Kommentar
07:00 Uhr, 14.07.2009

Das Ende der Rezession naht! Und dann?

Aus konjunktureller Sicht liegt ein furchterregendes Winterhalbjahr hinter uns. Das vierte Quartal 2008 und das erste Quartal 2009 sind von erschreckend hohen Schrumpfungsraten in den Volkswirtschaften geprägt, und zwar weltweit. Nach dem Konkurs von Lehman Brothers Mitte September letzten Jahres waren die Unternehmen in eine Art Schockstarre verfallen. Einbrüche bei Auftragseingängen und Produktion folgten. Vor diesem Hintergrund gab es Prognoserevisionen kaum gekannten Ausmaßes für 2009. Wenn man für Deutschland nun von einer Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts für dieses Jahr um 6% ausgehen muss, so haben wir uns dies bereits in den letzten Monaten „erarbeitet“, oder vielmehr „nicht erarbeitet“.

Unbeschadet der außerordentlichen Schwere der aktuellen Rezession weltweit, ist es dennoch Allgemeingut unter Prognostikern. Anfang dieses Jahres musste man sich damit trösten, dass in der Historie jede Rezession, jede Bankenkrise und auch jede Immobilienkrise überwunden worden ist. Jetzt sprechen zunehmend mehr Konjunkturindikatoren diese These bestätigende Worte. Und dafür gibt es gute Gründe. Mit nicht gekannter Vehemenz haben sich Geld- und Finanzpolitik gegen die Krise gestemmt. Extrem niedrige Zinsen sowie große Konjunkturpakete weltweit sind die Anschubfinanzierung, die es gebraucht hat, um der globalen Vertrauenskrise Herr zu werden. Die Unternehmen schöpfen zunehmend Mut, dass die Impulse greifen und die Auftragsbücher in den kommenden Monaten wieder gefüllt werden.

Wirft man einen Blick auf die Einkaufsmanagerindizes, dann kann der Prognostiker wieder etwas beruhigter sein. Zeigten sich die befragten Unternehmen bis Januar noch unfassbar pessimistisch und berichteten überwiegend von gesunkener Aktivität, hat dieser sehr aussagekräftige Konjunkturindikator zuletzt schon seinen fünften Anstieg in Folge hingelegt. Zwar befindet sich der Einkaufsmanagerindex für die meisten Länder noch auf einem niedrigen Niveau, dass Schrumpfung anzeigt, aber China hat die Expansionsgrenze bereits überwunden und die anderen Länder sind auf einem guten Weg.

Die Erleichterung über diesen Dreh der Stimmungsindikatoren war groß, an den Finanzmärkten war deutlich zu hören, welcher Stein den Börsen vom Herzen gefallen ist. Rasch konnten die Aktienindizes seit den Tiefständen im März rund 50% an Wert zulegen. Nun müssen die harten realwirtschaftlichen Daten wie Auftragseingänge, Industrieproduktion oder Einzelhandelsumsätze auch nachlegen, damit auf die Erleichterung nicht gleich die Ernüchterung einsetzt.

Wir befinden uns in der Endphase der Rezession. Angesichts ihrer Schwere und der sehr ernsthaften Bedrohung für das Finanzsystem, die noch vor gut einem halben Jahr bestand, ist dies eine ausnahmslos positive Botschaft. Aber was kommt nun? Kann es schon einen „normalen“ Aufschwung geben? Hier fällt die Antwort verhalten aus, man sollte mehr von einer konjunkturellen Erholung als von einem fulminanten Aufschwung sprechen. Denn den geld- und finanzpolitischen Impulsen stehen namhafte Belastungsfaktoren entgegen. So dauern die Aufräumarbeiten im Finanzsektor an. Auch hemmt die spürbar gestiegene Staatsverschuldung die Wachstumsdynamik mittelfristig, wenn mit Ausgabenkürzungen oder Steuererhöhungen zu rechnen ist. Dies mahnt zur Vorsicht und schützt vor Euphorie, aber gleichermaßen schwinden die Argumente zur Resignation, denn auf die Zyklik ist eben doch Verlass. Und auf Rezession folgt Expansion.

Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater - DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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