die dieses Problem auf eine bestimmte Art und Weise ansprechen. In den USA versprach Trump mehr Kohleabbau und Zölle. Das weckt nostalgische Gefühle an bessere Zeiten. Das zieht.

So einfach lässt sich das Problem freilich nicht lösen. Friedlich wurde das Problem bisher noch nie gelöst. So kommt es, dass wir immer tiefer in die Sackgasse geraten. Wenn das so weitergeht, haben wir noch vor dem Untergang der ersten Insel wegen des Klimawandels eine globale Revolution.

Clemens Schmale

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49 Kommentare

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  • Dragoslav
    Dragoslav

    Wenn Sie es nicht interessiert, dass man Ihnen im übertragenen Sinne seit hundertfünfzig Jahren auf den Sack geht, ist das Ihr gutes Recht. Vielleicht interessiert es andere ja vielleicht.

    18:37 Uhr, 25.01.2019
  • wizardmw
    wizardmw

    wen interessiert das??? Das ist genau so gewollt.....Es geht doch alles nur noch um Wachstum und steigende Aktienkurse - davon profitiert doch genau dieses Klientel...

    18:33 Uhr, 25.01.2019
  • Dragoslav
    Dragoslav

    Und die Amerikaner waren zwar in den letzten hundert Jahren sehr aktiv dabei. Man sollte jedoch was dieses Thema angeht, nach Großbritannien schauen. Die machen das schon mindestens doppelt so lange. Primär gegen Russland und Deutschland

    18:18 Uhr, 25.01.2019
  • Frankey
    Frankey

    Guter bzw. wichtiger Beitrag:

    die großen/globalen Probleme müssen viel stärker angesprochen und wiederholt werden.

    Wir stehen vor besonderen Herausforderungen...

    Wir spielen hier eigentlich weltweit Monopoly. Eine immer weiter voranschreitende Verdichtung von Kapital, sowohl im gewerblichen als auch im privaten Bereich.

    Eine Frage, auf die mir noch keiner antworten konnte:

    wo soll der stetig steigende Umsatz und Gewinn (für Firmen) herkommen, wenn immer mehr Menschen durch Automatisierung/Digitalisierung/Künstlicher-Intelligenz arbeitslos werden, weniger verdienen, und somit weniger konsumieren können?

    13:37 Uhr, 25.01.2019
  • feloh
    feloh

    Aus Probleme machen wir einfach Chancen!!

    Keine CO2 neutrale Kernkraft, Kohleausstieg, Flatterstrom aus Wind und Sonne sowie Elektrifizierung der Mobilität wird zur Folge haben dass wir andere Sachen in grossen Mengen "verheizen" müssen.

    Einfach das richtige tun und später kassieren.

    Zu Luthers Zeiten war es ja auch besser die Ablässe zu verkaufen als diese zu erwerben.

    Gruss

    13:27 Uhr, 25.01.2019
  • petervonbremen
    petervonbremen

    Klasse Diskussion. Aber weiterhin Aktien von Nestle, Bayer und Konsorten ins Depot packen, den SUV aus der Garage holen und zum Shoppen neuer Mode in die Innenstadt damit. - Nicht alle Politiker sind per se dumm, ganz und gar nicht. Sie sind aber in den meisten Bereichen schlicht ungebildet (die merken das aber nicht). - Daher muss halt jeder selbst etwas machen. Die Macht der Bürger/der Verbraucher ist im Prinzip grenzenlos. Nur werden wir halt bewusst belogen und betrogen und gegeneinander aufgehetzt. - Die Vernunft ist vielen Menschen nicht mit in die Wiege gelegt worden, insbesondere denen, die angeblich so erfolgreich sind, weil sie das kapitalistische System bis zum Erbrechen ausnutzen und korrumpieren. - Ich habe für solche Menschen, die weder mit der Natur noch mit ihren Mitmenschen respektvoll umgehen, nur Verachtung, abgrundtiefe Verachtung.

    11:40 Uhr, 25.01.2019
    1 Antwort anzeigen
  • wolp
    wolp

    Sehr lesenswerter Artikel, vielen Dank. Leider werden die Konsequenzen aus den aufgezeigten Risiken nicht gezogen. Verharmlosung und Populismus gehen einher.

    10:38 Uhr, 25.01.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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