Das Ende der Selbstbedienung?
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Die Schweiz, Vorreiter und leuchtendes Beispiel in Sachen direkte Demokratie, setzt mit dem Volksentscheid „Volk gegen Abzockerei“ ein Signal, das die Wirtschaftswelt womöglich verändern wird. 67,9% der Teilnehmer an der Abstimmung votierten dafür, dem Selbstbedienungsklüngel aus Verwaltungsräten und der Geschäftsführung (bzw. in Deutschland Aufsichtsrat und Vorstand) Steine in den weiteren Weg zu werfen.
Binnen eines Jahres muss nun ein Gesetz auf den Weg gebracht werden, das folgende Eckpunkte umfasst:
- Die Generalversammlung (Hauptversammlung) stimmt jährlich über die Gesamtsumme aller Vergütungen des Verwaltungsrates, der Geschäftsleitung und des Beirates ab.
- Die Generalversammlung wählt jährlich den Verwaltungsratspräsidenten und einzeln die Mitglieder des Verwaltungsrates und des Vergütungsausschusses.
- Die Pensionskassen müssen im Interesse ihrer Versicherten abstimmen und offen legen, wie sie gestimmt haben.
- Aktionäre können elektronisch fernabstimmen.
- Depotstimmrechtsvertretung ist untersagt.
Klasse! Über Details kann man sich sicherlich streiten. Ob der Turnus (jedes Jahr) so Sinn macht ist die Frage. Aber grundsätzlich ist diese Neuregelung geradezu revolutionär. Auf den Generalversammlungen wird es heiß hergehen, und die Zeiten, in denen sich die „Aufsichts“-Gremien und die Geschäftsleitung gegenseitig die Kohle zuschusterten sind vielleicht nicht ganz vorbei, aber das ganze Prozedere wird sehr viel transparenter. Keine dicken Abfindungen mehr ohne Zustimmung der Aktionäre! Ebenso keine Antrittsprämien. Denn darum geht es hier eigentlich: Es ist das Geld der Eigentümer, der Aktionäre, das verpulvert wird. Es geht nicht darum, dass der Staat die Höhe der Gehälter begrenzt!
Auch sehr spannend: Wenn es keine Stimmrechtsvertretung mehr gibt, werden die Banken in diesem Bereich de facto entmachtet. Elektronische Abstimmung ist ohnehin längst überfällig und repräsentiert lediglich die neue Wirklichkeit. Sehr gut!
Jetzt muss Europa nachziehen. Sorgen, dass wir dann keine fähigen Vorstände mehr finden, sind völlig unbegründet. Dies umso mehr, je mehr Länder sich der Bewegung anschließen. Für Versagen darf es keine Prämien geben! Und wenn Vorstände 20,30 und noch mehr Mio. EUR im Jahr verdienen wird es einfach unanständig, auch wenn sie gute Arbeit leisten. Das weiß eigentlich jeder, aber alle nehmen eben so lange wie möglich so viel mit, wie es nur irgendwie geht.
Wenn die Eurokrise über Umwege dazu führt, dass grobe Missstände im wirtschaftlich-politischen System konsequent angegangen werden, dann hatte sie am Ende sogar etwas Gutes. Eigentlich könnte man sich als Nächstes gleich mal die unverschämten Altersversorgungen der Politiker vornehmen, und insbesondere die Gehalts- und Versorgungsstruktur der EU-Bürokratie. Aber das ist dann doch wieder ein anderes Thema.
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