Kommentar
17:16 Uhr, 29.07.2011

Das eskalierende Sommertheater in den USA und was es bedeutet

Während ich diese Zeilen schreibe, schwelt in den USA gerade die „Schuldenkrise“. Kurz zusammengefasst: Die derzeitige gesetzliche Schuldenobergrenze von 14,3 Bio. USD (14 tausend und 300 Milliarden...) ist Anfang August erreicht, der US-Kongress muss einer Erhöhung zustimmen.

Der Kongress besteht aus Senat und Repräsentantenhaus, in letzterem haben die Republikaner die Mehrheit, Obamas Demokraten im Senat. Damit muss ein Kompromiss her. Die Republikaner fordern drastische Einschnitte im Haushalt und vor allem im Sozialetat, die Demokraten wollen Mehrbelastungen für „Besserverdienende“ und soziale Härten vermeiden. Es wird hin und her geschachert, politische Spielereien eben. Am Ende wird man sich mit absoluter Garantie einigen, keiner will für eine Zahlungsunfähigkeit der USA verantwortlich sein, zumal das mit Sicherheit im Wahlkamp 2012 ausgeschlachtet werden könnte.

Im Notfall kann Obama das Schuldenlimit zunächst auch alleine anheben, und es gibt noch diverse andere Optionen wie Washington flüssig bleiben kann. Kurzum: Nein, die USA werden natürlich nicht pleite gehen!Wobei das natürlich eine Interpretationsfrage ist. Der eine oder andere bezeichnet die USA schon lange als pleite, im gleichen Sinne wie man Europa und Japan auch als bankrott bezeichnen kann, wenn man möchte. Technisch betrachtet ist das aber falsch, so lange bestehende Bundes-Schulden pünktlich bedient werden, und das war bisher ausnahmslos immer der Fall in der Geschichte der Vereinigten Staaten.

Trotzdem ist das derzeitige Hick Hack nicht nur spannend, sondern auch hilfreich. Es schärft den Blick dafür, wie stark die Handlungsfähigkeit des modernen Staates eingeschränkt ist – wenn er keine Schulden machen kann! Fast alle Staaten der Welt haben sich zu viele Aufgaben aufgebürdet, bzw. sie geradezu an sich gerissen. In den USA kommt erschwerend ein gigantomanischer Militärapparat dazu, der alleine rund 5% des BIP verschlingt (oder positiv ausgedrückt: er trägt 5% zum BIP bei).

Was sollte die Konsequenz der weltweiten Schuldenkrisen sein? Der gesunde Menschenverstand sagt es einem klipp und klar: Staat, zieh dich zurück. Misch dich nicht überall ein, und vor allem rette nicht Gott und die Welt – denn bezahlen müssen Deine Bürger. Leider passiert genau das Gegenteil. Die Krake Staat wächst immer weiter. Da die diversen Krisen in den Medien immer wieder geschickt dem kapitalistischen System und der Spekulation angekreidet werden, gibt es auch in der Bevölkerung eine beachtliche Mehrheit, die diesem Glauben folgt.

Für uns Trader folgt daraus eine bittere Konsequenz: Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden sich die Rahmenbedingungen für „Spekulanten“ in den nächsten Jahren verschlechtern. Das fängt an bei einer Finanztransaktionssteuer und kann bis zu einer Beschränkung des Edelmetallhandels gehen. Was die Abgeltungsteuer angeht, so sehe ich nach der Wahl 2013 in Deutschland vor allem zwei Möglichkeiten: Abschaffung und erneute Besteuerung nach dem persönlichen Einkommensteuersatz. Oder aber einfach den derzeit geltenden Satz nach oben schrauben. Diese Kuh lässt sich am leichtesten melken.

Auf den Punkt gebracht: So traden Sie GÜNSTIGER!

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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