Das Ende des Stabilitäts- und Wachstumspaktes
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Die Entscheidung des ECOFIN Deutschland und Frankreich nicht für das Überschreiten der 3%-Grenze ihres Budgetdefizits zu bestrafen, kündigte das Ende des Stabilitäts- und Wachstumspaktes (SWP) fünf Jahre nach seiner Entstehung an. Die Auswirkungen werden von politischer und wirtschaftlicher Natur sein. Politisch ist es charakteristisch für die steigende Kluft zwischen dem Kern (Frankreich, Deutschland und Italien) und den Satellitenstaaten innerhalb des Eurogebietes, und könnte andere gemeinsame politische Richtlinien und Projekte der EU gefährden. Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind weniger tiefgreifend und klar abgegrenzt, zum Teil, weil die Entscheidung weitgehend erwartet wurde. Kurzfristig kann es die Risiken eines abnehmenden Wachstums im Zusammenhang mit dem geplanten Anziehen der Geldpolitik verringern. Trotzdem erwarten wir, dass Frankreich und Deutschland ihre Geldpolitik im nächsten Jahr straffen werden, nur nicht in dem von der Kommission gehofften Ausmaß. In diesem Sinn ist es weniger entscheidend als es sonst der Fall gewesen wäre. Die Reaktion der EZB ist auch wichtig. Während sie ihre Enttäuschung zum Ausdruck gebracht haben, und folglich ihre "standhafte Verpflichtung zur Beibehaltung der Preisstabilität" betont haben, erwarten wir von ihnen keine plötzliche Erhöhung der Zinsraten, obwohl sie straffere geldpolitische Konditionen von einem stärkeren Euro akzeptieren könnten, als sonst der Fall gewesen wäre. Mittelfristig könnte das Fehlen von einer fiskalen Disziplin höhere Anleihenerträge bedeuten, und damit das Wachstumspotential einschränken. Die Mitgliedsstaaten sind sich dessen dennoch bewusst, und es ist unwahrscheinlich, dass Frankreich und Deutschland ihre Verpflichtungen, die sie in Richtung einer strafferen Geldpolitik festgelegt haben, gänzlich vernachlässigen werden. Langfristig gesehen ist eine Anzahl von steuerlichen Regelungen bestimmt unabdingbar für eine effektive Existenz der Eurozone. Bevorzugt sind dabei solche, die eine klare Unterscheidung zwischen strukturellen und zyklischen Veränderungen bei Anleihen machen. Dies scheint momentan noch weit entfernt zu sein, aber trotzdem vergießen wir keine Tränen über den SWP.
US-Gewinne steigen - kann es noch besser werden?
Neuigkeiten über das stärker als vorher angenommene Wachstum der US-Wirtschaft im dritten Quartal war einer der Höhepunkte letzte Woche, der eine Sintflut von positiven Neuigkeiten aus der Wirtschaft ausgelöst hat. Mit 8,2% auf Jahresbasis hat das dritte Quartal die stärkste BIP-Wachstumsrate seit 19,5 Jahren verzeichnet.
Die bedeutendste Information unserer Meinung nach war die Bestätigung, dass die Unternehmensgewinne einen weiteren starken Zuwachs erfahren haben. Die Unternehmen haben dies in den letzten Gewinnberichten angezeigt und man musste kein Volkswirt sein, um zu erkennen, dass eine rasch wachsende Wirtschaft, die keine neuen Arbeitsplätze hervorbringt, viele Gewinne machen müsste. Trotzdem waren die jüngsten Statistiken sehr beeindruckend, da Gewinne vor Steuern um 56% auf Jahresbasis nach einem Anstieg um 45,7% im zweiten Quartal gestiegen sind. Der Gewinnanteil am BIP hat nun von einem Tiefstand von 8,5% in der Rezession in 2001 auf 11,5% zugenommen.
Es ist dieser Anstieg, der es den Gewinnen ermöglicht hat, das Einkommenswachstum zu überholen Dies ist ein Antriebsfaktor für die gesamte Wirtschaft. Gestärkt wurde er durch die Fortsetzung der rigorosen Kostenkontrollen, die in der Abnahme von den Lohnkosten pro Einheit reflektiert wurden. Jene stellen ungefähr drei Viertel der Kosten von Unternehmen dar und mehr als übertreffen den Druck von steigenden Gebrauchsgüterpreisen. Es gibt auch Beweise, dass die Preisumgebung für Unternehmen sich durch den in den letzten Quartalen allmählich erhöhenden Preisdeflator verbessert.
Die Erholung der Gewinne ist für eine Dauerhaftigkeit des Wachstums entscheidend. Stärkere Cashflows bedeuten, dass die Unternehmen jetzt in der Lage sind, ihre Ausgaben für Großanlagen, Inventar und Beschäftigung zu erhöhen. Es gibt weiterhin Druck von Pensionsfonds für eine Erhöhung des Cashflows, um die Defizite zu stoppen, und dies wird den Aufschwung der Unternehmensausgaben mäßigen. Trotzdem sind die Gewinne den Investitionen um ungefähr 6 Monate voraus. Obwohl die Kapazitätsauslastungsraten niedrig bleiben, werden Unternehmen größere Investitionen einplanen, um der Nachfrage im nächsten Jahr nachzukommen. Dies spiegelt sich in der Verbesserung der Auftragslage für langlebige Güter wider, welche letzte Woche durch einen Anstieg von 3,3% im Oktober an Schwung gewonnen haben. Bezüglich der Unternehmensausgaben wird die Beschäftigung als letztes anspringen, aber es gibt Anzeichen, dass dies auch im Umschwung begriffen ist. Der Beschäftigungsbericht von dieser Woche sollte weitere Zunahmen der Mitarbeiterzahlen im Einklang mit Neueinstellungen und jüngsten Verbesserungen des Konsumentenvertrauens zeigen. Konsumentenausgaben sollten durch die Unterstützung des Haushaltseinkommenswachstums aufrechterhalten werden.
Dies sind gute Neuigkeiten und es gibt Möglichkeiten für eine Weiterentwicklung. Die Verbesserung der Unternehmens-Cashflows (interne Mittel minus Investitionen), zum Beispiel, deuten auf eine weitere Verschmälerung der Handelsspannen im Anleihenmarkt in den kommenden Monaten hin. Eine Warnung liegt in der Luft: Es kann leicht gesagt werden, dass es momentan so gut ist, wie es werden konnte. Die Gewinne erreichen momentan den Höchststand seit 1997, und noch wichtiger, wie in Graphik 1a gesehen werden kann, die Gewinnanteile liegen nun wieder über ihrem langfristigen Durchschnittswert. Weitere Anstiege sind möglich und wir erwarten, dass die Unternehmensgewinne das BIP nächstes Jahr überholen werden, aber hinsichtlich des Wachstums haben wir bestimmt den Höhepunkt überschritten. Dies fügt eine leicht unterschiedliche Perspektive wie die US-Wirtschaft von vielen gesehen wird hinzu. Oft wird gesagt, dass das entscheidende Kriterium für eine anhaltende Erholung ein Anstieg in der Beschäftigung ist, und damit den Konsumenten unterstützt. Dies bedeutet aber, dass das Wachstum der Produktivität sich verlangsamen wird und der Unternehmenssektor wieder einmal seine Gewinne mit dem Faktor Arbeit teilen wird.
Quelle: Schroders
Die Schroders-Gruppe ist eine führende internationale Vermögensverwaltungsgesellschaft, die 1804 gegründet wurde. Schroders verwaltet Anlagen für Pensionsfonds, Regierungsbehörden, Wohltätigkeitsorganisationen, Körperschaften, Familienunternehmen und vermögende Privatpersonen weltweit und ist ein führender Verwalter von Investmentfonds. Schroders bietet Anlagen in allen wichtigen Vermögenskategorien in entwickelten Ländern und Schwellenländern an: Aktien, Schuldtitel, Geldmarktinstrumente, Beteiligungen und Immobilien. Das weltweit verwaltete Vermögen betrug zum 31. Dezember 2002 über 135,5 Mrd. Euro.
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