Kommentar
12:30 Uhr, 13.01.2012

Das Hü oder Hott beim Ölpreis ist die Stunde der Spekulanten

Erwähnte Instrumente

  • StayHigh-Optionsschein auf B
    Aktueller Kursstand:  
    VerkaufenKaufen

So schnell ändern sich die Zeiten. Bewegte sich Rohöl über viele Monate bei Brent in einer Preisspanne zwischen 100 und 120 US-Dollar pro Barrel und gehörte damit eher zu den unspektakulären Rohstoffen, so handelt es sich laut Zertifikateexperte Kemal Bagci von der RBS seit kurzem dabei sogar um die größte Optionswette am gesamten Rohstoffmarkt. Doch was ist passiert? Nach der Wiederaufnahme des iranischen Nuklearprogramms und zuletzt groß angelegter militärischer Manöver im Persischen Golf mehren sich die Anzeichen für Sanktionen des Westens gegen das widerspenstige Land. Dabei steht zu befürchten, dass der Iran als Vergeltungsmaßnahme die für Öllieferungen wichtige Straße von Hormus ganz schließen und damit etwa ein Fünftel der täglich geförderten weltweiten Ölproduktion an der Durchfahrt hindern könnte. Marktteilnehmer würden sich deshalb laut Bagci am Terminmarkt schon massiv mit Calls jenseits der 150 US-Dollar absichern. Auch wenn zunächst kein faktischer Mangel entstehen würde, wäre zumindest der psychologische Effekt enorm, so die Begründung. Der Energieexperte Leonardo Maugeri ging deshalb gegenüber der FAZ im Falle einer solchen Eskalation von Ölpreisen bis zu 200 US-Dollar aus, der iranische Außenminister sprach sogar von 250 US-Dollar. Die Lage an den Terminmärkten passt allerdings so gar nicht zu der tatsächlichen Nachfragesituation, die durch die sich abzeichnenden rezessiven Tendenzen infolge der Euroschuldenkrise eher auf nachgebende Ölnotierungen hindeutet. Bleiben exogene Schocks also aus, könnten sich die Befürchtungen also schnell wieder legen.

Investoren, die eher spekulativ unterwegs sind, könnten sich vor diesem Hintergrund einen sogenannten StayHigh-Optionsschein der Société Générale etwas näher ansehen. Dabei handelt es sich um ein digitales Produkt, bei dem es nur zwei mögliche Tilgungsszenarien gibt. Entweder die Spekulation geht voll auf und der Basiswert, der Brent Future notiert bis zum finalen Bewertungstag dem 9. März 2012 über dem Knock-Out-Level von 88 US-Dollar. In diesem Fall wird bei Fälligkeit ein Betrag von zehn Euro glatt ausgezahlt. Gelingt das nicht und kommt es auch nur einmal zu einer Schwellenberührung, ist der Totalverlust des eingesetzten Kapitals die unabänderliche Folge. Aus steuerlichen Gründen beträgt die „Rückzahlung“ in diesem Fall 0,001 Euro. Etwas dazwischen gibt es nicht und ein Irrtum kann hier ganz schön teuer werden. Investoren sollten sich also genau überlegen, ob sie Kursrücksetzer bei Brent von 22,29 Prozent oder mehr in den nächsten zwei Monaten für möglich halten, oder nicht. Wer den Einstieg wagt, kann momentan eine satte Rendite von 10,01 Prozent erzielen, die auf annualisierter Basis einem Wert von über 68 Prozent entsprechen würde.

Investoren, die auf die iranischen Drohgebärden wenig geben und auch eine weitere Eskalation ausschließen, stattdessen aber eher von einem Rezessions-Szenario mit wieder nachgebenden Ölpreisen ausgehen, könnten auch die Gegenposition einnehmen und zu einem StayLow-Produkt greifen. In diesem Fall müssten sie statt einer unter dem aktuellen Kurs fixierten Knock-Out-Barriere eine „Alles-oder-nichts-Marke“ oberhalb davon beachten. Bei einem entsprechenden Produkt der Franzosen mit den gleichen Fälligkeitsdaten wurde die Schwelle bei 136 US-Dollar festgelegt. Sollte diese Schwelle zu keinem Zeitpunkt in den nächsten zwei Monaten erreicht bzw. überschritten werden, so wäre dem Spekulanten der Rückzahlungsbetrag in Höhe von zehn Euro sicher. Im anderen Falle würde es sofort zum Totalverlust kommen. Da der Sicherheitspuffer hier nur knapp 21 Prozent beträgt, ergibt sich bei der Short-Variante eine mit 11,23 Prozent bzw. 78,74 Prozent p.a. etwas höhere Renditechance.

Der Rohstoff-Report Tipp:

So einfach die beiden Produkte nachzuvollziehen sind, so gefährlich sind sie auch für den Investor, wenn es tatsächlich zum Knock-Out kommen sollte. Wegen des hohen eingegangenen Risikos sollte sich der Kapitaleinsatz deshalb im homöopathischen Rahmen bewegen. Im Gegensatz zu anderen Hebel-Papieren, bei denen eine Partizipation stattfindet, hängt der Erfolg oder Misserfolg bei diesen Exoten von einem digitalen Ereignis ab, so dass der Investor genau weiß, was ihm unter Umständen blüht.

WKN

Basiswert

KO-Level

Bewertungstag

Rendite

Geld

Brief

SG2LQK

StayHigh Brent

88

09.03.12

10,01%

8,89

9,09

SG2LQW

StayLow Brent

136

09.03.12

11,23%

8,78

8,98

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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