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08:44 Uhr, 28.12.2001

Das Börsenjahr 2002 - positiv oder negativ?

Nach den jüngsten Zahlen zu den Mittelzuflüssen in US-Aktienfonds (BörseGo berichtete) zeigten sich die Fondsforscher von Trim Tabs wenig zuversichtlich darüber, daß die Zuflüsse in nächster Zeit anziehen werden. "Der Markt befindet sich in einer Art Lauerstellung- es sieht so aus, als ob die Zuflußzahlen stagnieren werden", erklärte ein Verantwortlicher.

Die Unternehmensliquidität war letzte Woche stark angestiegen, die Anzahl der Übernahmen und der Aktienrückkaufprogramme hatten ein neues Hoch erreicht. Lediglich mittelfristig sei man daher im Hause Trim Tabs bullish gestimmt. "Unternehmensinvestoren sind in der letzten Woche auch bullish geworden. Sollten die Käufe in den nächsten Wochen anhalten, liegen wir mit unserer bearishen Haltung daneben. Noch sieht es nicht danach aus", erklärte man weiter.


Geht man nach der Meinung der Analysten so werden Investoren im neuen Jahr wie neu geboren an den Markt gehen.

Die Investoren, sowohl auf privater als auch auf institutioneller Seite, erwarten, dass sich die Wirtschaft erholt, dass das Wachstum der Unternehmensgewinne wieder anzieht und dass der Markt wieder steigen wird.

Nach einem Jahr, in dem die Aktienkurse stark sanken, eine Rezession in den USA begann und Terroanschläge auf das Finanzzentrum der Staaten verübt wurden, scheint dieser Optimismus sich selbst zu begründen.

Es gibt hohe Erwartungen. Die Credit Suisse First Boston prognostiziert eine Konjunkturerholung und zweistellige Margen bei den Unternehmen.

Die Hoffnung hat sich an der Wall Street breitgemacht. Die Indices sind seit den Tiefstständen vom 21. September wieder nennenswert gestiegen.

Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass neue Anschläge oder ausbleibende Signale, die auf eine Erholung der Wirtschaft hindeuten, die Stimmung eintrüben würden.

Viele gehen allerdings davon aus, dass es nicht mehr schlimmer werden kann. Die Gewinne der Unternehmen waren in diesem Jahr so schlecht ausgefallen wie seit 11 Jahren nicht mehr, im März hat offiziell eine Rezession in den USA begonnen.

Analysten gehen davon aus, dass man in den Earnings des ersten Quartals sehen wird, ob sich die Situation weiter eintrüben wird. Im zweiten Quartal könne man laut Expertenmeinung frühestens eine Erholung erwarten.


Steve Kim, der quantitative Aktienstratege von der CS First Boston erklärte, daß das KGV des S&P 500-Indizes mit 31 in der Nähe eines historisches Höchststandes stehe, obwohl viele Unternehmen einen herben Kurseinbruch in den letzten Monaten hinnehmen mußten. Dies führe dazu, daß der Markt sehr teuer bewertet aussehen würde.

Allerdings müsse man auch berücksichtigen, daß die Zinsen auf einem sehr niedrigen Niveau seien, was die Bewertung relativiere. Da überdies die Gewinne der Unternehmen demnächst wieder sprunghaft ansteigen könnten, sei es gut möglich, daß das KGV in absehbarer Zeit wieder auf ein günstiges Niveau fallen könne.


Die Analysten von Bridgewater äußerten sich heute sehr bearisch zum Markt, in dem sie die Ansicht vertraten, daß der Optimismus, den der Markt für das kommende Jahr eingepreist habe, völlig fehl am Platze sei. Es seien schon viel zu viele positiven Nachrichten in den Kursen enthalten.

Noch bevor es irgendwelche Anzeichen einer Wirtschaftserholung geben würde stürzten sich die Anleger bereits auf die Aktien, als ob diese im Ausverkauf seien. Dabei wären Aktien noch immer teuer bewertet, so die Experten.

"Wir glauben schon, daß die niedrigen Zinsen ihre Auswirkungen haben werden. Auch sollte die Wirtschaft in 2002 wieder zulegen können. Aber nicht so sehr, wie es der Markt aktuell vorweg nimmt", erklärte ein zuständiger Analyst.

Es gebe noch überhaupt keine Anzeichen dafür, daß der Boden in der Wirtschaft gefunden sei. Man habe es mit einer außerordentlich schlimmen Rezession zu tun, die derzeit aber allem Anschein nach unterschätzt werde, meinen die Experten.


Dan Veru, Portfolio Manager bei Palisade Capital Management, sieht die Earnings Situation der Unternehmen als schrittgebend für die Weltmärkte an. Der Markt sei zur Zeit in einer Korrekturphase, er könnte sogar auf Tiefstkurse zurücklaufen, die am 21. September zu sehen waren. Im Januar erwartet Veru einen leichten Rebound des Marktes. Eine Erholung der Konjunktur solle erst Ende 2002 erwartet werden.

Veru empfiehlt den Investoren, ihre Portfolios genauestens zu untersuchen und die "Verlierer" Aktien zu verkaufen. Das neue Jahr solle ausschließlich mit Gewinnern gestartet werden, da diese die einzigen Werte sein würden, die nicht überdurchschnittlich bei drohenden Korrekturphasen verlieren würden. Die Investoren sollten sich bei der Auswahl ihrer Anlagen nicht auf Sektoren, sondern auf die Unternehmen konzentrieren.

Zur Zeit sei darüber hinaus die institutionelle Aktivität bei Small Caps, also Unternehmen mit kleiner Marktkapitalisierung, niedrig. Diese Situation solle sich allerdings ändern, sobald die Prognosefähigkeit der Unternehmen sich bessere.


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