Das griechische "Angebot" zum Schuldenerlass ist da
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Das Dokument, das die Griechen online gestellt haben, können Sie hier herunterladen.
Für diejenigen unter Ihnen, die auf eine Vollauszahlung der Bonds, insbesondere des März-Bonds spekulieren, birgt das Papier eine positive und eine negative Überraschung.
Zunächst zu dem, was den "freiwilligen" Tauschern geboten wird:
Für 1000 EUR nominal einer der aufgelisteten Anleihen, gibt es
- 150 EUR in EFSF-Anleihen, die 2 Jahre laufen (Zins steht noch nicht fest)
- 315 EUR in griechischen Anleihen, die bis 2042 laufen. (Zinsen von 2,0 bis 4,3%). 11 Jahre nach Emission soll mit der Rückzahlung begonnen werden.
- dazu gibt es zusätzliche "Wertpapiere", nominal gleich hoch die wie zugeteilten griechischen Anleihen, die mit dem BIP-Wachstum verknüpft sind. Ab 2015 könnten daraus zusätzliche 1% an Zinsen p.a. fließen, wenn das griechische BIP bestimmte Wachstumsraten durchbricht (hahaha)
- aufgelaufene Zinsen bis zum 24. Februar werden mit einem 6-monatigen EFSF-Bond abgegolten.
Der nominale Verzicht beträgt also 53,5%.
Nun zur positiven Überraschung:
Bisher war die Rede davon, dass mind. 90% freiwillig zustimmen müssen, sonst greifen die CAC-Klauseln, die die Annahme der Umtauschvorschläge für alle verbindlich machen.
In dem Dokument hält sich Griechenland aber zwischen 75 und 90% Zustimmungsquote beide Möglichkeiten offen. Das dürfte wohl davon abhängen, wieviel genau freiwillig getauscht wird.
Im Detail:
freiwlliger Tausch >90% = kein Zwang
freiwilliger Tausch 75-90% = vielleicht Zwang, vielleicht auch nicht.
freiwilliger Tausch <75% = Zwang, wenn dieser mittels CAC-"Ermächtigung" dazu führt, dass mind. 75% getauscht werden (Erläuterung siehe unten bzgl. Anleihen, die nicht nach griechischem Recht begeben wurden)
Wenn auch mit HIlfe der CAC nicht mindestens eine Umtauschquote von 75% erreicht werden kann (bzw. nicht genug freiwillig tauschen und die CAC nicht die nötige Stimmmehrheit erhalten), ist der gesamte Deal tot und Griechenland wird aller Voraussicht nach noch im März in die Staatspleite marschieren!
Die negative Überraschung: Über die Einfügung der CAC wird nicht pro Bond abgestimmt, sondern alle Gläubiger der ausgewählten Bonds entscheiden gemeinsam. ("voting collectively without distinction by series"). Es bedarf dazu einer Mehrheit von 2/3 eines Quorums von 50% des Nominalwerts. Damit fällt die Möglichkeit, dass z.B. Hedgefonds sich die Mehrheit an einem einzelnen Bond gesichert haben könnten, nicht mehr ins Gewicht. Juristisch ist das extrem fragwürdig.
Es kann eigentlich kaum ein Zweifel bestehen, dass die Mehrheiten für die EInfügung der CAC zustandekommen.
Übrigens geht es insgesamt um 206 Mrd. EUR, die getauscht werden sollen. Davon bekommen aber nur 177 Mrd. EUR das CAC-Ersuchen nach der Version, die das griechische Parlament erst vor einigen Tagen verabschiedet hat. Die anderen Anleihen sind nicht nach griechischem Recht begeben, insofern gelten nur die dort bereits von Anfang an implementierten CAC-Klauseln (sofern vorhanden). Das müssen Sie berücksichtigen, wenn Sie weiter oben die Zustimmungsquoten untersuchen.
Fazit: Die Halter des März-Bonds können sich immer noch Hoffnungen machen! Da der Löwenanteil der gesamten hier genannten Griechenanleihen im Besitz von Banken und Versicherungen ist, die bei den Verhandlungen zum Schuldenverzicht anwesend/vertreten waren, ist eine Annahmequote von gut 80% gar nicht so unwahrscheinlich. Damit besteht zumindest die Option, dass es nicht zur Anwendung der CAC kommt. Die Kurse sagen allerdings etwas anderes: Die Griechenbonds haben das neue Angebot bereits weitgehend eingepreist.
"Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in dem März-Bond A0T6US derzeit investiert."
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